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Gelangweilt starrte Karlotta aus dem Fenster.

Schon seit Jahren war es die selbe Einöde, die selbe Landschaft.

Am Anfang, bis sie etwa acht war, fand sie es noch interessant, ja, aber damals war sie auch so töricht und hatte versucht, sich mit den anderen anzufreunden und hatte auf jemanden gewartet der sie adoptierte.

Tatsächlich gab es Interessenten, aber diese kammen nicht mit ihrer Einstellung zum Leben klar.

Mädchen des Sankt-Mädchen-Heims hatten Mottos wie „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde" oder „Zahl dem Leben etwas, dann zahlt es auch zurück".

Aber das wahre Motto des Lebens war „Im Kampf zählst nur du selbst".

Das die anderen wie Marlene oder Samina zu doof in der Birne waren, das zu verstehen, konnte sie nicht nachvollziehen.

Aber, vielleicht war es normal, das Menschen nicht dazu fähig waren es zu kapieren.

Es klingelte. Aber es war nicht das normale klingeln.

Mit den Jahren hatte Karlotta gelernt es zu unterscheiden, ob es fürs Essen, die Schule, oder einen neuen Interessenten war.

Heute war es das letztere, was hieß das wir nun fünf Minuten hatten, um in den Esssal zu gelangen.

Ich-Perspektive

Als ich auf den Flur trat, strömten sämtliche Mädchen in eine Richtung.

Man hörte aus der Menge etwas wie „Wo ist meine Bürste" „Wer hat mein Top genommen" und „Wenn ich genommen werde, bekomme ich nur das neuste".

Affig.

Im Esssal angekommen lehnte ich mich hinten an die Wand, während ich mit meinem linken Fuß dafür sorgte, das ich nicht umkippte.

Noch dazu sah es lässig aus, während ich mich mit dem Fuß an der Wand abstützte.

Unsere Lehrerin kam rein, gefolgt von einem Mann mit orange-braunen Haaren und einem Bart.

Alle Mädels vor, und neben mir brachen in kreischen aus und drängten und schubsten, zu Not auch die besten Freunde, um vorn zu stehen.

Typischer Fanausbruch.

Mittlerweile glaubte auch ich ihn erkannt zu haben.

Der Mann war ein deutscher Sänger namens Mark Forster, der in diesem Heim mehr als nur gefeiert wurde.

Sogar die neunjährigen vergötterten ihn.

Er lächelte breit, aber ein wenig besorgt.

Kritisch musterte ich ihn, als sich unsere Blicke trafen.

Plötzlich war sein lächeln nicht mehr besorgt, sondern eher, als stünde hier sein bester Freund herum.

Ich wandte meinen Blick entschlossen ab und sah mit hochgezogener Augenbraue zu Marika, der Oberzicke hier.

Sie versuchte gerade verzweifelt Rotschopf schöne Augen zu machen, was er gekonnt Ignorierte.

Die Leiterin verfolgte das Schauspiel was sich ihr bot aufmerksam und quittierte es mit einem verständnislosem Kopfschütteln.

Dann hob sie sie Stimme.

„Still! Das hier ist Herr Forster er- ICH SAGTE RUHE!- möchte gerne ein mindestens 12 jähriges Kind adoptieren. Alle ab zwölf und unter... was war das... 16 begeben sich bitte auf die rechte Seite der Halle, der Rest kann gehen", herrschte sie uns an und deutete auf die rechte Hallenseite.

Murrend gingen die unter zwölf, während ich mich von der Wand abstieß und langsam zu den anderen zu gehen.

„So, und jetzt gehen die zwölfjährigen dorthin, die 13 jährigen dort, die 14 jährigen dort, und die restlichen dorthin."

Seufzend eilte ich in eine Ecke des Raumes, wo ich meine Position der lässig uninteressierten einnahm.

„Hallo dumme? Was machst du hier?", ärgerte mich Michelle grinsend.

„Weißt du... Deine Intelligenz reicht nicht mals zu meinen Absätzen, also beleidige mich nicht als dumm denn -falls du es nicht bemerkt haben solltest- ich trage Ballerinas. Was ich hier mache? Ich bin zwölf."

„Also das ist Michelle, sie ist 12 Jahre alt....

Und das ist Karlotta. Genau wie die anderen zwölf, hat mehrere Strafpunkte und hält sich eher von den anderen fern - haben sie sich schon entschieden?"

„Ähh, ich denke schon...?"

„Die Arme", gluckste ich spöttisch grinsend, aber insgeheim hatte ich gehofft, dass ich dieses Mädchen sein würde. Herr Forster war nett.

Er lachte kurz und sagte schließlich „Die Arme.....,

.... bist du!"

Königin Schwermut (Mark Forster FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt