Der Vampir war hungrig. Er durchstreifte die belebte Stadt, glitt problemlos durch die Menschenmassen und ließ seinen kalten Kobalt-Augen über die Mengen an Gesichtern schweifen. Keines dieser erfreuten, gehetzten oder betrunkenen Gesichter wirkte auch nur im Ansatz interessant. Er bemerkte die begehrenden Blicke von Männern und Frauen, die ihm sehnsüchtig nachsahen. 'Uninteressant. Alle hier sind so langweilig.' Der Vampir hatte heute Nacht kein Interesse an einem leichten, durchschnittlichen Opfer. Ihm war nach etwas mehr Spaß zumute.
Er spürte, wie jemand ihn anrempelte, drehte sich um, um die Person nach allen Regeln der Kunst fertig zu machen, blickte er in die großen, quecksilbernen Augen eines Jungen, welcher unschuldig zu ihm hinaufblickte.
Die Wimpern, welche diese grandiosen Augen umrahmten, waren, wie das gewuschelte Haupthaar, schneeweiß. Die Haut des Jungen wirkte so weich, hatte gleichzeitig einen Hauch von Porzellan, mit leicht geröteten Wangen und einer blutroten Narbe, die das fast püppchenhafte Aussehen des Jungen noch zu unterstreichen schien.
"V-Verzeihung, Mister...", murmelte der Junge, blintzelte noch einmal unschuldig, ehe er sich umsah und weiter rannte.
Der Vampir sah dem weißhaarigen Jungen nach, welcher sich ungeschickt und hektisch durch das Gedrängel schob, bemerkte dann jedoch drei grimmige Männer, die der kleinen Schönheit zu folgen schienen. Der Vampir zog eine Augenbraue hoch, ehe er den Menschen in eine dunkle Nebengasse folgte.
Keine drei Minuten waren vergangen und er hörte den Jungen schreien."NEIN! Bitte, lasst mich..." "Halt dein Maul, du kleine Schwuchtel! Du mieses Schwein hast uns um unser ganzes Geld gebraucht, du verficktes Blag! Vielleicht kannst du ohne Zähne ja besser Schwänze lutschen, verdammter Faggot!" Einer der drei hatte den Jungen am Kragen gepackt und gegen eine Backsteinwand gepresst. "Nur weil ihr Bastarde nicht verlieren könnt...", entgegnete der Junge, woraufhin er einen Schlag in die Magengrube kassierte. 'Mutig. Ich bin fast beeindruckt, was ein netter Dickkopf diese Bohnenstange ist...', dachte der Vampir und schmunzelte leicht.
"Du miese kleine Ratte wagst es tatsächlich, jetzt noch einen Pieps von dir zu geben?!" Der Anführer war entrüstet, ballte die Hand, welche nicht den Kragen des Jungen gepackt hielt, zur erhobenen Faust um dem Jungen die Zähne auszuschlagen. Dieser kniff die Augen fest zusammen und wartete auf den Schmerz, welcher jedoch nicht eintrat. Zum Spähen öffnete er vorsichtig ein Auge, ehe er sie beide vor Erstaunen aufriss.
Ein großer, asiatischer Mann mit langen, schwarzen Haar hielt lässig die Faust seines Angreifers in die Höhe. 'Der Mann von eben...'
Der Griff um seinen Hals lockerte sich und der Junge sackte zu Boden, seine Augen voller Verwunderung auf den Fremden gerichtet.
Der Blick des Neuankömmlings war genervt, fast schon ärgerlich, als er den Muskelprotz betrachtete.
"Man muss echt ein riesiges Arschloch sein, um so eine miese Scheisse von sich geben zu können." Mit diesen Worten brach der Neuankömmling, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken den Arm.
"ARGH! WAS ZUM..." was darauf folgte, war nur noch ein Gurgeln, ehe der Mann mit einem riesigen Loch im Rücken zu Boden sackte. Über ihm stand der Vampir, das noch verzweifelt pumpende Herz in der mit Blut überzogenen Hand haltend. Er grinste, ehe er den Muskel in seiner Hand zerquetschte und die blutige Matsche auf den Toten tropfen lies.
Die beiden anderen Männer waren starr vor Entsetzen. "Was... bist du?!", schrie einer der beiden und wollte sich auf das Monster stürzen, welches ihm in den Solaplexus schlug. Der Mann viel geradlinig zu Boden, keuchte, und blickte voller Angst zu dem Vampir auf. Dieser sah ihn mit einem mit Ekel erfüllten Blick an, eher er mit seinem Stiefel auf das Gesicht des Menschen trat. "Nein... bitte, lass mich... gehen...", röchelte der Mann verzweifelt. Der Vampir gab nur ein "Tche" von sich, eher er den Kopf unter seinem Fuß zerquetschte. Das Knacken des Schädelknochens gab ihm ein Gefühl tiefer Befriedigung.
Er wandte sich dem letzten Stück Abschaum zu, welches einfach nur mit aufgerissenen Augen da stand. Ehe er aus seinem Schockzustand aufwachen konnte, packte ihn der Vampir und sank seine Zähne mehrfach in den Hals seines Opfers, welches nur noch gurgelte, ehe es das Bewusstsein verlor.
Das Monster trank den Mann leer, der Rest des Blutes benetzte den Boden, ehe es die Leiche von sich stieß und sich dem Weißhaarigen zuwandte.
'Eigenartig... seine Augen zeigen keinerlei Furcht...'
Der Vampir ging vor dem Jungen in die Hocke, welcher ihn nur mit tellergroßen Augen anstarrte. Sein Blick wirkte beinahe bewundernd. 'Höchst interessant...' Der Vampir legte den Kopf schief. "Hast du denn keine Angst?", fragte er den Jungen. "...Nein. Nicht wirklich.", antwortete dieser. "Sollte ich Angst haben?" Der Vampir grinste. "Das würde jeder normale Mensch haben. Du fürchtest also nicht den Tod?" Der Junge wich schnell dem durchdringenden Blick des Vampirs aus. "Es ist nicht so, dass ich sterben will... aber es gibt auch keinen wirklichen Grund für mich, weiterzuleben...und vermissen würde mich auch keiner..." Traurig sah der Junge zu Boden. "Außerdem... du hast mir das Leben gerettet. Ich stehe in deiner Schuld." Sein Blick richtete sich fest auf die Augen des Vampirs, als er seinen lockeren Kragen etwas nach unten schon und seinen Hals freigab. "Du kannst mein Blut ruhig haben, wenn du willst."Zu sagen, dass der Vampir überrascht war, wäre eine klare Untertreibung gewesen. Er starrte den Jungen an, als wäre er ein Engel. 'Vielleicht ist er tatsächlich ein Engel...' Das Monster grinste, ehe es mit seinem mit Blut benetzten Finger über den Puls des Jungen fuhr. Der Atem des Jungen stockte kurz, als als die Lippen des Vampirs über seinen Hals fuhren, ihn hin und wieder küssten, an seiner zarten Haut nippten. "Wo wäre denn dann der Spaß, dich zu töten, hm?", hauchte der Dunkelhaarigen mit seiner betörenden Bariton-Stimme dem Jungen ins Ohr. Der Puls unter seinen Lippen wurde schneller, genau wie die Atmung des Jungen. Der Vampir wusste jedoch genau, dass dies wenig mit Angst zu tun hatte. Vielleicht ein wenig.
Doch er hörte nichts von dem was die meisten Opfer zuvor gerufen hatten. 'Bitte verschon mich! Nicht meine Kinder! Lass mich gehen!' Nichts davon. Stattdessen bot dieses Kind ihm sein Blut als Dank an.
Er küsste den Jungen noch auf die Wange, ehe er sich erhob. "Du solltest nicht allein mitten in der Nacht in solchen Vierteln herumlaufen, Moyashi. Du bist dafür noch viel zu klein." Der Junge zog eine Schnute. "Ich bin 18! Ich kann machen was ich will! Und mein Name ist Allen!", maulte er. Erneut war der Vampir verblüfft. Dass ein Mensch in so einer Situation so mit ihm redete...
"Du siehst aus, als wärst du nicht älter als 15, Moyashi. Wie auch immer, pass besser auf. Ich bin nicht das einzige Monster, welches du fürchten solltest." Er strich dem Jungen eine der silbrig-weißen Strähnen aus dem hübschen Gesicht, ehe er aufstand und sich zum Gehen anschickte. "Warte!", rief die zarte Stimme. "Wie... Wie heißt du?" Der Vampir lächelte, als er den Jungen über die Schulter hinweg ansah. "Mein Name ist Kanda. Und wer weiß, vielleicht sehen wie uns schneller wieder, als dir lieb ist."_________________________________________________________________
Jaaaa ich lebe noch^^
Das wird meine neue Yullen-Fanfiction, die mir schon lange im Kopf rumgegeistert ist. (Vampir-Kanda, diese Vorstellung*~* *hechel*)
Musste außer mir eigentlich noch jemand bei der Herz-Szene an Killua aus HxH denken? :3
Jedenfalls: Lasst mir doch bitte eine kleine Review da~
Frohes Fest <3
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Mond um Mitternacht
VampirAllen hängt nicht gerade an seinem Leben. Sein Vormund schert sich einen Dreck um ihn, solange der Junge Geld einbringt, in der Schule hat er es auch nicht leicht und sein Lebenswille wird mehr und mehr auf zu einem hypnotischen, stets gleichen Tage...