Verdammt weit weg

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Los Angeles. Die Stadt der Stars. Die Stadt, in der bombenmäßige Blockbuster, herrliche Horrorfilme, Komödien zum Kaputtlachen und überhaupt die besten Filme aller Zeiten gedreht wurden. Nach einer knapp sechsstündigen Fahrt hielt die Limousine an. Emma hatte während der restlichen Fahrt geschlafen, da sie durch die letzten Tage ziemlich erschöpft war, sodass ich Zeit hatte, über alles nachzudenken. Ich hatte mich damit abgefunden, dass mein großer Traum zwar nicht so wahr geworden war, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber letztendlich war es trotzdem traumhaft, neben Emma Watson zu sitzen in dem Wissen, dass wir für alle Welt ein Paar sein würden. Zwar nicht für uns selbst, aber was nicht war, könnte ja noch werden.

Als die Limousine stoppte, stupste ich Emma zärtlich an. Sie schreckte sofort auf und blickte panisch um sich.

"Hey... ganz ruhig", sagte ich lächelnd, etwas erschrocken über ihre Reaktion, "ich bin's nur."

Einen Moment schaute sie mich irritiert an und ich dachte schon, sie hätte vergessen, wer ich bin und ich müsste jetzt auf eine peinliche Art und Weise erklären, was ich in ihrer Limousine zu suchen hatte, aber dann schien sie sich zu erinnern und lächelte entspannt.

"Oh, sorry. Wenn ich aufwache, bin ich meistens etwas verwirrt."

"Was du nicht sagst", sagte ich, musste aber auch etwas schmunzeln. Es war immer schön zu sehen, dass auch die weltberühmten Promis nicht perfekt sind.

"Willst du mir jetzt vielleicht endlich mal sagen, was wir in L.A. wollen?", versuchte ich das Thema zu wechseln.

"Hab ich doch schon. Wir schauen uns dein neues Zuhause an!"

"Achso, das war dein Ernst? Ich dachte du meinst das im Sinne von 'Jetzt wo du mit einem Promi zusammen bist, lebst du auch wie ein Promi'."

Anstatt zu antworten, lächelte sie mich an und stieg aus dem Auto. Ich atmete einmal tief durch und folgte ihr dann. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich schnupperte den ersten Zug der L.A.-Luft. Jemand aus San Francisco merkte sofort den Unterschied. Der Duft war zwar etwas frischer, aber doch ganz anders als die eigene, vertraute Heimat-Luft. Draußen war es wärmer als in der Limousine, also zog ich meine Jacke aus und wollte sie mir lässig über die Schulter legen. Ungeschickt wie ich war, rutschte sie immer wieder herunter, sodass ich beschloss, sie doch lieber in der Hand zu halten. Emma unterhielt sich gerade mit dem Fahrer. Ich hatte ihn während der Fahrt nicht einmal gesehen, da zwischen uns und der Fahrerkabine eines dieser klischeehaften, abgedunkelten Trennwände war. Und auch jetzt bekam ich ihn nicht zu sehen, da er, kaum war ich neben Emma auf den Bürgersteig getreten, mit der Limousine wegfuhr. 

"Ziemlich angenehm das Leben als Promi, oder?", meinte ich lächelnd und nickte mit dem Kopf in Richtung der verschwindenden Limousine. Doch Emma erwiderte das Lächeln nicht, sondern schien in Gedanken versunken zu sein.

"Emma? Alles in Ordnung?"

Sie schaute auf und setzte schnell ein beschämtes Lächeln auf.

"Ja, ja. Alles in Ordnung, ich versinke gelegentlich in Tagträume."

Süß, ich auch, dachte ich, hatte aber nicht vor, ihr von meinen Fantasien mit ihr zu erzählen. Sie drehte sich von der Straße weg und deutete auf das Wohngebäude hinter uns. Es war etwa sieben Stockwerke hoch, hatte rote Ziegel und wirkte schon etwas heruntergekommen. Die Fugen bröckelten an einigen Stellen und das Dach wies auch schon einige Lücken auf. Aber insgesamt war es wirklich schön. Schön alt. Ich mochte alte Häuser, sie hatten auf mich immer diese Wirkung, dass alles ewig halten könnte, wenn man es nur richtig anfängt. Dieses Haus würde zwar sicherlich nicht mehr ewig halten, aber irgendwie war es doch perfekt unperfekt.

PromiliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt