Kapitel 7 - Sprich...Sprich nicht

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Mein Herz pochte, doch lag das nicht daran, dass ich nervös war. Das war ich schon lange nicht mehr. Ich wusste was auf mich zukommen würde und doch hatte auch die reinblütige Tochter von Todessern Angst vor solch einer Nähe, wie mein zukünftiger Ehemann erwarten würde. Angst davor was er mir antun könnte. Daniel war unberechenbar und kaltherzig. Er wusste, dass ich eine Verräterin war und hatte mir deutlich klar gemacht, dass er alles an mir nutzen und die Macht über mich haben wollte. Ob ich mich da wirklich wehren konnte wusste ich nicht, doch wäre ich nicht ich, wenn ich es nicht versuchen würde.

"Sprich nicht, nur wenn es nötig ist. Ich hoffe dir ist bewusst, welche Pflichten du als Ehefrau haben wirst." Ich nickte etwas und strich mir eine gelockte Strähne aus dem Gesicht. "Ich weiß Rabastan, ich kenne meine Position." Er nickte fast schon stolz wirkend. Kaum war das geklärt setzten wir uns im Bewegung.

"Cassandra June Barrowman. Das wird endlich ein Fortschritt der Familie. Du siehst gut aus Tochter." Ich sagte nichts und trat langsam die Treppe runter, an Rabastans Arm.

Während wir durch die große Halle gingen schnürte sich mein Hals zu und ich wusste nicht wie ich weitergehen sollte. Vielleicht war diese Schritte die härtesten, die ich je gehen würde, aber ich würde sie gehen um ein wenig Zeit zu gewinnen.

Dann öffneten sich die großen Türen und mein Blick glitt auf die Masse. Jeder dort war ein Todesser. Jeder dort fand diese Verbindung perfekt. Jeder bis auf vier Personen und auf zwei davon versuchte ich mich zu konzentrieren. Elouise und Draco saßen nebeneinander und waren die einzigen Personen im ganzen Saal die versuchten mir aufmunternd entgegenzulächeln. Zumindest für ein paar wenige Sekunden.

Ich atmete tief durch, zwei oder drei Mal und dann sah ich nach vorne zu Daniel. Sein siegessicheres Lächeln schien den Raum in Beschlag zu nehmen, doch jetzt gerade war es gut, dass ich mich darauf konzentrierte. Ich wusste, dass ich den Blickkontakt zu Anderen ab jetzt meiden sollte, vor allem zu Leuten wie Julien und Claire.

Jetzt wo ich hier stand wollte ich es nur noch hinter mich bringen. Umso länger ich auf ihn zuging, umso mehr schien sich meine Kehle entgültig zuzuschnüren. Ich schloss für einen Moment die Augen und atmete erneut tief durch. Emotionen zu unterdrücken war nicht einfach, aber nötig. Ich konnte nur hoffen, dass das alles bald sein Ende fand.

"Würdest du ein wenig mehr lächeln wärst du noch schöner." Daniels Worte wirkten beinahe bedrohlich und sofort setzte ich ein falsches Lächeln auf meine Lippen. Rabastan ließ mich los und trat zu Draco und Elouise. Daraufhin nickte Daniel und nahm meine Hand. Die letzten Schritte nach Vorne fielen mir daraufhin irgendwie leichter. Ich konzentrierte mich nur auf das falsche Lächeln.

Dann standen wir vorne und ich drehte mich Daniel zu. Meine Gedanken rutschten zu dem kommenden Abend und das dieser erst alles schlimmer machen würde. Jeder hier erwartete, dass ich die perfekte Tochter eines mächtigen Todessers war und jeder hier würde wissen was passieren würde, wenn wir nach einigen Stunden die Feierlichkeiten verlassen würden.

"Bist du etwa so nervös wegen mir?" Irritiert bemerkte ich, dass meine Hände die in seinen lagen leicht zitierten und schüttelte den Kopf. "Nein, es ist bloß etwas frisch." Er grinste und nickte. "Gut gekontert, ich wünschte ich könnte dir glauben."

Ich erwiderte nichts auf seine Worte, sondern hob meinen Blick. Der Pfarrer, ein Todesser, schien nicht viel von einer langen Rede zu halten. Er kam direkt auf den Punkt und sprach an, dass dies eine Hochzeit war, die zwei edle Familien verbinden würde, etwas worauf wir stolz sein könnten. Daniel wirkte daraufhin noch sicherer und schien die Worte geradezu zu genießen. Ich jedoch sagte nichts und sah ihn bloß an. Noch immer wagte ich es nicht mich den Gästen zuzuwenden.

"...und nun ist der Moment gekommen in dem ihr euch gegenseitig Versprechen gebt." Ich hatte mir bei dem was ich am Besten sagen sollte von Draco helfen lassen und es dann auswendig gelernt. Nun legte ich auch meine zweite Hand in seine.

"Cassandra, dir wird an meiner Seite an nichts mangeln

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"Cassandra, dir wird an meiner Seite an nichts mangeln. Du wirst zudem in einen großen Kreis meiner Freunde sicherlich auch deinen Platz finden und du wirst unter meinem Schutz stehen, solange ich lebe. Zudem werde ich deine Meinungen respektieren und versuchen sie zu berücksichtigen, wo ich es kann."

Würde jemand wie Julien, oder auch Draco soetwas sagen, dann könnte ich den Worten Glauben schenken, doch bei ihm war einfach jedes Wort eine Lüge. Mir würde es an einem eigenen Willen, eigenen Freunden und Schutz mangeln. Meine Entscheidungen und Meinungen würden ihn niemals auch nur interessen, geschweige denn, dass er sie sich anhören würde. An allem was im Leben zählte würde es mir mangeln. Ja, vielleicht würde er mich ein wenig schützen, doch im Grunde schütze er eigentlich nur meinen Namen und meinen Ruf. Ich war noch immer eine Verräter und beinahe jeder hier würde das wissen, doch warteten sie wohl alle darauf, dass ich meine Maske fallen ließ. Noch blieb ich eine vorbildliche Todessertochter die wie durch ein Wunder zurückgekehrt war...

Ich nickte dennoch leicht und ließ meinen Zettel doch wo er war. Es waren so oder so wohl gewählte Lügen die ich ihm auftischen würde. "Daniel, ich werde an deiner Seite stehen und dir mit meinem Rat beiseite stehen, sowie auf deinen Rat vertrauen. Zudem verpreche ich dir, dass wir in der gemeinsamen Zukunft Seite an Seite stehen werden. Es ist meine Pflicht dir das Leben zu erleichtern und zu verbessern wo ich es kann."

Am liebsten würde ich diese Worte niemals sagen. Es klang einfach so falsch und es fühlte sich grauenhaft an dies zu ihm zu sagen. Wie lange würde ich das Leben an seiner Seite wirklich aushalten müssen?

Während dem Rest der Zeremonie hörte ich kaum noch zu. Es war mir einfach egal. Den Kuss ließ ich auch über mich ergehen, selbst wenn Daniel es sehr in die Länge zog. Den Gedanken daran, das Julien zusah verdrängte ich bestmöglich...

Dann aber war es Zeit falsche Glückwünsche entgegen zu nehmen und Daniel wand sich an mich. "Sprich, wenn man sich direkt anspricht. Ansonsten bist du ruhig und sprichst nicht, verstanden?" Er duldete keine Widerrede und ich hatte keine Lust und Kraft mich gegen seine Worte zu stellen. Es ersparte mir sogar ein wenig die perfekte Fassade. Doch der Ton in dem er es gesagt hatte war bestimmend und machte deutlich, dass ich mich ihm unterwerfen musste...

Cassie Kentwell [4] - It's not a Game [Fortsetzung im Rework]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt