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Es war die längste Geschichte, die Yoongi mir je erzählt hatte.
Und es war die traurigste von allen.
Von Tod und Verderben.

Eine Geschichte über ihn selbst.

Er versprach mir, mich von nun an nicht mehr zu verlassen.
Ich glaubte ihm.
Denn nun kannte ich einen Weg, wie wir gemeinsam meine Wünsche erfüllen konnten.
Wie ich endlich bei ihm sein konnte. In seiner Welt, mit ihm und seinen sechs Freunden im Schloss.

Ich freute mich. Ich war überglücklich.
Nur fühlte es sich dieses mal anders an. So wie alles im Moment.
So abgestumpft und weit entfernt.

Ich schob diese Gedanken beiseite und ruhte mich für diesen Tag noch aus.
Am nächsten Tag begann ich mit den Aufgaben anzufangen, die Yoongi mir gegeben hatte, zur Erfüllung meiner Wünsche.

Ich schnappte mir das dickste Buch, dass mir Tante Dora gegeben hatte, erinnerte mich dann aber an das Buch, das sie mir, in meiner ersten Zeit hier, geschenkt hatte.
Mein erstes Buch.
Und es war mit abstand das schönste, von denen, die ich gelesen hatte.
Jetzt wo ich so darüber nachdachte und es so fest in meiner Hand hielt, dass ich dachte, ich könnte es zerquetschen.

Ich blätterte die Seiten durch, kreiste auf einigen Seiten mehrere Worte ein.
Das setzte ich fort bis zur letzten Seite.

Somit war mein Abschied an Tante Dora erledigt.
So würde sie sich nicht wundern, wo ich so plötzlich hin verschwunden war.
Sie hatte ein Recht darauf, zu erfahren, dass ich vorhatte mit Yoongi in eine andere Welt zu Reisen und diese zu Erkunden.
Mit ihm zusammen zu sein.

Ich legte das Buch unter mein Kopfkissen.
Noch war es nicht so weit. Noch musste ich mich etwas gedulden.
Ich war aufgeregt.
Und es war, als fiele mir eine riesengroße Last von den Schultern.

Meine nächste Aufgabe bestand darin, mir etwas anzuziehen, worin ich mich den Rest meines Lebens drin wohlfühlen würde.

Weil es zu Yoongis Kleidung passte und es meine blonden Haare hervor stechen ließ, entschied ich mich für ein dunkelblaues Kleid mit langen Ärmeln.
Schuhe brauchte ich keine, hatte mir Yoongi gesagt.

Meine Haare steckte ich zu einer schönen Frisur zusammen.
Ich hoffte, dass es ihm gefiel.

Meine letzte Aufgabe war es, einzuschlafen.

Also legte ich mich ein letztes Mal in mein Bett, um zu schlafen.
Ich war an diesem Tag wirklich hundemüde und würde den Schlaf genießen.
Meine Hand ertastete das Buch unter dem Kopfkissen und ich lächelte.

Bald war ich dort, wo ich hingehörte.
Bald hatte ich meinen Traum erfüllt.
Mit Yoongi zusammen.

Er kam mitten in der Nacht.
Sanft zog er an meiner Hand und ich erwachte.
Ich fühlte ihn endlich. Er hatte recht gehabt. Endlich konnte ich so bei ihm sein, wie ich es mir immer ausgemalt hatte.

Ein halbes Jahr.
Vor einem halben Jahr war Yoongi in meinem Schrank aufgetaucht. Und endlich konnte ich mit ihm flüchten.

Endlich zog er mich aus dem Bett heraus. Lächelnd. Erwartungsvoll. Voller Liebe.

Endlich konnte ich ihm so nahe sein, wie ich es mir seit langer Zeit erträumt hatte.
Endlich konnte ich meine Hand in seinen Nacken legen. Endlich konnte ich mich zu ihm hochstrecken, seinen Atem auf meinen Lippen spüren.

"Küss mich, damit wir für immer vereint sein können.", säuselte er und ich streckte mich noch ein kleines Stückchen mehr, um ihm entgegenzukommen.

Als sich unsere Lippen berührten, fühlte ich, wie ich mich verlor und in ihm wieder fügte.
Ich war nun sein und er war mein.
Für immer.

Yoongi führte mich in den Wandschrank, schloss die Tür hinter mir und flüsterte mir berühigende Worte ins Ohr.
Doch ich hatte keine Angst. Nicht mehr. Nicht mit ihm an meiner Seite.

Schmerzhaft wurde der Weg in die andere Welt, in die seine, jedoch trotzdem. Wie er es mir gesagt hatte.
Meine Füße litten, doch er hielt mich und so hielt ich auch die Schmerzen aus.

Und es lohnte sich. Ich war dort, wo ich seit langer Zeit sein wollte.
In Yoongis Heimat.
Mit ihm bei seinen Freunden.

Sie begrüßten mich alle herzlich. Ihre Füße bluteten genauso, wie es Yoongis und meine taten.
Doch das störte hier niemanden mehr. Hier war der Ort, an dem sie alle zusammen waren. Der Ort, an dem sie Zuhause waren.
Der Ort, an dem sie alles vergessen konnten.

Und ich konnte auch vergessen.

Nach so langer Zeit.

Endlich.

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Di 03. Januar 2017
02:39 a.m.

Wardrobe Ghost || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt