(Un)Glücklicher Zufall

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5 Stunden lang ging ich inzwischen gelangweilt hinter der bei jedem schönen kleid kreischenden Lucy und dem wie ein Honigkuchenpferd lächelnden Robin her.

Während Lucy also in einer Frequenz schrie, die ich nicht für möglich gehalten hätte und Robin immer noch blöd grinste, dachte ich bloß darüber nach, wie ich auf dem schnellsten Weg ins Gras beißen könnte. Ich schlurfte lustlos auf meinen Kumpel zu und meinte, dass ich mich dann mal vom Acker machen würde. Er sagte nichts, sondern grinste mich nur an.

"Robin?", ich stupste ihn an.

Er sagte nichts.

"Lucy, was ist mit ihm?"

Lucy guckte ihren Freund an, folgte seinem Blick und musste auch grinsen.

"Leute, ich geh da..." Ich war den blicken der beiden gefolgt und mein Herz blieb stehen. Da stand sie.
             
              *                  *                  *          

Das Promi-Leben hatte sie zerstört. Sie war nicht mehr dieselbe wie früher, obwohl sie es gern wäre. Sie hatte einfach nur keinen Bock mehr. Immer die verrückten Fans, die ihren Namen kreischten, die nervigen Produzenten, die sie für ihren neuesten Film "unbedingt" brauchten, die Verehrer, die sich wie aufdringliche Stalker aufführten und am allerschlimmsten: die Paparazzi, die einfach nicht akzeptieren wollten, dass es NICHTS neues gab. Weder in ihrer Karriere, noch im Liebesleben. Es war ein Graus.
Nur noch heute, dachte sie, setzte ein falsches lächeln auf und ging neben den anderen Schauspielern auf den roten Teppich.    

              *                  *                  *

Sie lächelte, als sie auf den roten Teppich stieg. Es waren viele Schauspieler da, aber sie stoch ihm sofort ins Auge. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, wie es immer war, wenn er sie auf Fotos sah. Aber das hier war kein Foto. Das war echt. Das war die Emma Watson.

Er ging auf sie zu. Sie sah ihm direkt in die Augen. Lächelte. Und ging dann vom roten Teppich herunter auf ihn zu. Sie breitete die Arme aus, umarmte und küsste ihn.

"Bro?", riss mich Robin aus meinen Tagträumen heraus, ,,du wolltest doch gehen, oder?"

Ich zögerte kurz, nickte, verabschiedete mich von den beiden und ging auf den roten Teppich zu.

Die vielen Menschen ließen es nicht zu, dass ich mich auf mehr als 10 Metern näherte. An ein Durchkommen war also nicht zu denken. Sollte ich vielleicht schreien, um sie auf mich aufmerksam zu machen? Dann wäre ich nicht besser als die anderen auch. Außerdem würde sie mich eh nicht hören. Also schwieg ich und starrte sie mit hämmerndem Herzen an. Sie war atemberaubend. Ihr Spiel, ihre Stimme, ihre Schönheit - meine Güte, meine Gedanken klangen wie die eines Perversen. Aber sie war wirklich schön. Aber gleichzeitig so unendlich weit weg, obwohl sie nur 10 Meter entfernt war.

Ich war müde vom rumstehen und holte mir noch einen Schoko-Mokka. So langsam war ich auf den Geschmack gekommen. Als ich gerade an der Kasse war, hörte ich ein Kreischen der Menge. Als ich herausguckte, sah ich, dass Emma durch die Menschenmasse vor einigen Paparazzi flüchtete. Sie kam auf den Laden zu, in dem ich gerade meinen Schoko-Mokka bezahlte. Mein Puls wurde rasend schnell (und ich hatte nicht einmal vom Kaffee genippt).

Cool bleiben, sagte ich mir, als sie den Laden betrat.

Die Paparazzi waren ihr gefolgt und bombardierten Emma mit Fragen:

"Haben sie schon einen neuen Film in Aussicht?"

"Wie verstehen sie sich mit den anderen Schauspielern?"

"Sind sie in einer festen Beziehung?"

Ihr stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben und ich stellte mich wie aus einem Reflex zwischen sie und die Paparazzi.

Sie blickte sich zu mir um, da die aufdringlichen Fotografen stehen geblieben waren. Ich sah, wie sich in ihrem Kopf eine Idee ausbreitete.

,,Meine Herren, das ist mein fester Freund! Und wenn Sie mich nicht augenblicklich in Frieden lassen, wird er Ihnen nochmal erklären, was Privatsphäre bedeutet!"

Viel Blitzlicht, doch schließlich verschwanden die Paparazzi und Emma ging zufrieden lächelnd weg.

PromiliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt