Flashback 2 Months ago...
[26. Dezember]
Nia sah mich leicht besorgt an. "Toni? Sicher dass alles in Ordnung ist?" fragte er und half mir auf. Die Stelle, an der er meinen Arm hielt begann unangenehm zu kribbeln und ich riss mich schnell los. Wieder landete ich am Boden. "J-ja es ist alles in Ordnung" sagte ich hastig und Vik atmete gut hörbar aus. "Ernsthaft Toni. Sag die Wahrheit. Man merkt es einfach dass es dir nicht gut geht" sagte Viktor und ich rappelte mich auf. "Es ist wirklich alles in Ordnung. Ich hatte nur heute Nacht ziemlich Wenig Schlaf und-" - "Toni. Die Wahrheit. Du schläfst immer wenig. Das war gerade die Wahrscheinlich schlechteste Ausrede die dir auch nur einfallen konnte" unterbrach mich Nia. Ich senkte den Blick. Ich sollte es ihnen vielleicht sagen... sie sind immerhin meine besten Freunde... Ich sah die Beiden an. Ihre Blicke, ich konnte regelrecht spüren wie sie sich in mich hinein bohrten. Gänsehaut breitete sich auf mir aus und ein seltsam unangenehmes Gefühl durchflutete mich. "Naja mir geht's in letzter Zeit generell ziemlich dreckig... ich weiß nicht... mir fehlt einfach zu allem die Motivation, nicht mal mehr aufstehen will ich." nuschelte ich bedröppelt. Vik kam mir etwas näher. "Und warum das alles?" fragte er mich ernst und ich wich leicht zurück. Zu nahe. "Ich weiß es nicht wirklich" log ich. Und ob ich es wusste. Nur wusste es keiner außer meiner Familie. "Toni... wenn was ist kannst du es uns immer sagen... das weißt du doch nh?" meinte Nia und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte leicht zusammen und schob seine Hand weg. "Sollen wir weiterdrehen oder morgen weiter machen?" fragte Viktor und sah mich an. Nein, nur weil's mir scheiße geht können wir den Dreh doch nich verschieben... Ich schüttelte den Kopf. "Weiter drehen" sagte ich entschlossen. Die beiden nickten nur.
Um 21 Uhr beendeten wir den Dreh. Ich denke ich konnte schwören dass wir noch nie so lange für einen Dreh gebraucht haben. Insgesamt vier Tage, nur weil ich oft zu abgelenkt war oder zu abwesend, die Aufnahmen oder meinen Text verkackt hatte. "Eyy lasst uns noch was zocken" meinte Nia spontan. Vik nickte. "Ich bin dabei" sagte er schnell. Ich zögerte. Am liebsten würde ich nach Hause fahren und mich im Garten vergraben. "Ehh i-ich muss daheim noch etwas aufräumen, meine Ma kommt morgen zu Besuch" nuschelte ich. "Och Toniii" grinste Nia. Ich sah ihn an. "DU mecker nich, ich wohne im Gegensatz zu dir wenigstens nich mehr bei meiner Mutter" grinste ich. War zwar ein Fake-Grinsen aber auch egal. "Ja oke dann geh du nach Hause und räum' auf, aber Nia behalte ich als Geisel hier und zwing ihn dazu mit mir zu zocken" grinste Viktor und lugte zu Nia. "Oh noo" jammerte Nia und tat so, als würde er wegrennen. "Hiergeblieben" quiekte Vik und eilte Nia nach in die Küche. Ich seufzte nur entrüstet und zog meine Schuhe an. Eine Jacke hatte ich nicht dabei, wofür auch, im Winter fuhr ich ohnehin mit dem Auto. Jedoch hatte ich nicht vor nach Hause zu fahren. Nein, ich wollte an einen ganz anderen Ort.
Es war der einzige Ort an Welchem ich all das vergessen konnte, was in den letzten Monaten passiert war. Ich öffnete die leicht angefrorene Tür meines Autos, welche dem Auto von Nia gegenüber stand. Ich verzog leicht angewidert das Gesicht, als der kratzige Ton des Eises, welches ich mit dem Scheibenkratzer entfernte, mein Trommelfell erreichte und meinen Kopf gefühlt zum vibrieren brachte. Ich hatte solche Geräusche schon immer gehasst. Ich seufzte leise und stieg in mein Auto. In den letzten Wochen, Monaten, hatte sich so viel an mir so sehr verändert. Damals war ich immer der gewesen, welcher immer ruhige Musik gehört hatte, und nun war das genaue Gegenteil der Fall. Der USB-Stick, mit welchem ich im Auto immer Musik hörte, war bis auf den letzten Megabyte abgefüllt mit Metal, Rock und vielen weiteren aggressiven Beats und teilweise menschenfeindlichen Lines. Ich startete den Motor und schloss die Fahrertür. Sofort erfüllte laute Musik das Auto.
Ich stieg aus dem Auto aus und sperrte ab. Schnell huschte ich in die kleine, unauffällige und miefende Seitengasse der Kölner Innenstadt. Es war immer wieder ein Katz und Maus Spiel, auf der Suche nach dem Mann den ich brauchte. Ich blieb unter einem auf sich aufmerksam machenden, grell leuchtendem Club-Zeichen aus verschiedenfarbigen Neonröhren stehen und sah mich um. Ich hatte die Kapuze meines Hoodies extra tief ins Gesicht gezogen damit mich auf keinen Fall jemand erkennen konnte, würde mich ein Fan sehen wäre das mein bitteres Ende. Schnell huschte ich in den Club. Beinahe Augenblicklich kam mir der intensive Geruch von Zigarettenrauch und Alkohol entgegen. Doch nicht nur das, auch Drogen.
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Depressed • Toni Pirosa
FanfictionKeiner wusste das er sich jede Nacht in den Schlaf weinte. ~ Self-Harm, violence and drugs, trigger-warning ~