Infusion

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Erst mal: ja, es geht weiter! Allerdings auch nach diesem und den somit folgenden Kapiteln: ich werde nur ein weiteres Kapitel veröffentlichen, wenn ich mindestens 3 oder 4 Votes für das vorherige gesammelt habe. (Da ich leider für andere Kapitel noch nicht einmal 2 habe, bin ich nicht gerade optimistisch. Von Bemühungen für das verbreiten oder sonstiges habe ich leider auch noch nicht viel mitbekommen.)
Genug "gemeckert", hilft ja eh nicht.

Der junge Krankenpfleger stürmte die letzten Schritte auf mich zu und kniete zu mir herunter. 
"Ist alles in Ordnung?", wollte er besorgt wissen und schien zu überlegen, wie er mich am besten schmerzfrei auf die Beine ziehen konnte. Der Schmerz stach und pochte höllisch bis in mein Schulterblatt und Tränen brannten in meinen Augen. 
"Mein Arm schmerzt.", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor und bewegte den anderen, unversehrten Arm, um ihm zu signalisieren, dass er mir auf dieser Seite helfen konnte. Sofort setzte er sich in Bewegung und half mir auf. Leider konnte ich das Bewegen des gebrochenen Armes nicht'verhindern und ich knickte leicht mit meinen Knien ein. Eine heftige Stoßwelle eines brennenden Schmerzes durchfuhr mich und in meinen Augen tanzten die Sterne. Mir wurde schlecht und ich war kurz davor mich zu erbrechen. 

( Ab hier, die Gespräche auf Französisch, auch in den folgenden Kapiteln, da es Rick leichter fällt)

"Komm mit, ich bringe dich in Notaufnahme. Kannst du laufen?", sagte er ruhig und sah mich ernst an. Ich nickte schwach und verlor für Sekundenbruchteile das Bewusstsein und drohte wieder zu stürzen. Er fing mich - so gut es eben ging - geschickt auf und schüttelte den Kopf. Dann murmelte er: "Wenn sich Kopf und Körper nicht einigen können, gewinnt meistens der Körper. Es ist doch keine Schande, sich eine Schwäche einzugestehen."

Vorsichtig und geübt packte er mich an der Hüfte und trug mich auf seinen Händen zur jeweiligen Station. An einem Posten sagte er einer älteren Pflegerin, dass diese sich um meinen Bruder und dessen Besuch kümmern und Rick wegen mir Bescheid geben sollte. 
Viel zu konzentriert, den Arm nicht zu bewegen und gleichzeitig nicht den Halt an dem Pfleger zu verlieren, bemerkte ich kaum, dass er fast schon rannte. Eine kalte Schweißschicht hatte sich auf meiner Stirn gebildet und das Pochen in meinem Arm nahm zu. Mir wurde kalt und heiß gleichzeitig, immer wieder tanzten die Sterne in meinem Blickfeld und ich fragte mich: Wo im Himmel war denn diese Station? Musste die erst jemand entwerfen und bauen?"
Dann verlor ich mein Bewusstsein.

Ich fand mich in einem Krankenbett wieder und als ich benommen nach meinem Arm sehen wollte, bemerkte ich Ricks Anwesenheit. Mein Arm war mit einer dicken Schiene komplett stabilisiert und in ein Trageband, das um die Schulter befestigt war, eingehängt. Keine Schmerzen mehr, aber ich hatte auch keine Mut um meinen Arm zu bewegen. Also sah ich zu Rick. Die Ränder meines Sichtfelds waren allerdings noch mehr als unscharf und es viel mir schwer, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren, deshalb kniff ich mehrmals meine Augen zusammen.
"Na? Wie geht es dir?", wollte er wissen und versuchte ein Lächeln. Er blieb seelenruhig in seiner Position auf dem Sessel in der Ecke. 
"Was willst du von mir hören?", sagte ich spöttisch, "Mir ging es nie besser."
"Verstehe schon. Smalltalk gescheitert."
"Das würde ich jetzt nicht sagen, du hast es ja geschafft eine Unterhaltung mit mir zu beginnen.", lächelte ich. Die Benommenheit lies deutlich nach. Freude wollte sich ausbreiten, da kam mir es mir plötzlich hoch. Rick reagierte blitzschnell und reichte mir eine Schüssel. Keine Sekunde später erbrach ich mich und kurz darauf erneut. Ich hatte keine Übelkeit, ich erbrach mich einfach nur. Und als ich nichts mehr hatte um zu brechen, fühlte ich mich plötzlich wieder schwach. Angeekelt stellte Rick die Schüssel weit von sich ab und ging zur Tür.
"Ich komme sofort wieder. Dein rettender Pfleger wird kommen. Du hast einen seltsamen Humor in der Suche nach Jungen."
Ich konnte nicht mehr als nicken, da hatte er schon den Raum verlassen. Irgendwie erschöpft legte ich meinen Kopf zurück in das Kissen und schloss die Augen. Nach einer halben Ewigkeit kam er zurück - mit dem besagten Pfleger.

"Sie sieht sehr bleich aus. Ich werde ihr eine Infusion geben. Warten sie hier und falls sie wieder erbrechen sollte, helfen sie ihr.", meinte er nur knapp und verschwand wieder, ich konnte nicht einmal seine Worte realisieren. Rick kam auf mich zu und band mir meine Haare mit einem Gummi zu einem losen Zopf. Er trug eigentlich immer einen bei sich, da er gelegentlich seine  Haare, die vom Undercut betont wurden, zu einem Dutt oder Zopf band. Gerade hatte er sie sich streng nach hinten gegelt. Es stand ihm.

Der Pfleger kam zurück mit einer Nadel und Kanüle, einem dünnen Schlauch und einem Beutel, dessen Inhalt eine durchsichtige Flüssigkeit aufwies. Mein Herz begann zu schlagen, ich hatte höllische Angst vor Nadeln! Sofort wollte ich mich aufsetzen und bewegte somit meinen gebrochenen Arm. Schmerzerfüllt stöhnte ich auf. 

"Du brauchst keine Angst haben! Es wird dir zugute kommen!", meinte er und legte die Sachen ab, um mich zu beruhigen. Dabei sah er mich mit seinen grünen Augen an. Ich wäre darin am liebsten versunken...
"Ich habe höllische Angst vor Nadeln. Muss das wirklich sein?", stotterte ich und sah ihn ängstlich an. Rick erhob sich und kam auf die andere Seite meines Bettes. Der Schmerz in meinem Arm hatte nachgelassen.
"Du hast wohl die Schmerzmittel und die leichte Betäubung nicht ganz vertragen. Du bist noch sehr geschwächt, die Operation zieht an deinen Reserven."
"Operation?!", platzte es aus mir heraus. Panisch sah ich an meinem Arm herunter.
"Ja. Der Bruch war zu verschoben und kompliziert, als dass er von selbst heilen könnte. Man hat dir mit einigen Schienen und Schrauben geholfen. Und diese äußere Schiene hier, die stellt sicher, dass sich die inneren Schienen nicht verschieben oder lösen können. Diese Schlinge wirst du also noch eine Weile beibehalten. Mindestens acht Wochen, dann kannst du hoffen, dass man dir die Schienen an deinen Knochen entfernt. Anschließen kann es noch mal bis zu sechs Wochen dauern, bis du sie los bist."
"Klingt ja gerade so, als hätte ich sie lebenslang. Kein Arbeiten und Schule?"
"Mit welcher Hand schreibst du?"
"Normalerweise mit der, die man in Schienen gelegt hat.", meinte ich und deutete auf diese. Ich nahm nur beiläufig wahr, dass er die Infusion aufhängte und die Nadel damit verband. 
"Tja, dann wirst du wohl tatsächlich eine Weile Krankgeschrieben sein. Mindestens fünf Monate, da Krankengymnastik in den ersten Wochen ohne Schrauben noch dazu zählt."
"Aber ich befinde mich gerade in den finalen Prüfungen für meinen Schulabschluss!", sagte ich schnell, während er die gesunde Hand frei legte und desinfizierte. Warum sah er dabei nur so verdammt gut aus?
"Die müssen warten. Musst halt noch ein Jahr drauf machen.", sagte er und zwinkerte mir zu. Schon hatte er die Nadel angelegt. Eine freie Hand legte er auf das freigelegte Handgelenk.Sofort wollte ich die Hand zurück ziehen, doch seine Reaktionen waren ausgesprochen gut und er hielt sie geschickt am Handgelenk fest. Panik blitze in meinen Augen auf. Hilflos sah ich zu Rick, der aber keine Miene verzog. 

"Denk an was anderes. Das wird helfen. Hast du einen Freund? Dann denk an den.", meinte er schnell und setzte erneut die Nadel an. Ich wusste mir nicht anders zu helfen und sah ihn an. An Dan konnte ich komischerweise nicht denken. Als die Nadel den Weg in meine Haut gefunden hatte, zuckten meine Augenlieder und ich fühlte mich gezwungen scharf einzuatmen. Es brannte nur kurz und ich hatte mich schnell an das komische Gefühl, eine Nadel unter der Haut zu tragen, gewöhnt. Er lies ab von mir und nahm den Müll auf, dann drehte er an einem Rädchen am Beutel und wollte das Zimmer verlassen. Da schaltete sich Rick ein. 
"Warten Sie kurz! Wie heißen Sie eigentlich und werden Sie weiterhin nach ihr sehen?"
Der Pfleger hielt inne und wandte sich zu uns um. 
"Ich bin Neson. Ich bin zwar eigentlich bei den Komapatienten, aber vielleicht lässt sich da ja was bezüglich der Pflege etwas ändern. Sie wird wohl noch diese Woche mindestenns hier bleiben müssen." et machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: "Die Besucherzeit ist um, bitte verabschieden Sie sich langsam. Machen Sie also noch schnell aus, was das Mädchen alles so benötigt", meinte er und verließ den Raum. Etwas verdutzt sah Rick zu mir und wir klärten die Dinge, die ich hier brauchen würde.
"Ich werde morgen wieder kommen, vielleicht kommt Dan wird bestimmt auch vorbeischauen.", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. 
Und schon war auch er verschwunden. Stille kehrte ein und ich fiel in den Schlaf.

Blut und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt