Absturz (Ü)

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Alles war dunkel, kein Licht brannte. Ich war also mal wieder allein. Oder etwa doch nicht? Ich hörte ein stumpfes Pochen, welches vom oberen Stockwerk aus kam.

Ich stellte meine Tasche mit den Lernsachen ab, entledigte mich meines Winterschutzes und ging dann ohne darüber nach zu denken die Stufen hinauf. Das Pochen war verstummt, stattdessen hörte ich- oh mein Gott, bitte nicht! Rick war mal wieder bei meinem Bruder, sie schienen sich wohl wieder sehr lieb zu haben...

Peinlich berührt die beiden "belauscht" zu haben, schlich ich mich in mein Zimmer, und schloss leise die Tür. Für Rick hatte er immer gute Laune, für mich wohl eher nicht mehr. Was, wenn Dan recht hatte? Das Dario depressiv wurde oder schon geworden war?

Ich steckte meinen Ipod in die Dockingstation und wählte Play. Natürlich war die Lautstärke noch von letztem Mal auf sehr laut eingestellt und nicht nur ich schien mich tierisch erschreckt zu haben, denn kurze Zeit später stürmte ein leicht verschwitzter Dario in mein Zimmer. Wie schaffte er es sich nur so schnell anzukleiden?

"Ist das dein scheiß Ernst, Mira?!", schrie er mich an. Etwas verdutzt schaltete ich den Player auf Mute und sah ihn dann verärgert an.
"Ist das dein scheiß Ernst, Dario?! Du behandelst mich seit kurzem wie der letzte Dreck, interessierst dich null und hast nur noch was für Rick übrig!  Was ist nur los mit dir?!", fauchte ich ihn an. Jetzt war es raus. Dario jedoch antwortete nicht, klaute meinen Ipod aus dem Dock und knallte die Türe vor meiner Nase zu.
Ich wiederholte meine Frage nun deutlich lauter und wutentbrannt während ich die Tür aufriss um ihm zu folgen:
"Ist. Das. Dein. Scheiß. Ernst. Dario?!"
Doch er hatte sich wieder in sein Zimmer verbarrikadiert und hatte abgeschlossen. Ich hörte wie Rick mit ihm auf Französisch eine Diskussion anfing, ehe ich in mein Zimmer zurück stürmte und mich auf mein Bett warf.

Was um Himmelswillen veranlasste ihn mich so zu behandeln?

Kurze Zeit später klopfte es an meiner Tür, ohne meine Antwort wurde sie sanft von Rick geöffnet und er warf mir meinen Ipod zu. Dann sagte er:
"Er ist wirklich kömisch in letzter Zeit, aber er ist trötzdem nöch dein Brüder." Und schon war er wieder hinter der Tür verschwunden. Ich hörte wie er eilig die Treppen herunter rannte und das Haus verließ. Ganz leise hörte ich ein Wimmern- vermutlich das meines Bruders. Sollte er doch!

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Irgendwann musste ich eingeschlafen sein und nun erwacht. Wieder einmal war es totenstill und nur mein eigener Herzschlag und Atem ließ mich an die Realität glauben. Allerdings war es immer noch komplett dunkel, weshalb ich vorsichtig auf die Analoge Uhr meines Weckers sah. 2:15.
Träge erhob ich mich nun doch und trottete benommen die Treppen herunter in die Küche. Sofort viel mir der stechende Geruch von Alkohol auf. Aber ich hatte meinem Bruder doch alles abgenommen?

Und natürlich fand ich auch meinen Bruder auf dem Sofa liegen, auf dem Tisch eine Flasche Whisky. Da mein Bruder aber zu schlafen schien, nahm ich leise die Flasche um den Rest in das Spülbecken zu kippen. Doch da war das Problem: es befand sich kein Tropfen mehr in der Flasche. Erneut lief ich zu ihm um seinen Atem und Puls zu kontrollieren. Er konnte unmöglich noch normal schlafen, wenn er überhaupt noch am Leben war.

Aber zum Glück war er das, er schien sogar noch recht normal zu atmen. Ein Phänomen. Genauso wie er zum Alkohol kam. Rick musste ihm etwas mitgebracht haben, da er die letzten Tage das Haus bis auf den Briefkasten leeren, nicht mehr verlassen hatte.

Wie sollte das denn nur weitergehen? Ich lief in der Küche auf und ab und schließlich packte mich der Hunger. Vorsichtig und leise schmierte ich mir ein Butterbrot und nahm mir ein paar Tomaten aus dem Gemüsefach. Ich sollte dringend wieder einkaufen. Im Sparprogramm, da wir nicht mehr viel übrig hatten. Das Erbe dauerte noch eine Weile, da der Notar hier sehr lange brauchte.

Die Müdigkeit hatte sich in dieser Nacht letztendlich durchgeschlagen und ich war zurück in mein Bett gewandert. Die Sorge um Dario blieb allerdings bestehen. Jedoch solange er keinen Blödsinn anstellte, konnte er mir eigentlich egal sein- also so wie ich es für ihn war.

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Am nächsten Tag, also Samstag, zwang ich mich früh aufzustehen um nach Dario zu schauen. Wie zu erwarten fand ich ihn auf dem Sofa vor. Er schnarchte und stank ein wenig nach dem Whisky. Behutsam weckte ich ihn, doch das hätte mir erspart bleiben können: Es glich einen Löwen geweckt zu haben. Er fuhr mich wütend an um sich anschließend torkelnd in sein Zimmer zu begeben. Also hatte er deutlich Restalkohol im Blut. Vorsichtshalber nahm ich ihm seinen Autoschlüssel weg und versteckte sie in der Küche. Wenn er wieder betrunken war würde er dort mit Sicherheit nicht suchen.

Als ich mich in meinem Zimmer umzog vibrierte mein Handy. Ein Anruf, Es war Dan. Freudig nahm ich den Anruf entgegen.

"Hey Dan! Was gibt es?", wollte ich wissen.
"Na, wie geht es meiner Prinzessin? Kopf gestern noch frei bekommen?"
"Naja nicht wirklich. Mein Bruder ist gestern ein klein wenig ausgerastet und hat anschließend mit Rick gestritten. Völliger Absturz, hat ne ganze Flasche Whisky bis auf den letzten Tropfen geleert.", erklärte ich ihm.
Nur ein nachdenkliches "Hm." kam von seiner Seite. Dann kurze Stille.
"Hey ähm wegen meiner Mutter. Ich habe sie wegen dem Ausbildungsplatz gefragt. Und da sie dich ja schon länger kennt und dich sehr mag, ist sie bereit ihn dir zu geben! Allerdings wird das halt mit der Schule schwierig. Aber bis du den Abschluss hast kannst du auch als Aushilfe arbeiten. Aber sie würde darüber gerne selbst mit dir sprechen." schoss es plötzlich aus ihm heraus. Meine Laune erhellte sich schlagartig und am liebsten wäre ich ihm und seiner Mutter durch das Handy um den Hals gefallen. Ich hatte eine Stelle und einen Ausbildungsplatz!  Egal welche Noten in meinem Zeugnis standen!

"Oh mein gott vielen Dank! Sag ihr das bitte, ja?! Das bedeutet mir wirklich sehr viel!", sagte ich überglücklich.
"Haha kein Problem, meine Mutter weiß wie es dir geht und wie schon angedeutet, deine Noten sind letztendlich egal. Sie weiß das du davor eine Musterschülerin warst. Aber sag, wie geht es dir mit dem Streit? Ist er aggressiv dir gegenüber?"
"Naja, nett ist was anderes. Aber ich gewöhne mich langsam dran.", meinte ich betrübt.
"Mach dir nichts draus, Prinzessin. Ich muss jetzt aufhören, Mum will einkaufen gehen."
"Das sollte ich heute auch noch, allerdings muss ich mich erst richten."
"Willst du bei uns mit? Dann musst du nicht so weit schleppen? Bis wir bei dir sind hast du noch genug Zeit."
"Oh das wäre sehr lieb! Klingel dann einfach!", sagte ich voller Tatendrang.
"Klar, immer doch! Ich liebe dich, Prinzessin!"
"Ich dich auch, mein Prinz!"
Und schon war aufgelegt. Eilig suchte ich alles zusammen und richtete mich, um schließlich in der Küche auf das Zeichen der Klingel zu warten.

Jaja ich lebe noch xD. Sorry für die Pause, hatte aber viel zu tun und hab n paar Arbeiten verhauen weil ich nicht ausreichend gelernt hatte... So ist nunmal das Leben. Und dann kommt dann natürlich noch das mit dem Beruf. Außerdem werde ich als nächstes erst die Kapitel für bessere Lesbarkeit überarbeiten :)

Blut und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt