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ENTSCHEIDUNGEN

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Yoongis Welt war größer, als ich es mir je erträumen konnte.
Meine erste Zeit, an diesem sonderbaren, undefinierbaren Ort, verbrachte ich bloß im Schloss, wurde behandelt wie eine Prinzessin, wenn nicht gar wie eine Königin.

Wie Yoongis Königin.

Der Herrscher dieses Reiches machte mir hier alles annehmlich und schön. Es war traumhaft.
Ich war wirklich glücklich.
Und ich fühlte mich befreit. Frei von allem.

Dieser Ort gab mir nicht das Gefühl ewig gefangen zu sein, obwohl mir Yoongi gesagt hatte, dass das hier nun für immer mein Zuhause war und es kein Ende mehr für mich gab.

Hier war ich unsterblich. Hier wurde ich geliebt. Hier war ich willkommen.
Hier war ich endlich in Freiheit und ganz ich selbst.

Doch irgendwann schaute ich aus dem Fenster des Schlosses. Eigentlich war es mir verboten, das hatte Yoongi ausdrücklich gesagt und ich hatte mich daran gehalten.
Aus Angst ihn zu verärgern, seiner Liebe nicht mehr würdig zu sein.

Aber an diesem Tag siegte meine Neugierde und ich schob einen der dicken roten Vorhänge zur Seite, um auf die Außenwelt zu spähen.

Ich sah Tante Dora, zum ersten mal nach langer Zeit.
Sie weinte.

Tante Dora befand sich in meinem alten Zimmer. Alles war unverändert.
Nicht nur der Raum, nicht nur Tante Dora. Sondern auch ich war unverändert.

Eine blasse Gestalt auf einem Bett mit weiß-roten Laken.
Rot von Blut.
Vollgesogen von Tod und dem Wunsch nach einem anderen Ort.

Ich hatte ganz vergessen, wie ich hierhin gelangt war. Doch dieses Bild erinnerte mich daran.

Ich musste etwas zerstören, um etwas neues erschaffen zu können.
Mich musste ich vernichten, um mich neu auferstehen zu lassen.

Ich starrte auf die Szene vor mir. Lange und eindringlich.

Der Vorhang wurde langsam zugezogen.
Das Schauspiel, das durch das Fenster vor meinen Augen stattfand, wurde wieder verdeckt.
Starke Hände drehten mich um.

Ich blickte in Yoongis Gesicht. In das Gesicht meines Geliebten, meines Zuhauses.

"Ich sagte doch, nach draußen zu schauen, ist tabu für dich. Reicht dir denn das Schloss nicht mit seinen großen Räumen und dem blühenden Garten, der kleinen Stadt, das beschützt hinter unseren Schlossmauern ruht?
Ich dachte, du sehnst dich nach diesem Ort. Nach mir.
Phoebe, wieso schaust du zurück?"

Yoongi wirkte traurig und ich fühlte mich genauso, wie sein Blick es zeigte.
Ich blieb stumm, wusste nicht, was ich antworten sollte.

Es war doch bloß die Neugierde, die mich zu meiner verbotenen Tat verleitet hatte.
Oder etwa nicht?

"Ich wusste doch nicht, was mich erwarten würde. Es tut mir leid, Yoongi."

Tränen liefen meine Wangen hinunter und er entfernte sie sogleich wieder von meinem Gesicht.
Er wollte, dass ich hier glücklich war.
Yoongi sagte immer, er konnte es nicht mehr ertragen, wenn ich weinte.

Ich hatte seit meiner Ankunft hier nicht mehr geweint.
Nicht wegen den blutenden Füßen, die mich durch das Schloss trugen.
Nicht wegen allem, was mir hier untersagt war zu tun.

"Tief im Innern wissen wir es doch alle. Warum wiedersetzt du dich mir, Phoebe? Ich will doch nur dein Bestes.", sagte er sanft.
Yoongi strich mir über eine tränennasse Wange und schlang seinen anderen Arm um meine Taille.

Die Stoffe unserer Kleidung vermischten sich, man konnte nicht mehr unterscheiden, was nun zu seiner dunkelblauen Jacke gehörte und was zu meinem Kleid, in der identischen Farbe.

"Ich will doch nur, dass du bei mir bleibst."
Mit diesen Worten vereinte er unsere Lippen und ließ mich spüren, wo ich hingehörte.
Zu ihm.

Er überschüttete mich mit Liebe, trotz allem, was er mir verbot. Er wollte mich doch nur schützen, redete ich mir ein.

Er wollte mich genauso wenig verlieren, wie ich ihn.

"Ich werde es nicht wieder tun, Yoongi. Ich werde nicht mehr zurückschauen."

Ich entschied mich.
Voll und ganz.
Ich würde bei ihm bleiben, für immer.

Der dunkle Prinz nickte. Seine Haut, so bleich wie meine, war ein riesengroßer Kontrast zu seinen schwarzen Haaren und den dunklen Augen.
In seinem Reich war es noch besser zu sehen, als in meiner alten Welt.

Er war wunderschön.
Besonders für mich war er wunderschön.

Und mein einziges, mir glebliebenes Hier.

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Es ist nicht leicht, Abschied zu nehmen.
Es ist nicht leicht, das was war, auf sich beruhen zu lassen.
Und es ist auch nicht leicht, den Ort zu finden, an dem man sein will.

Doch es gibt immer einen Weg etwas schöner und besser zu gestalten. Ihm den Druck, die Schwere, alles Böse zu entnehmen.
Auch wenn es sich verrückt anhört, aber alles Schlechte kann man in Gutes umwandeln.

Man muss bloß seinen Weg finden.

Phoebes Weg war ihr Weg zu Yoongi.
Es hätte vermutlich bessere Wege gegeben, ja, doch manchmal lässt man sich von etwas, das so schön und traumhaft erscheint, führen.
Entführen.

Entscheidungen kann man nicht rückgängig machen. Nur man weiß vorher nie, ob es nun die richtige ist oder die falsche.

Das ist eine Geschichte, die zum Denken anregen soll.
Um über sich selbst einmal nachzudenken und über seine Mitmenschen.
Ihr sollt nicht nach Problemen suchen und über jede Entscheidung die ihr fällen sollt 200 mal nachdenken, das will ich nicht sagen. Alle Probleme können wir sowieso nicht lösen und Entscheidungen beeinzuflussen ist so gut wie unmöglich.

Aber sollte euch ein Problem vor die Füße fallen, versucht alles mögliche, um dieses Problem in etwas besseres zu verwandeln.
Ob es ein eigenes Problem ist oder das einer anderen Person.
Wegsehen nimmt uns mehr, als Hilfe anzubieten.
Das ist auch eine Entscheidung, die jeder von uns mal im Leben abwägt.

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Letztendlich möchte ich diese Geschichte einem Mädchen aus meiner Klasse widmen, weil sie sich dazu entschieden hat, etwas negativem in ihrem Leben entgegenzuwirken, es in etwas gutes umzuwandeln.
Ich bewundere sie für ihren Mut, denn ich verstehe, wie schwer es ihr gefallen sein musste.
Aber letztendlich soll es die richtige Entscheidung gewesen sein.

Das wünsche ich ihr von ganzem Herzen.

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Mo 23. Januar 2017
07:39 p.m.

(Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich diesen Teil noch hochladen soll. Habe mich aber nun dafür entschieden.)

Wardrobe Ghost || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt