Kapitel 5

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"Das ist doch lächerlich Summer, du kannst dich doch nicht den ganzen Tag im Mädchenklo verstecken", versucht mich Chloè aus der Toilette zu bekommen. Keine Chance. Nicht so lange er draußen auf mich lauert und wenn ich von 'er' rede, meine ich Adam, dem ich schon den ganzen Tag gekonnt aus dem Weg gehe.

Anfangs war das einfacher, da wir die ersten vier Schulstunden eh nicht zusammen Unterricht hatten, aber in Chemie sitzt er neben mir und jetzt gerade sitzt er und die ganze Klasse im Chemiesaal und experimentieren, während ich mich hier verschanze und mich keine zehn Pferde davon überzeugen können auch nur einen Schritt außerhalb des Mädchenklos zu setzten.

Man muss dazu sagen, dass Adam nach seiner gestrigen Aktion mich zu erreichen und mich zu finden wirklich nicht locker gelassen hat.

Ich denke es ist alles sagend, dass ich seine letzten 219 Anrufe nicht angenommen habe. Ich will nicht mit ihm reden. Ich kann nicht mit ihm reden. Nicht nach dem was er mir Gestern angetan hat. Schon alleine wenn ich mir Adams Gesicht in meinen Gedaken ausmale kommt aus dem Nichts Annabell und kuschelt sich an ihn. Schnell schüttel ich meinen Kopf um diesen Gedanken wie eine Rauchwolke zu verwedeln. Vergeblich. Und jetzt sitze ich hier, auf dem Mädchenklo und grübel über mein Leben und was gerade alles passiert nach, während Alles einfach weiter geht.

"Und wie ich das kann", schreie ich meiner besten Freundin durch die Klotür zu.

"Na gut, dann sei wenigstens so nett und lass mich auch rein, wenn du schon nicht rauskommst, komm ich eben zu dir rein!", ruft Chloè zurück. Abgemacht, denke ich mir und öffne ihr die Tür. In dem Augenblick als sie die Klotrür schließt öffnet sich die Tür des Mädchenklos und eine Stimme erfüllt den Raum die von allen Seiten zurück geschallt wird. Es ist die Stimme der Person die ich am meisten verabscheue. Ich verziehe das Gesicht. Ein Klos bildet sich in meinem Hals und das Artmen fällt mir zunehmend schwerer.

Annabell. An den Schritten auf dem Boden kann ich hören, dass sie alleine ist. Wut hommt in mir hoch und ich will aus der Kabiene rausrennen und ihr eine über den Schädel ziehen. Ich erschrecke mich vor meinen eigenen Gedanken. So etwas brutales habe ich mir noch nie vorgestellt, auch wenn ich zugeben muss, dass der Gedanke an diese Aktion ein befriedigendes Gefühl bei mir auslöst.

Bevor ich meine Gedanken in die Tat umsetzten kann höre ich Adams Namen fallen und ich halte inne. Zu gespannt darauf was sie über ihn sagt. "Nein, er hat eine Freundin. Ja diese 'Summer' von der ich dir schon erzählt habe. Ich meine wer nennt sein Kind bitte Summer, was ist das denn für ein Name? Nein ich hab ihm erzählt, dass wir als eine Gruppe in den Film gehen, dabei war ich die einzige. Wie ich das geschafft habe, dass er seine Freundin versetzt und mit mir was macht? Das war ganz einfach. Du weißt doch das mein Dad sein Coach ist. Ich hab ihm über das Handy meines Dads eine Nachricht geschrieben, dass er Sonderträning hat und als er dann zum 'Sonderträning' kam, hab ich ihm erzählt das mein Vater mich geschickt hat ihm auszurichten, dass etwas dazwischen kam und er deswegen heute doch nicht mit ihm Tränieren kann und dann hab ich ihm von dem Kino und der falschen Gruppe die in den Film gehen will erzählt. Schlau nicht war. Ja der Film war gut, nur dass seine blöde Freundin auch im Kino war und uns gesehen hatt. Das ist mir gerade recht, die soll sich gleich an den Anblick von uns zusammen gewöhnen, denn ich werde bald seine neue Freundin sein. Wie ich das anstellen möchte? Überlass das nur mir, ich hab mir schon was ausgedacht. Okay Schatziii ich muss los, der Lehrer denkt ich muss bloß kurz aufs Klo. Ich liebe dich auch Schatziii. Ciaoooo."

Wieder höre ich Schritte auf dem Fußboden und dann öffnet sich die Mädchenklotür ein zweites mal. Die Schritte werden leiser und die Tür fällt ins Schloss. Ich kann meinen Ohren kaum trauen.

Ich sitze einfach da und starre an die Tür, die mit allen möglichen Sätzen und Hanynummern vollgeschmiert ist. "Das glaube ich jetzt nicht", sagt Chloè fassungslos und ich nicke nur leicht. Es war wirklich nicht so wie es aussah. Ich erinnere mich an Adams Worte, klar und deutlich jedes einzelne. Chloè scheint meine Gedanken gehört zu haben, oder einfach genau das Selbe gedacht zu haben, denn sie ergänzt nur: "Er hat dich nicht betrogen, oder? Ich meine Annabell hat ihn mehr oder weniger reingelegt". Ich sage immer noch nichts da ich zu beschäftigt damit bin, meine Gedanken die auf mich einstürzen wieder in den Griff zu bekommen. Nicht zu vergessen meine Gefühle die gerade Achterbahn fahren.

"Doch hat er", flüstere ich nur leise. "Doch, das hat er sehrwohl", schreie ich dieses mal lauter um den Klos in meinem Hals zu überwinden. "Er hat mich in dem Augenblich betrogen als er Arm in Arm mit ihr im Kino saß, er hat mich betrogen als er mich auf der Party alleine gelassen hat nur damit sich Annabell an ihn ranmachen kann. Er genießt doch die ganze Aufmerksamkeit die ihm all diese Mädchen geben. Der tolle Adam. Capitän des Footballteams", schrei ich nur so heraus und jetzt kann ich mich wichklich nicht mehr zügeln und die Tränen kullern nur so meine Wange hinab. Entgeistert schaut mich Chloè an, unsicher was sie jetzt tun soll.

Panisch schnappe ich nach Luft, doch das brennende Gefühl in meiner Lunge nimmt nicht ab, zu groß ist der Druck der auf meiner Brust lastet. Zu groß ist der Klos in meinem Hals. Zu groß ist der Schmerz in meinem Herzen.

"Shhhh, es wird alles wieder gut", versucht mich Chloè zu beruhigen und zieht mich sanft in ihren Arm. Ich zittere an meinem ganzen Körper und das Atmen fällt mir zunehmend schwerer.

Ein leiser Ton ist zu hören. Ich kenne diesen Klang. Mein Handy hat eine Nachricht erhalten. Immer noch mit Tränen vollen Augen krame ich es aus meiner Jackentasche hervor und blinzel ein paar mal um meine Sicht wieder scharf zu stellen.

Adam, erscheint auf dem Bildschirm. Ich zögere nicht lange sondern entsperre das Handy sofort. Er hat mir gefühlt 600 Nachrichten geschickt, aber die letzte erst vor zwei Minuten.

'Ich weiß das du nicht mit mir reden willst Summer, aber bitte gib mir doch wenigstens die Chance dir alles zu erklären. Ich brauche dich doch. Bitte. Ich bin draußen auf dem Parkplatz vor der Schule und wenn es sein muss warte ich dort die ganze Nacht um mit dir zu reden. Ich flehe dich an Summer lass es mich erklären.'

Er ist online

Und hat gesehen, dass ich seine Nachricht geöffnet habe.

Sofort klingelt mein Handy, er versucht mich anzurufen, aber wie die Male zuvor gehe ich nicht dran.

"Rede mit ihm Summer", sagt Chloè kaum hörbar. Du machst dich nur selber kaputt wenn du das nicht aus der Welt schaffst. Mein Blick ist zwar auf sie gerichtet, aber ich schaue durch sie hindurch.

Ich fühle nichts mehr. Ich bin zu benommen von all den Gefühlen, dass diese jetzt einfach aussetzen, genau wie der Körper einfach schlapp macht, wenn man zu sehr gestresst ist. Ein völliges Blackout meiner Gefühle.

Wir sitzen noch zwei Stunden auf dem Mädchenklo und Chloè hält mich ganz fest in ihrem Arm. Am Anfang habe ich gezittert und mir war ganz kalt, aber nach und nach geht es wieder und meine Gefühle kehren zurück. "Du hast recht", murmel ich so leise, das ich es selbst nicht mal gehört habe.

Ich muss mit Adam reden, ich muss einfach wissen was er sich dabei gedacht hat, wie er das tun konnte. Ich muss es einfach wissen.

Ich liebe ihn doch.

"Ich werde mir ihm reden", sage ich mit einer etwas festeren Stimme als zuvor.

"Soll ich ihn anrufen?", frägt Chloè. "Nein er ist vor der Schule auf dem Parkplatz und wartet auf mich". "Möchtest du dass ich mitkomme?", frägt Chloè erneut aber diesesmal mit Unsicherheit. "Nein, das ist etwas, dass ich alleine hinbekommen muss", flüstere ich ihr zu.

Das kalte Wasser fühlt sich herlich auf meinen brennenden Augenliedern an. Mit einem Tuch wische ich mir vorsichtig meine von den Tränen verlaufene Maskara unter den Augen und auf meiner Wange weg. Ich seh schlimm aus, wirklich schlimm. Meine Augen sind ganz rot und geschwollen und mein Gesicht im Allgemeinen ist total aufgequollen. Na toll, denke ich mir. Jetzt kann jeder, wirklich jeder 50 Meter gegen den Wind sehen, dass ich geweint habe. Auch wenn man annehmen müsste, dass das im Moment meine kleinste Sorgen sind.

Ich fahre mir ein paar mal mit der Hand durch die Haare und streiche mir ein paar Starähnen hinter das Ohr.

Das Schulhaus ist Geister leer, nur noch die Putzkraft ist auf den Gängen. Ich hole meine Schulranzen aus dem Spint und laufe dann auf die große Tür zu.

Kurz vor ihr bleibe ich stehen und schließe die Augen. Ich atme kaum hörbar ein paar mal tief ein und aus. Mit aller Kraft die ich noch besitze drücke ich gegen die Tür und setze einen Schritt nach Draußen ins Freie.

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