~ 5 ~

281 22 6
                                    

4 Stunden später...

Nachdem ich noch etwas im Wald verbracht hatte, nur um mir die Seele aus dem Leib zu schreien und gegen irgendwelche Bäume zu schlagen bis meine Fäuste blutig waren, hatte ich mich schließlich auf den Weg nach Hause gemacht. Ich fummelte schnell den Haustürschlüssel aus meiner Hosentasche und sperrte auf. Schnell huschte ich in die warme Wohnung und machte das Licht an. Es war total unordentlich und dreckig, überall lag unordentliche und getragene Wäsche rum und alles war verstaubt. Ich warf meine Schuhe neben den Schrank und hängte meine Jacke an den Kleiderhaken. "Home sweet home..." sagte ich leise. Mein Gesicht war verheult und ich warf mich auf mein Bett. Ich musterte die Klinge, welche auf meinem Nachtkästchen lag und dachte nach. Ich hatte das starke Verlangen einfach alles zu beenden. Einfach glücklich zu werden. Einfach alles hinzuwerfen und dieser Scheiße einen Schlussstrich zu ziehen. Ich stand auf, setzte mich an meinen Schreibtisch und begann zu schreiben. Ich zerküllte das Papier mehrmals und nahm schließlich ein 7. Blatt Papier zur Hand. Ich schrieb. Ich scjrieb viel. Danach stopfte ich es in einen Briefumschlag und kritzelte auf diesen auch etwas drauf. Ich richtete mich wieder auf, emotionslos, wie ein Zombie, besessen von nur einem Gedanken, nur hatte ich kein Verlangen nach Gehirn sondern meines beschränkte sich darauf, mein eigenes Blut sehen zu wollen. Ich setzte mich auf mein Bett. Meine zittrigen Hände bahnten sich ihren Weg zu der Klinge. Ich überlegte kurz und setzte die Klinge am Unterarm an. Ich atmete noch mal tief durch und biss die Zähne zusammen. Die Klinge drang ins Fleisch, der Schmerz war nichts neues aber trotzdem etwas schlimmeres als die Male zuvor. Als ich nicht an der Pulsader geschnitten hatte. Ich schnitt tiefer ein, schnitt senkrecht den Arm hinunter, schnitt meine Pulsadern auf.
Plötzlich ging alles zu schnell. Mein Kopf begann zu dröhnen, ich sah mich als Kind, meine Mutter, meine Freunde, meine Schwester. Verdammt, warum?? Tränen schossen mir in die Augen als ich bemerkte dass es jetzt zu spät war. Ich ließ meine Klinge fallen und tastete mit extrem zitternder Hand nach meinem Handy. Ich öffnete den Chat von Nia, Vik und mir. Seit Monaten hatte hier niemand mehr geschrieben. Es tut mir leid... tippte ich mit zitternden Fingern ein und schickte ab. Ich spürte wie ich schwächer wurde, wie der Blutverlust seine Wirkung zeigte. Ich knickte weg und knallte auf den Boden. Und ich war glücklich, zum ersten Mal seit langem. Ich sah mein Leben an mir vorbeirauschen, im Zeitraffer, und ich lächelte. Tränen rannen mir über das Gesicht. Es erfüllten sich die besten Träume und ich bemerkte ich war nie wirklich alleine gewesen. Ich begann den Schmerz klarer zu realisieren, es war unmenschlich. Ich schrie, doch keiner hörte mich. Ich sprach meine letzten Gebete, betete dass ich es vielleicht doch noch überleben würde, dass ich mich bei Nia und Vik für alles entschuldigen könnte, dass ich ihnen alles erklären könnte. Ich hoffte darauf dass irgendein Gott diese Gebete erhörte. Meine Schreie wurden leiser und verstummten irgendwann. Ich hatte den Kampf verloren.

Man fand den jungen Mann inmitten seines eigenen Blutes in seiner Wohnung. Zwei andere junge Männer, Viktor Roth und Nia Cavaon, hatten die Polizei verständigt, nachdem er nicht auf das wilde Klopfen an seiner Wohnungstür reagiert hatte. Dem Mann, Antonio Pirosa, war nicht mehr zu helfen. Er war bereits tot als die Polizei eintraf. Er hinterließ nur einen Brief für seine beiden engsten Freunde Viktor und Nia.

Antonio Pirosa

* 20.11.1992
+ 3.2.2017

Liebe in Trauer, wir gedenken an einen guten Menschen, an ein Vorbild, einen Freund, einen Bruder und an einen Ehrenmann.

Depressed • Toni PirosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt