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4 Months ago...

[8. Oktober]

"Scheiß mal auf Besitz und auf Status,
alles Illusion und weiter nichts
Scheiß mal auf die Missgunst den Hass und
Scheiß auf das was keinen weiter bringt denn
love is all we need
love is all we need
love is all we need..."

Überall wo man hinsah gab es nur lächelnde Gesichter. Keiner in diesem Raum dachte auch nur an was schlimmes.
"Wir suchen nach dem Place an dem jeder willkommen ist!"
Vik lachte. "Ich denke ich hab den Place gefunden" grinste er. Neben mir auf der Couch saß Nia, welcher an mich gekuschelt schon halb am einschlafen war. Dieser Junge konnte ohnehin immer und überall schlafen. Auf meiner anderen Seite saß Viktor, welcher uns musterte und breit grinste, so nach dem Motto #Tonia is real Bitch. Ich lachte leise. Nia und ich mussten es schließlich besser wissen dass es nicht real war, er hatte eine Freundin, das wusste Vik allerdings auch. Am Anfang des Abends waren wir ja noch allein hier gesessen, aber irgendwann waren Sally und Pascal gekommen, welche uns geheimnisvollen Birkensaft (Wer diese Anspielung nich versteht is kein Nia Fan °^°) mitbrachten. Irgendwann noch später schlossen dann auch Valentino aka Yungmon, von welchem wir ohnehin schon seit mindestens einer Woche kein Lebenszeichen mehr bekommen hatten, und Etienne, welcher uns Essiggurken-Chips mitbrachte. Ich war mir jetzt schon sicher dass diese Chips nicht lange bleiben würden, da sie einfach nur süchtig machten. Irgendwann aber wurde diese fröhliche Laune von dem Klingeln eines Handys, meines Handys unterbrochen, worauf ich wegen der lauten Musik im Wohnzimmer in den Flur gehen musste. Nach kurzem zögern nahm ich die unbekannte Rufnummer an. "Bin ich mit Antonio Pirosa verbunden?" fragte eine weibliche, leicht besorgte und gehetzte Stimme. "Ja der bin ich" sagte ich zögerlich. "Und mit wem rede ich?" hakte ich nach. "Ich bin Kerstin Wernsdorf aus dem Marien-Krankenhaus Köln, es wäre wichtig dass Sie schnellst möglich in das genannte Krankenhaus kommen!" meinte die Frau eilig und mich überkam starkes Unwohlsein. "Worum geht es?" fragte ich. "Um Ihre Schwester Loana Pirosa. Sie hatte einen Autounfall" - "Ich bin sofort da" meinte ich besorgt und legte auf. Ich lugte noch Mal ins Wohnzimmer. "Ich muss los Leute es ist dringend" rief ich nur noch rein, zog meine Schuhe an und rannte dann raus. Ich zog meine Autoschlüssel aus der Hosentasche und sperrte schon von der Haustür aus mein Auto auf. Ich stieg ein, startete und fuhr los. Ich achtete nicht auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen, überfuhr mehrere rote Ampeln aber egal, es war drei Uhr morgens. Es war ohnehin fast keiner unterwegs. Ich kam in weniger als 10 Minuten beim Krankenhaus an und sprang aus dem Auto. Ich rannte zum Eingang und wurde auch sofort eingelassen. Ich sprang zum Schalter. "Und Sie sind?" fragte mich eine etwas ältere Dame. "Antonio Pirosa" sagte ich schnell. Sie suchte etwas. "Ach ja, es geht um ihre Mutter und ihre Schwester." Ich stockte. "Meine Mutter auch?!" rief ich. Sie nickte. "Zimmer 201, Etage 3, Station 7, Trakt 4." sagte sie und ich rannte los. Ich drückte schnell auf den Knopf des Aufzuges. Als dieser nach etwa zehn Sekunden nicht kam, begann ich wie ein Irrer endlos oft auf dem Knopf zu drücken. "Scheiße scheiße scheiße" fluchte ich und rannte zum Treppenhaus. Ich übersprang jede zweite Stufe und rannte in das dritte Stockwerk. Mein Herz klopfte unnormal stark gegen meine Rippen, es war verdammt schmerzvoll, jeder Schlag meines Herzens ließ einen unangenehmen Stich durch meinen Oberkörper zucken. Ich war bei den letzten Stufen zum dritten Stock, als mein Bein wegknickte und ich mit dem Knie gegen die Kante der letzten Stufe knallte. Ich verkniff mir das schreien und stand wieder auf. Mein Knie knickte fast noch mal weg und ich musste mich am Geländer festhalten um nicht rückwärts die Treppe runter zu fallen. Ich musste mich zusammenreißen um nicht anfangen zu schreien. Schnell ging ich die Treppe weiter hoch und suchte einen Gebäudeplan für die dritte Ebene. Schnell hatte ich diesen gefunden und sah mir diesen genau an. Ich merkte mir das Zimmer und den Trakt in den ich musste und rannte wieder los. Die Schmerzen im Bein begannen, die Schmerzen in der Brust in den Schatten zu drängen und ein paar Mal wäre ich beinahe weggeknickt. Ich fand endlich das Zimmer und trat ein. Eine Krankenschwester saß am Bett und sah mich leicht erschrocken an. "Sind Sie Antonio Pirosa? Der Angehörige?" fragte sie bedauerlich. Ich nickte und schluckte. "Ja..." nuschelte ich. "Der bin ich. Sie stand auf, wies mich nach draußen und ging selbst schon vor. Ich folgte ihr nervös. Die Krankenschwester schloss die Tür. "Ich weiß nicht wo ich anfangen soll" sagte die Schwester unsicher. "Eigentlich ist es ja auch nicht meine Aufgabe Ihnen solche Nachrichten zu überbringen..." nuschelte sie. "Wissen Sie, Ihre Schwester ist ansprechbar aber schwebt noch in Lebensgefahr. Wir haben sie einer notbedingten Operation unterlassen. Sie liegt nun im Zimmer, ich hab gerade mit ihr gesprochen. Ich denke es ist d-das beste wenn Ihre Schwester Ihnen sagt was genau passierte, aber Ihre Mutter starb bei dem Autounfall" sagte sie. Ich spürte sofort wie es mir die Kehle zuschnürte. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich nahm Schmerz in Bein und Brust plötzlich garnicht mehr wahr. Alles war irgendwie stumpf und ich versuchte etwas zu denken, doch es war als ob sich alle Gedankengänge blockiert hätten, als ob ich nicht in der Lage wäre zu denken. Ich konnte nicht einen einzigen klaren Gedanken fassen, alles zusammenhangslose Wörter oder Bilder in meinem Kopf. "Sie starb durch eine Glasscherbe, welche sich beim Aufprall des Autounfalls aus der Frontscheibe hervorhob und ihre Schädeldecke durchdrang. Diese Glasscheibe zerstörte auch den größten Teil ihres Gehirnes. Die Ärzte sagen dass sie nichts davon mitbekommen hat, sie starb sofort, ohne große Schmerzen." sagte die Ärztin noch, was ich nicht einmal richtig aufnahm. Es war als ob ich es hören würde und es wie trockener Sand durch meine Gedanken floss, keinen Halt fand und deshalb weiterrutschte. Ich nickte nur ausdruckslos und betrat wieder das Zimmer meiner Schwester.

Depressed • Toni PirosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt