Chapter 10

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-Lauren-

Camila war verliebt. Sie war wirklich verliebt, verliebt in mich. Ich wusste nicht mal, ob ich mich noch ihre beste Freundin nennen konnte, denn beste Freunde kennen einander besser als man sich selbst, richtig? Doch nach dem Satz kam es mir so vor, als würden wir einander nie gekannt haben. Jedoch ergab es alles einen Sinn, auch wenn mich dieser Satz wie der Blitz traf. Sie war verliebt in mich.

Camila wirkte die ganze Zeit über einsam und leer, so traurig und völlig verloren in dieser großen Welt. Ich nahm diesen Einwand als Ausrede dafür, dass unser Kuss keine Bedeutung hätte. Sie tat es aus Schuld, aus Mitleid, aber auch für sich selbst. Sie wollte etwas spüren, nur irgendeine Emotion. Zumindest versuchte ich mir das, die vergangenen Tage einzureden, doch nun bekam ich ein Einblick in ihre Welt.

Jedes handgeschriebene Wort in diesem Buch, schrie förmlich nach Liebe und Zuneigung. Camila schien all ihr Selbstvertrauen aufgegeben zu haben, nur für ein wenig Anerkennung und Aufmerksamkeit. Doch nun bereute ich es irgendwie, diese Seiten gelesen zu haben. Als hätte ich aus ihrer Seele gelesen, völlig rein und ehrlich.

Camila war immer ein Mensch, der fast durchgängig lachte und glücklich war. Zumindest hatte ich sie noch so in Erinnerung. Sie war positiv und kein Mensch, der Ärger machen konnte. Doch nun war sie das exakte Gegenteil davon. Sie war unpünktlich, unorganisiert und ihr Lächeln bekam man nur noch selten zu Gesicht. Sie hatte sich einfach aufgegeben. Ich war ihr Wendepunkt. Der Mensch, der in ihr Leben wieder Ordnung bringen sollte und es auch musste, denn das war ich ihr nun auch schuldig. Vielleicht wollte sie mit unserem Kuss wirklich etwas spüren, vielleicht genau das, was Austin ihr nicht geben konnte. Und da war er wieder, dieser winzig kleine Schimmer Hoffnung. Er schenkte mir den Glauben, dass ich die alte Camila zurückbringen könnte. Und genau das machte ich mir zum Ziel — ich würde sie zurückbringen, was auch immer es kosten mag.

Ich überlegte lange, ob ich ihr das Buch einfach vorbeibringen und dabei ehrlich ihr gestehen sollte, dass ich ein wenig darin gelesen hätte. Nein. Sie würde überhaupt kein Vertrauen mehr zu mir aufbauen, wenn ich sie einfach damit konfrontieren würde. Und genau diesen Effekt wollte ich nicht bewirken. Ich wollte ihr Vertrauen, ihre Ehrlichkeit und alles andere auch. Ich wollte nur sie. Also würde ich warten bis morgen, mit der Hoffnung, dass sie in der Schule auftauchen würde.

-Camila-

Ich konnte es nicht fassen, nun musste ich nicht nur Angst haben, dass irgendjemand mein Tagebuch lesen würde sondern auch noch um meine ohnehin schon verlorene Zukunft. Mr Mahone wollte mit mir reden, persönlich. Ich wusste, dass würde Ärger bedeuten und um das ganze noch zu toppen, würde ich heute wieder auf Lauren treffen. Nach gestern wollte ich alles, nur sie nicht wieder sehen. Mein Magen schmerzte, wenn ich nur daran dachte, was der heutige Tag für mich bereit halten würde. Meine Mutter schien besorgt, mehr als sonst. Mr Mahone hatte ihr erzählt, dass meine Noten mangelhaft seien und durch diverse Vorfälle meine schulische Laufbahn bei ihnen demnächst zu Ende sein könnte. Er war Austins Vater, natürlich würde er mich höchstwahrscheinlich der Schule verweisen. Auch wenn es gemein klingen mag, doch Lauren hätte nicht zurückkommen dürfen. Mein Leben war nie unproblematisch, doch nun schien es schwieriger als je zuvor. Lauren machte mich glücklich, keine Frage. Doch dies ist wahrscheinlich meine einzige Chance, und mit diesen Noten konnte es nur noch bergab gehen. Und Lauren würde mir bei diesem Schlamassel auch keine Hilfe sein.
Andererseits war die Schuldige in dem ganzen Verfahren ganz alleine ich, und nur ich. Die Schuld würde ich ihr niemals zuweisen, denn es war meine alleinige Entscheidung mich von ihr ruinieren zu lassen.

Mein Haar zersaust und in einem übergroßen Hoodie, lief ich den Gang entlang. 8:14 Uhr. Na toll, ich war zu spät. Erneut. Die Nacht verlief schleppend. Ich hatte kein Auge zugemacht, jedoch kreisten meine Gedanken um nichts anderes als Lauren und mein verlorenes Tagebuch ... Es waren einzig und allein diese zwei Dinge, die mir den Schlaf raubten. Es schien wie ein Albtraum, allerdings wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Lauren und mein Tagebuch zur Zeit den gleichen Standort teilten. Auch wenn es seinen Weg zurückfinden würde, würden einige Wahrheiten ans Tageslicht kommen, und damit nicht nur meine.

She Knows (GirlxGirl) || Camren ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt