"Wer... bist du?", fragte Chloé völlig verwirrt. Sie setzte sich langsam auf, dennoch spürte sie den plötzlichen Schmerz, der in ihren Kopf und Bauch schoss, sodass sie aufstöhnte.
"Ich bin Eric. Du kannst es froh sein, dass ich zufälligerweise in der Nähe war."
"Dafür bin ich dir auch sehr dankbar, Eric", erwiderte sie und musste willkürlich anfangen zu grinsen. Dabei biss sie auf ihre Unterlippe, um es wieder zu unterdrücken.
"Du weißt schon, dass das ziemlich heiß aussieht..", murmelte er, dennoch hatte sie ihn verstanden. Ihr wurde plötzlich ganz heiß und die Röte schoss ihr ins Gesicht.
Um vom Thema abzulenken, fragte er Chloé, ob und wo sie Schmerzen hätte. Er verschwand daraufhin kurz und kam mit einem Glas Wasser und einer Pille, wahrscheinlich Ibuprofen, wieder zurück.
"Nimm die, dann wird's dir besser gehen."
"Danke! Das ist echt lieb von dir." Nachdem sie die Tablette geschluckt hatte, konnte sie sich die Frage nicht verkneifen. Er kam ihr so bekannt vor. "Sind wir uns irgendwo schon mal begegnet?"
Erst weiteten sich seine Augen, doch er fing sich schnell wieder.
"Nicht, dass ich wüsste", erwiderte er und stand auf, um das Wasser wieder in die Küche zu bringen.
Chloé schaute sich um. Die Wohnung war sehr modern, aber auch im Retrostil, eingerichtet und die großen Panoramafenster durchfluteten sie mit dem Mondlicht. Sie befand sich auf einer Empore, worauf das breite Brett auf Holzpalletten platziert war. Trotzdem war es sehr weich und bequem. Alles in allem war es genau ihr Geschmack und sie fühlte sich schon richtig heimelig.
Ihr Blick schweifte zu den Fenstern. Man konnte die Skyline Londons erblicken mit ihren vielen bunten Lichtern. Selbst das London Eye ragte zwischen den Hochhäusern hindurch.
"Gefällt dir die Aussicht?", fragte er neugierig. Er lehnte an dem Durchgang von Küche zu Wohnzimmer und musste mich wohl schon eine Weile beobachtet haben. Nun sah sie ihn an. Er sah gut aus, fast sogar zu gut, musste sie feststellen.
"Du solltest ein wenig schlafen. Ich glaube, die letzte Nacht war wohl ein bisschen viel..."
"Ja, das ist eine gute Idee. Soll ich mich auf die Couch-"
"Bleib du im Bett liegen. Ich schlafe auf dem Boden", bedeutete er ihr mit einer Handbewegung. Amüsiert kuschelte sie sich unter die Bettdecke, konnte jedoch nicht einschlafen. Sobald sie die Augen schloss, tauchten schreckliche Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Es war unerträglich. Sie schluchzte.
Plötzlich stand Eric neben ihr und streichelte ihr den Rücken. "Brauchst du Gesellschaft?" Sie nickte nur stumm und er kletterte neben ihr aufs Bett und legte den Arm um sie.
"Besser?"
"Mhmm..", brummte sie und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.Eine warme Hand rüttelte sie aus ihren Albträumen. Schweißgebadet wachte sie auf und fuhr sich durch ihre Haare.
"Hey, alles in Ordnung?", fragte Eric einfühlsam.
"Ja, alles okay. Wie spät ist es?"
"Zwanzig nach 6. Musst du wohin?"
"Ja, nach Hause. Und bis ich da dann mal ankomme, können Stunden vergehen."
"Soll ich dich heimfahren?", bot er an. Dankend nahm sie das Angebot an. Eine Stunde später saß sie zusammen mit Eric in seinem mattschwarzen BMW auf dem Weg zu ihrem Wohnheim.
"Hast du keine eigene Wohnung? Ich würde es nicht aushalten mit so vielen Leuten in einem Haus", witzelte er.
"So übel ist es gar nicht. Ich komme mit meinen Mitbewohnern ganz gut aus. Aber letzte Nacht hattest du auch Besuch..", erwähnte Chloé.
"Nun ja, das war ja auch etwas anderes."
Aus dem Augenwinkel konnte Chloé erkennen, dass er sie anschaute, sodass sie wieder sofort errötete. Schnell starrte sie aus dem Fenster und sah der vorbeifliegenden Landschaft zu. Das hatte sie doch sonst nicht, dachte sie, du bist echt peinlich.
Plötzlich hielt der Wagen - sie waren angekommen. Mit trauriger Miene verließ sie den Wagen. Doch bevor sie die Tür schließen konnte, hielt er ihr einen Zettel mit einer Nummer darauf hin. Dann brauste er auch schon los und ließ Chloé, völlig verwirrt, alleine stehen.
Kopfschüttelnd machte sie auf dem Absatz kehrt und schloss die Haustür auf. Es war totenstill im Haus. Leise versuchte sie sich im Flur aus ihren Sachen zu schälen, was leider nicht so wirklich funktionierte. "Mist", fluchte sie, als ihr Handy aus ihrer Tasche fiel und einige Kratzer auf dem Bildschirm erkennbar waren. Zum Glück weckte sie keinen auf. Sie schlich sich nach oben in ihr Zimmer und war unheimlich froh, als sie wieder vertrautes Terrain betrat.
Seufzend ließ sie sich auf ihr Bett plumpsen. Was ein langer Tag beziehungsweise Nacht. Und noch bevor sie an irgendetwas anderes denken konnte, fielen ihr ihre Augendeckel zu und sie schlief ein.
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Secret.
RomanceChloé Odair kann es kaum glauben, als sie die Zusage für einen Studienplatz an der Oxford-University für Medizin in ihren Händen hält. Sofort bucht sie einen Flug nach London Heathrow und einen Platz auf dem Campus gelegenen Mädchenwohnheim. Doch be...