Kapitel 1

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Mein Leben fing in Korea an und ging in einer kleinen unbekannten Stadt in England weiter. Seit ich 7 Jahre alt war, lebe ich in England und ich hatte auch nicht vor das zu ändern, ich hasste Korea und es hat auch einen Grund weshalb ich dieses Land verlassen habe. Meine Mutter starb bei meiner Geburt, wofür mein Vater mir die Schuld gab und mich deshalb des öfteren verprügelte, bis mich dann irgendwann ein nettes Ehepaar gerettet hatte. Heute lebe ich in England und bin sehr glücklich, jedenfalls war ich das bis ein Anruf aus Korea kam. ,,Oh Ri Jin, dein Vater hat angerufen, deine Großmutter ist verstorben, du sollst den nächsten Flieger nach Korea nehmen." das hatte mir meine Adoptivmutter gesagt und nun sitze ich hier am Flughafen und warte bis mein Flug aufgerufen wird.

Ich hatte schon seit ich aufgewacht bin schlechte Laune, was man mir auch deutlich ansah. ,,Warum kann ich nicht einfach hierbleiben?" fragte ich meine Adoptivmutter und stampfte dabei wütend mit dem Fuß auf. Sie sah mich mit einem traurigen Lächeln an und nahm meine Hände in ihre. ,,Glaub mir Ri Jin, wenn es nach mir ginge würde ich dich nicht gehen lassen, aber es war deine Großmutter." Ich sah sie bettelnd an, sie schüttelte aber nur den Kopf. ,,Aber wie kannst du mich bei dem Mann lassen der mir so viel schlimmes angetan hat?" meine Stimme brach. Sie sah mich traurig an lächelte aber danach. ,,Wir haben für dich ein Hotelzimmer gebucht und ich werde Ri On mit dir schicken." Mir fiel ein Stern von Herzen, als sie das sagte. Ri On ist mein älterer Bruder, den meine Adoptiveltern ein Jahr vor mir adoptiert hatten, auch wenn wir keine richtigen Geschwister sind, könnte man vom Verhalten her meinen wir wären Zwillinge. ,,Danke." sagte ich zu ihr und umarmte sie kurz. ,,Wo ist Ri On überhaupt?" fragte ich, denn ich hatte ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen. ,,Er ist mit deinem Vater den Koffer wegbringen." Ich nickte nur und setzte mich wieder hin.

Ein wenig später als wir uns von unseren Eltern verabschiedet hatten, saßen mein Bruder und ich im Flugzeug. ,,Ri On, kann ich am Fenster sitzen?" fragte ich ihn und sah ihn mit meinem Engelsblick an. ,,Aber natürlich, Schwesterherz." Er ließ mich ans Fenster und ließ sich danach neben mich fallen. ,,Irgendwie bin ich aufgeregt, es fühlt sich so an als würde etwas passieren." sagte er nach einer Weile. ,,Spinn nicht rum, wir werden ankommen, ich werde ein bisschen Erde ins Grab schmeißen und danach werden wir wieder zurück fliegen." sagte ich leise. Mein Bruder schüttelte den Kopf. ,,Nein sobald du die Beerdigung hinter dich gebracht hast werden wir uns Korea anschauen." Mein Bruder wusste, dass ich dieses Land hasste und trotzdem wollte er mich dazu bringen länger als nötig dortzubleiben, den soll mal einer verstehen. ,,Warum sollte ich das tun?" fragte ich stattdessen. ,,Ich sagte doch bereits das etwas passieren wird." mehr sagte er nicht und für den restlichen Flug hielt er die Klappe.

,,Ri Jin, wach auf!" rief jemand, ich schreckte auf und sah dann in das Gesicht meines Bruders. ,,Wir landen bald." meinte er und schon hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. ,,Ri On, ich will nicht.." Ich hatte wirklich schreckliche Angst, den Mann wiederzusehen, der mir gezeigt hat was Gewalt ist. ,,Keine Sorge, ich bin bei dir, wir werden jetzt mit einem Taxi ins Hotel fahren und morgen gehen wir gemeinsam zu der Beerdigung und sollte er dich auch nur schief anschauen werde ich...." Ich umarmte ihn einfach, weil ich dankbar bin ihn zu haben.

Als wir gelandet waren mussten wir noch unsere Koffer abholen und uns danach durch eine riesige Menschenmenge quetschen. Für viele ist es kein Problem, aber für mich war so etwas der größte Horror. Als ich jünger war wurde ich in einer Menschenmenge niedergetreten und als menschliche Fußmatte verwendet, was ziemliche Spuren hinterlassen hat, nicht nur körperlich sondern auch seelig.

Mein Bruder versuchte einen anderen Weg zu finden, allerdings gab es keinen, weshalb ich mich meiner Angst stellen musste. Ri On hielt meine Hand und lief los, aber ich ließ ausversehen seine Hand los und verlor ihn in der Menschenmenge. Mein Herz schlug sofort schneller, mir wurde aufeinmal heiß und mir blieb die Luft weg, ich sah mich schweratmend um doch alles was ich sah waren schreiende Menschen. Wieso waren hier so viele Menschen?! Die Panik kroch mir die Adern hoch und meine verzweifelten Gedanken übernahmen die Kontrolle. Werde ich hier rauskommen? Passiert es wieder? Wird es wehtun? ,,Ri Jin!" Ich hörte wie mein Bruder nach mir rief, ich drehte mich im Kreis konnte ihn aber nicht finden. ,,Ri Jin!" wieder hörte ich ihn, allerdings sah ich ihn nicht. Eine kalte Hand griff nach meinem Handgelenk und sofort lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, ich versuchte mich loszureißen. ,,Ri Jin, ich bin's, es ist alles okay!" Ich atmete erleichtert aus als ich das Gesicht meines Bruders erkannte. Er führte mich aus der Menschenmenge und hielt mich anschließend fest im Arm. ,,Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe." Er strich mir über den Rücken und flüsterte:,, Alles ist gut, Du bist raus aus der Menge, dir wird keiner was tun."

Nachdem ich mich beruhigt hatte, nahmen wir ein Taxi das uns ins Hotel fuhr. ,,Wieso waren da eigentlich so viele Menschen?" fragte ich meinen Bruder der nur mit den Schultern zuckte. ,,Irgendeine koreanische Boyband soll heute gelandet sein, BTS oder so." Ich nickte und sah weiter aus dem Fenster.

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