Kapitel 6

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Niall Horan @NiallOfficial -vor 2min

Can't wait for the match to begin. Good luck! #ShamrockRovers

Excited for @Rickie_James You'll make it man!

Nachdenklich starrte ich auf mein Handy. Jetzt gab es zwei Möglichkeiten. Entweder Niall saß in Mullingar vor seinem Fernseher, da das Spiel live übertragen wurde. Oder er hatte sich auf den Weg nach Dublin ins Tallaght Stadium gemacht und hockte nun hier irgendwo. Bei dem Gedanken beschleunigte sich mein Puls auf 180. Nervös suchte ich mit meinen Augen den VIP Block ab aber ich konnte zu meiner Enttäuschung keinen Niall erkennen. Nirgends blonde Haare oder blaue Augen zu sehen. Traurig ließ ich mich wieder in meinen Sitz sinken und beobachtete Rickie. Er hetzte gerade einem Ball hinterher und versenkte ihn mit einem perfekten Schuss im Netz. Meine Laune hob sich schlagartig. Wie konnte ich denn jetzt traurig sein? Meinem Bruder stand das wichtigste Spiel seiner ganzen Karriere, seines ganzen Lebens bevor und ich hatte mal nur wieder eine Sache im Kopf. Niall Horan. Ich könnte mich glatt selbst ohrfeigen. Aber ich denke dann würden mich die Leute um mich herum endgültig für verrückt erklären.

Die Spieler eilten 15 Minuten vor Spielbeginn vom Feld, um sich gegenseitig in der Kabine nochmal Mut zu machen, nahm ich an. Ich schickte Leo noch kurz ein verrücktes Selfie, als mein Handy plötzlich vibrierte. @Harry_Styles hat ein Foto hochgeladen. Gespannt klickte ich auf das Foto und als es endlich fertig geladen hatte, klappte meine Kinnlade einen geschätzten halben Meter herunter. Auf dem Foto war Niall zu sehen. Ich traute meinen Augen nicht. Er stand an einem Geländer und blickte auf ein Fußballfeld hinunter. Er trug ein Trikot der irischen Nationalmannschaft mit der Nummer 9 und seinem Namen auf dem Rücken. Langsam sickerte die Tatsache, dass sich Niall fucking Horan gerade im gleichen Stadion befand wie ich, zu mir hindurch. Ich schlug mir eine Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Mein Idol oder besser gesagt zwei von ihnen, da Harry ja das Foto gemacht hatte, waren hier. Sie waren verdammt noch mal hier im gleichen 'Raum' mit mir. Ich nahm einen kräftigen Atemzug. Diese Niall-Harry-Luft war vorzüglich. Langsam drehte ich mich noch einmal herum. Mittlerweile hatte sich das Stadion sehr gut gefüllt. Es waren nur noch wenige Plätze frei und ich saß inmitten lauter fein gekleideter Menschen. Ich fühlte mich nicht gerade wohl in meiner Haut. Aber Rickie wollte es anscheinend nicht anders. Schließlich gab ich es auf nach ihnen Ausschau zu halten. Hier waren zu viele Leute. Es war unmöglich in der Menge jemanden auszumachen.

Plötzlich ertönte aus den Lautsprechern laute Musik und auf dem Bildschirm wurde die Aufstellung der beiden Teams gezeigt. Die Fans gröhlten begeistert die Namen der Spieler. Bei dem Namen meines Bruders schrie ich mir natürlich die Lunge aus dem Leib. Die Gegner buhte und pfiff ich, wie es sich eben gehört, natürlich kräftig aus. Und dann war es soweit. In einer schön geordneten Zweierreihe kamen die Spieler aufs Feld. Jeder von ihnen ein Kind an der Hand. In der Mitte des Feldes angekommen gingen sie auseinander und winkten in alle Richtungen. Rechts stand die gegnerische Mannschaft. St. Patricks Athletic. Links die Shamrock Rovers. Mit seinen knallgelben Schuhen war Rickie nicht zu übersehen. Sein Glücksschuhe. Seine Schätze. George und JJ. Er hatte ihnen sogar Namen gegeben. Schon etwas denkwürdig, wenn man so darüber nachdachte.

Nachdem sich die Spieler auf dem Platz verteilt hatten, pfiff der Schiedsrichter auch schon in seine Trillerpfeife und das Spiel begann. Mein Bruder machte im Sturm eine super Figur. Was ja nicht anders zu erwarten war. Immer wenn er am Ball war, sprang ich begeistert auf und klatschte wie eine Verrückte. Der Opa neben mir betrachtete mich jedes Mal mit einem Blick als wäre ich eine Aussätzige. Und mir war es so als rückte er auf seinem Stuhl soweit von mir weg wie es nur ging. Aber das war mir herzlich egal. Als dann das erste Tor für die Shamrock Rovers, aufgrund einer perfekten Flanke meines Bruders in den Sechzehner, fiel, konnte mich nichts mehr halten. Ich hüpfte wie wild auf meinem Platz herum und fiel dem Opa neben mir stürmisch um den Hals. Mich hätte es nicht gewundert, wenn er vor Schreck einem Herzinfarkt zum Opfer gefallen wäre. Alle Fans feierten Rickie. Sie schrien seinen Namen als gäbe es kein Morgen mehr. Das Stadion bebte regelrecht unter meinen Füßen. Sogar mein lieber Freund, der Opi, lächelte vor sich hin. Nachdem er sich von seinem Schock erholt hatte, versteht sich.

Nach 90 nervenaufreibenden Minuten stand es letztendlich 2:1 für die Shamrock Rovers. Die Fangemeinde war völlig aus dem Häuschen. Mich mit inbegriffen. Alle tanzten auf ihren Stühlen und fuchtelten mit ihren Fahnen oder Schildern wild umher. Denn zum Party machen hatten wir nun wirklich allen Grund. Wir waren Pokalmeister verdammt!

Nachdem die feierliche Übergabe der Pokals stattgefunden hatte, gingen die einzelnen Spieler zum Publikum hin und kamen mit ihren kleinen Töchtern oder Söhnen auf dem Arm stolz wieder aufs Feld spaziert, wie man es eben aus dem Fernsehen kannte. Plötzlich kam ein Spieler auch unserem Block immer näher. Mit Begeisterung erkannte ich die neongelben Schuhe. Rickie kam genau auf mich zu und schwang sich mit Leichtigkeit über die Absperrung. Ich wollte ihn gerade umarmen, als er mich auch schon über seine Schulter geworfen hatte und mit mir das Feld betreten hatte. „Nein, nein, nein, nein, nein! Lass mich gefälligst runter!“ Lachend schlug ich auf seinen Rücken ein. „Rickie, dürfte ich dich gnädigerweise daran erinnern, dass ich Beine habe auf denen ich auch laufen kann?“ „Genau da liegt ja das Problem, Schwesterchen. Du würdest mir nur wieder abhauen. Hab ich recht?“ „Würd ich gar nicht!“ Ich zog einen Schmollmund und verschränkte mein Arme. „Du bist doof.“ Grinsend lies er mich endlich von seiner Schulter herunter und stellte mich auf meine zwei Beine. „Danke. Oh du gütiger Bruder!“ Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ich wuschelte ihm einmal kurz durch seine Haare, bevor ich mich ruckartig umdrehte und so schnell ich konnte los rannte. „Na warte!“

Niall POV:

„Na warte!“ Lächelnd sah ich dabei zu, wie der neue Rickie James ein Mädchen, vermutlich seine Freundin oder Schwester, über den Platz hetzte. Doch sie war flink. Sehr flink sogar. Die Hetzjagd war wohl lange noch nicht zu ende. Neben mir hörte ich das dunkle Lachen von Harry, der sich genau wie ich, über die Zwei amüsierte. Ich war so froh ihn bei mir zu haben. Ich vermisste die anderen Jungs zwar sehr, aber mit Harry hatte ich zumindest einen von ihnen bei mir. Besser als nichts. Ihm gefiel mein Mutterland sehr und auch das irische Volk imponierte ihm. Alles in allem schien er sich sehr wohl zu fühlen. „Ich kann mittlerweile echt verstehen, wieso du Irland so liebst.“ Grinsend blickte mich Harry von der Seite an. Seine Augen strahlten, wie die eines kleinen Kindes, dem sein Weihnachtswunsch erfüllt worden war. Ich konnte einfach nicht anders, als ihm kräftig durch die Haare zu wuscheln. „Ohh, mein kleiner, süßer Harold. Ich habs dir ja von Anfang an gesagt!“ Lachend schlug er meine Hand weg und ich lies mich wieder zurück in meinen Sitz sinken.

Rickie und Felicity James, wie ich auf dem Trikot bereits erkennen konnte, liefen immer noch kreuz und quer über den Rasen. Wahnsinn wie viel Energie ein Mensch nur haben kann. Doch plötzlich stolperte das Mädchen, machte ein paar Überschläge und blieb schließlich liegen. Erschrocken hielt ich mir, genau wie Harry, eine Hand vor meinen Mund. Ich entspannte mich jedoch sofort, als sie begann sich vor Lachen den Bauch zu halten. Rickie ergriff seine Chance und katapultierte sie auf seine Schulter.

Und da konnte ich ihr Gesicht erkennen. Erstaunt riss sie ihre Augen auf, als diese an mir hängen blieben. Aber auch ich vergaß, wie das Atmen funktionierte. Mein Herz vergaß, wie es schlagen sollte. Mein Gehirn vergaß, wie es denken sollte. Mein Körper vergaß, wie er sich bewegen sollte. Ich vergaß einfach alles um mich herum, als ich in ihre Augen blickte.

Ich hatte sie gefunden. Das Mädchen aus meinem Traum.

Hier mal wieder eine Author's Note: Ignoriert bitte die Tatsache, dass das Bild im Wembley Stadion aufgenommen wurde! Es hat hier so schön hingepasst c: <3

The little Hole in my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt