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Es war ein trüber und wolkenverhangener, früher Samstag Morgen.
Chloé saß in dem Flieger von München, ihrer Heimatstadt, nach London. Dort würde sie ab kommenden Montag Medizin studieren. Ihr Kindheitstraum erfüllte sich endlich nach langem Warten.
Sie hatte nun eine abgeschlossene Sanitäterausbildung in der Tasche sowie unter anderem ein perfektioniertes Englisch durch einen einjährigen Auslandsaufenthalt in Australien. Beim Gedanken an die Zeit in Sydney musste sie willkürlich anfangen zu lächeln, während sämtliche Erinnerungen an ihrem inneren Auge vorbeizogen. Sie gab zu, dass sie diese Zeit sehr vermisste, die sie zu einer selbstständigen, jungen Frau gemacht hatte. Aber vor allem stoch es ihr ins Herz, wenn sie an Alex dachte, der zu der Zeit ihr Freund gewesen war. Ihr Lächeln verschwand augenblicklich. Sie vermisste ihn unbeschreiblich sehr, sodass ihr sogar eine Träne die Wange hinunter kullerte. Schnell wischte sie sie verstohlen weg. Sie sagte sich, dass es nur eine kurzfristige Beziehung war und nichts Ernstes, weshalb sie sich jetzt endlich mal zusammen reißen sollte, denn schließlich würde sie übermorgen an einer der berühmtesten Unis Londons studieren!

Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, war sie ziemlich erleichtert. Auch wenn sie es toll in den Lüften über den Wolken fand, so war es ihr dennoch nicht geheuer von einer großen Metallmaschine in über 2000 Metern Höhe durch die Luft getragen zu werden.
Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, ging sie mit suchendem Blick in Richtung Gepäckausgabe. Warum mussten hier auch so viele verschiedene Menschen rumlaufen? Da fand man sich ja gar nicht zurecht. Plötzlich spürte sie einen schweren Druck von der rechten Seite gegen sie, sodass sie das Gleichgewicht verlor, strauchelte und sich schließlich an dem Nächstbesten festkrallte, was sie fassen konnte. Das Etwas, an das sie gegriffen hatte, entpuppte sich als gutaussehender Mann, ungefähr Anfang 30. Sie machte sich schnell von ihm los und versuchte ihn nicht wie eine Bekloppte anzustarren. "Es-ich-äh..", stammelte sie ohne jeden Zusammenhang vor sich hin. "Es tut mir leid! Ich wurde nur von irgendjemanden angerempelt, und du, äh Sie, waren der einzige, der mich vor einer schweren Kopfverletzung retten konnte."
"Hey, calm down." Oh, er war Engländer. Na toll, jetzt durfte sie alles nochmal auf Englisch erklären. Zum Glück nahm er ihre Entschuldigung, zwar leicht amüsiert, an und sie war heil froh, dass danach nichts mehr weiter Gravierendes passiert war.
In der Underground, auf dem Weg zu ihrer WG, grübelte sie darüber nach, wie wohl ihre Mitbewohner sein werden und wie gut sie sich in der Uni ganz alleine zurechtfinden wird. Plötzlich durchfuhr sie eine unglaublich Angst. Was, wenn das alles nur eine total blöde und bescheuerte Idee war? Was, wenn sie total fehl am Platz war? Was, wenn sie die Prüfungen nicht schaffte? Ihr Vater zahlte ihr nur noch dieses Studium und dann war Schluss. Wenn sie abbrechen würde, würde er vollkommen ausrasten und ihr die Hölle heiß machen. Und das schlimmste, sie würde keinen weiteren Pfennig mehr bekommen. Er war sowieso schon sauer gewesen, dass sie auf so eine teure Uni ging und die Ausbildung zur Rettungssanitäterin hatte er ihr ebenfalls schon finanziert.
Der Zug hielt ruckartig und durch die Lautsprecher ertönte eine tiefe und gleichmäßige Stimme, die die nächste Haltestelle ankündigte. Schnell sprang sie auf, da sie plötzlich bemerkte, dass es ihre Haltestelle war. Sie suchte schnell ihre sieben Sachen zusammen und hastete hinaus, bevor sich die Türen mit einem lauten Knall schlossen. In der Beschreibung stand, dass es nur 5 Minuten Fußweg zur WG waren. Also beschloss sie, die restlichen Meter zu laufen, da ihr Po vom Sitzen unglaublich schmerzte. Sie rieb sich die Po-Knochen und schimpfe leise vor sich hin über die unbequemen Sitze und dass man doch mal in sowas investieren sollte anstatt im irgendwelchen Käse, den sowieso kein Mensch brauchte.
Mit dem Ausdruck der Wegbeschreibung irrte sie durch die durchnässten Straßen des Campusgelände und versuchte den Pfützen im zickzack auszuweichen, wobei dies mit einem viel zu schweren Koffer und mehreren Taschen eigentlich unmöglich zu schaffen war.
"Kingston Road 24", las sie von dem Schild ab, als sie endlich angekommen war. "Na dann wollen wir mal." Sie steuerte auf die rot angestrichen Holztür zu und drückte die Klingel. Aus dem schmalen Haus drang scheppernder Lärm auf die Straße, sodass Chloé die Angst beschlich mit einigen Partylöwen zusammen gelandet zu sein. Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch vor der verschlossenen Tür wartete, drückte sie etwas angesäuert erneut auf den verrosteten Knopf, allerdings diesmal mindestens dreimal so lang. Und tatsächlich, es bewirkte etwas. Die Tür würde aufgerissen und ein Gestank von Marihuana, Alkohol und Zigaretten flog ihr entgegen, sodass sie erstmal heftig zu husten begann. Als sie sich endlich wieder beruhigt hatte, streckte ihr ein freundlicher, junger Mann die Hand entgegen, um sie zu begrüßen.
"Hey, ich bin Phil. Du musst die Neue sein!" Seine Augen blitzten auf, als er seine Augen über ihren Körper wandern lies. Sie trug ein weit ausgeschnittenes Samtcamisole, dass ihr Dekolltée mit einem Herzausschnitt vorteilhaft betonte. Dennoch fing er sich schnell wieder: "Komm rein." Als sie versuchte, ihre ganzen Sachen in den engen Flur zu schleppen, scheiterte sie kläglich, sodass Phil ihr netterweise seine Hilfe anbot, die sie dankend annahm.
Als sie ihre ganzen Sachen in ihr Zimmer geschleppt hatten, stieg sie mit Phil die Treppen wieder hinunter ins Wohnzimmer, das doch relativ geräumig war. Dort befanden sich drei weitere Jungs und ihr stockte der Atem. Sie hatte doch eigentlich beantragt, in ein Mädchenwohnheim zu kommen anstatt in eines mit hormongesteuerten jungen Männern, die sie alle verschmitzt angrinsten.
Während sie mit Phil das Wohnzimmer betrat, stellte er sie allen vor. "Jungs, das ist unsere neue Mitbewohnerin, Chloé." Im Chor antworteten sie mit einem tiefen 'Hey', das ich nickend erwiderte. Phil fragte sie, ob sie etwas trinken wolle und bejahte. Betreten stand sie in der Tür und wusste nicht, was sie machen sollte.
"Hey, setz' dich doch!", rief ihr einer der drei zu, während dieser neben sich auf das schwarze Ledersofa klopfte. Dann zog er an einem Joint und bließ den Rauch in ihre Richtung. Zögernd bewegten sich ihre Füße auf den freien Platz zu. Sie setzte sich zwischen zwei von ihnen und zupfte unbehaglich an ihrem Top herum. "Relax, girl. Wir tuen dir nichts!" Dabei fingen sie an zu lachen. Der eben mit ihr gesprochen hatte, stellte sich nun vor. "Ich bin übrigens Nick.", und er grinste sie mit einem breiten Lächeln an, wobei seine perfekten Zähne zum Vorschein kamen. Die anderen hießen Tobias und Haiden.
Kurz darauf kam Phil wieder aus der Küche und brachte mir einen Cocktail mit Eiswürfeln und Minzblättern oben drauf. "Oh, wow. Danke", erwiderte sie beim Entgegennehmen. "Mir hätte ein Wasser auch gereicht!" "Hallo? Du bist hier gerade neu angekommen, das müssen wir feiern.", lachte Phil. "Oder, Jungs?" Alle grölten im Einklang und stießen mit ihren Getränken an, worauf Chloé nur lauthals lachen konnte. Vielleicht waren diese vier doch gar nicht so übel.

Sie unterhielten sich angeregt noch den ganzen Nachmittag lang. Alle waren vollkommen erstaunt, dass Chloé Medizin studierte und nicht irgendwie Modedesign oder sämtlichen Mädchenkram. Jeder wusste, wie brutal das Physikum war. Die Dozenten schnitten teilweise in den Vorlesungen Toten das Gehirn auf oder entnahmen sämtliche Organe vor den Augen der Studenten.
Es stellte sich heraus, dass Phil Journalismus, Nick Sport und Englisch, Tobi ebenso Medizin - allerdings schon im zweiten Semester und Haiden Architektur studierte. Alle vollkommen unterschiedliche aber so im Einklang, es war unglaublich. Und dass sie Chloé so lieb aufnahmen, bestätigte sie nur noch mehr, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Auch, wenn allesamt kifften und seeeehr viel Alkohol tranken. Allerdings war sie durch den Drink auch ziemlich benebelt, obwohl es relativ wenig gewesen war im Gegensatz dazu, was ihre Mitbewohner konsumierten.
Nach vielem Lachen bemerkten sie gar nicht, wie der Nachmittag an ihnen vorbeizog und wie hungrig sie plötzlich waren. Sie entschlossen sich zum Chinesen auf dem Campus zu gehen, da niemand Lust hatte zu kochen und Nick beteuerte, dass es dort das beste Essen der ganzen Stadt gäbe. Giggelnd machten sie sich auf den Weg. Phil, Tobi und Haiden liefen vor ihr und Nick, sodass sie kurz Zeit hatten, um sich zu unterhalten.
Wenn er sie anguckte, wurde ihr plötzlich warm ums Herz, obwohl dies auch vom Alkohol kommen könnte. Plötzlich legte er den Arm um ihre Taille und zog sie an ihn heran, wobei er seine Fingerspitzen gekonnt unter ihr T-Shirt schob, sodass er ihre nackte Haut berührte. Sie hielt ungewollt die Luft an, als er ihr mit seinem amerikanischen Akzent ins Ohr flüsterte, wie gut sie aussah. Dann grinste er sie wieder mit diesem verschmitzten Lächeln, was sie erwiderte.
Als sie fünf am Restaurant ankamen, stand schon eine lange Schlange bis vor die Tür, sodass die Jungs augenblicklich anfingen zu stöhnen.
"Können die sich nicht mal ein anderes Restaurant aussuchen?", rief Tobias genervt, wobei er seine Hände ehrfürchtig zum Himmel streckte. Okay, er war echt besoffen, erkannte Chloé, die selbst kaum gerade laufen konnte. Nach einer Ewigkeit hatten sie ihr Essen ausgehändigt bekommen und saßen an einem runden Holztisch. Nick hatte sich, warum auch immer, neben ihr platziert und legte kontinuierlich seine linke, freie Hand auf ihren Oberschenkel, und strich auf- und abwärts. Dabei kam er ihrem Schritt jedes Mal etwas näher, sodass ihr jedes Mal ganz heiß wurde. Sie kannte dieses neue, fremde Gefühl nicht, weshalb sie diese Penetration trotzdem zuließ.
Nach dem Essen verschlug sie es in eine nahegelegene Bar, wo die Stimmung mit Musik, diversen Trinkspielen und Tischkickern aufrecht erhalten wurde. Eigentlich wollte Chloé so schnell wie möglich nach Hause, um noch alles auszupacken, doch daraus schien wohl heute nichts mehr zu werden. Nick zerrte sie einfach mit, trotz aller Proteste, denn sie konnte seiner guten Laune und der Bettelei einfach nicht widerstehen.

Auf dem Nachhauseweg drehte sich plötzlich alles um sie herum und Nick musste sie stützen, dass sie nicht hinfiel. Kurze Zeit später kamen sie endlich in ihrer WG an. Nick schloss die Tür auf und trug Chloé nach oben, da diese nur noch wie ein nasser Sack an ihm hing. Da ihr Bett weder bezogen noch sonst irgendwas war, entschied er sie zu sich zu bringen. Sie kroch schnell in sein Bett und zog die Bettdecke bis zu ihrer Nase nach oben, sodass man nur noch ihre kristallblauen Augen heraus lugen sehen konnte.
Daraufhin fragte Nick: "Willst du dich nicht erst umziehen?" Sie schüttelte den Kopf und verschwand gänzlich unter der Bettdecke. "Wie du willst." Nick sprang mit seinem ganzen Gewicht neben Chloé auf das Bett und versuchte sie festzuhalten, während sie sich unter ihm wand und sich zu befreien versuchte. Er kletterte zu ihr unter die Decke, ihre Handgelenke über ihrem Kopf fixiert, und begann ihren Hals zu küssen und an ihm zu saugen.
Chloé genoss das Gefühl seiner weichen Lippen auf ihrer zarten Haut und war sich durch den Alkoholeinfluss keinesfalls bewusst, was sie da gerade zuließ.

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