Chat 18 ∆ Taehyung

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Sobald ich die Haustür hinter mir zugezogen hatte, rannte ich los. Hin zu der Adresse, wo Kookie wohnte. Ich glaube, ich war noch nie so schnell über eine so lange Distanz gerannt. Und auch wenn ich gefühlt mit Lichtgeschwindigkeit durch Seoul rannte, fühlte sich die Zeit, die ich rannte, wie eine halbe Ewigkeit an.
Meine Lungen brannten wie Feuer und mein Gesicht war eiskalt vom schon recht kühlen Gegenwind, doch das hielt mich nicht davon ab zu rennen als ginge es um Leben und Tod. Dabei war ich mir nicht mal sicher, ob es nicht wirklich um Leben und Tod ging.
Ich erblickte Kookies Haus, als ich um die Ecke bog und sprintete zur Haustür. Es war eine Viertelstunde vergangen, seit ich seine verzweifelten Nachrichten gelesen hatte. Ich betete nur, dass diese Viertelstunde nicht zu lange war.
Außer Atem klingelte ich Sturm bei Familie Jeon und fluchte etwas, als mir in den ersten paar Sekunden niemand aufmachte. Doch dann hörte ich das Türschloss klicken und die Tür sprang auf. Eine etwas genervt dreinblickende, ältere Dame erschien im Türspalt.
"Hallo Mrs. Jeon- äh, Youna. Ich bin Taehyung, ein Freund von Kookie. Tut mir ausgesprochen leid, dass ich so unhöflich reinplatze, aber ich muss ganz dringend zu ihm." sagte ich hastig, während ich die Tür vorsichtig aufschob. Youna ließ mich eintreten und sagte mir, wo Kookies Zimmer war. Ich verbeugte mich schnell und sprintete die Treppe hinauf. Die zweite Tür links war Kookies Zimmer.
Ich atmete tief durch, klopfte an der Tür und als keine Antwort kam, öffnete ich die Tür.
Mein Herz blieb vor Schock fast stehen bei dem Anblick, der sich mir bot. Kookie lag in die Ecke seines Bettes gedrückt an der Wand, die Knie angewinkelt und die Augen geschlossen. Das Kissen, das Bettlaken und ein Teil der Decke waren dunkel verfärbt. Blut. Ich stürzte schon beinahe auf ihn zu und spürte förmlich, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich.
Ich packte sein blasses Gesicht und schlug ihm vorsichtig auf die Wangen.
"Kookie? Kookie, hey! Sag etwas! Bitte kleiner, bitte!" Meine Stimme brach und aufkommende Tränen schnürten meine Kehle zu. Ratlos und verzweifelt nahm ich seinen schlaffen Oberkörper von der Wand und hielt ihn. Verzweifelt presste ich eine Hand auf die Schnittwunden an seinem Unterarm, in der Hoffnung, die Blutung zu stoppen. Doch es blutete immer weiter und nach wenigen Sekunden war meine Hand rot.
Ratlos und verängstigt ließ ich den Tränen ihren Lauf und betete zu allen möglichen Göttern, dass Kookie aufwachte. Doch er tat es nicht.
"HILFE! RUFT EINEN KRANKENWAGEN! SCHNELL!" schrie ich mit aller Kraft.
Kurze Zeit später hörte ich zwei Paar Füße die Treppen hoch laufen und erblickte eine erst verwirrte, dann entsetzte und geschockte Youna. Ihr Mann, Mr. Jeon, stand fassungslos neben ihr und auch ihm wich die Farbe aus dem Gesicht.
"Haekwon, tu doch was!" rief Youna den Tränen nah und wie, als wäre wieder Leben in ihn gekommen, kramte er sein Handy aus der Hosentasche und rief tatsächlich einen Krankenwagen. Youna kam inzwischen auf das Bett zu und kniete sich zu ihrem Sohn. Verzweifelt ergriff sie meine Blut verschmierte Hand und drückte sie leicht.

Zeitsprung - Krankenwagen kommt an

Kookies Vater öffnete den Sanitätern die Tür und wieß ihnen den Weg hinauf ins Zimmer. Ich bekam alles wie in Zeitlupe mit. Auf einmal kamen drei Männer mit Rucksäcken und einer Trage hinein und zwei von ihnen baten uns, von Kookie abzulassen. Ich rührte mich kein Stück und starrte wie benommen auf meine Hand an seinem Arm. Das war alles Blut. Sein Blut. Meine Hand war mit Kookies Blut beschmiert.
Ich spürte, wie mich einer der Sanitäter vorsichtig von ihm wegzog und mit seinen Kollegen sprach. Er ging mit mir nach unten ins Wohnzimmer und dort setzte er sich mit mir auf das schwarze Ledersofa. Er sprach beruhigend auf mich ein, was ich alles nur gedämpft mitbekam. Wie durch einen Wattebausch im Ohr. Das einzige, was ich klar und deutlich hörte, war mein rasender Herzschlag.
Der Sanitäter bat mich, meinen Ärmel hochzukrempeln um meinen Puls messen zu können. Ich tat benommen, was ich sollte und sah, wie er mir eine Blutdruckmanschette anlegte. Zur Beruhigung machte er mir Atemtechniken vor, die ich nachmachen sollte. Und tatsächlich fuhr mein Puls ein wenig runter. Der Sanitäter machte die Manschette wieder ab und stellte mir Fragen nach den Personalien.
"Kennst du den Patienten?" fragte mich der Sanitäter dann. Ich nickte.
"In welchem Verhältnis stehst du zu ihm?"
"Er ist mein Freund." antwortete ich ohne nachzudenken, vielleicht ein wenig vorschnell. Der Sanitäter nickte, notierte sich alles und lächelte mir dann aufmunternd zu.
"Wir kriegen ihn wieder hin." antwortete er mir und ich nickte. Dankend verbeugte ich mich ein wenig und stand auf, als die beiden anderen Sanitäter mit Kookie auf der Trage die Treppen hinunter kamen.
"Kann ich mitfahren ins Krankenhaus?" fragte ich, während ich neben den Sanitätern das Haus auf noch ziemlich wackligen Beinen verließ.
"Ich bin sein fester Freund." setzte ich bittend nach, dann nickte einer der Sanitäter, der die Trage trug und ich stieg in den Krankenwagen ein. Kookies Eltern würden mit dem Auto fahren, antwortete Youna, mit einem kurzen Seitenblick zu mir hinüber.
Dann luden sie Kookie in den Krankenwagen und sobald er in meiner Nähe war, ergriff ich seine blasse Hand und ließ sie die gesamte Fahrt über nicht mehr los.

How it all began ∆ #Vkook textingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt