𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉𝑒𝓁 𝒻𝓊̈𝓃𝒻

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K A P I T E L | 5
innere Dämonen

Zoey

Es waren bereits drei Wochen seit der Hochzeit verstrichen. Henry und ich waren drei Tage später wieder nach New York zurückgeflogen, denn auch wenn unser Urlaub Entspannung pur war, klopfte irgendwann mal wieder die Arbeit an.

"Ach, und Zoey? Ich möchte dich nicht erst wieder in neun Monate sehen.", hatte mir Valérie lächelnd zu gezwinkert, ehe sie mich überrumpelt in eine Umarmung zog.

Es dauerte einen Moment bis ich verstanden hatte, was genau sie mir damit mitteilen wollte, doch nun konnte ich garnicht mehr aufhören vor Freude zu grinsen.

Mit einem Lächeln huschte ich an den eilenden New Yorkern vorbei, quetschte mich durch die Touristenmassen und entschuldigte mich bei genervten Anzugträgern.

Immer mit Bedacht meine zwei Starbucks Becher, die ich eben gekauft hatte, nicht fallen zu lassen.

Die Straßen waren so gut wie zu jeder Tageszeit prompt gefüllt und die Geräuschkulisse so laut wie eh und je. Doch mich störte es nicht. Im Gegenteil, ich liebte diese Stadt.

Diese Lebhaftigkeit und Dynamik in der Stadt waren hilfreich um nicht in meinen Gedanken zu versinken und in ihnen zu ertrinken, ohne jegliche Hilfe zu erhalten. Um gerettet zu werden.

Lächelnd lief ich an den Krankenschwestern an der Rezeption vorbei bis hinzu dem Fahrstuhl. Die schweren Eisentüren öffneten sich, sodass ich ohne weiteres hinein spazieren konnte, nachdem ich auf den Knopf gedrückt hatte. Entspannt lehnte ich mich an die hintere Wand des Fahrstuhls und schloss für einen Moment meine Lider, während die Türen sich langsam schlossen.

In Gedanken daran, heute Abend Lukas und Valérie anzurufen, versucht ich meine leichte Panik zu verdrängen, die mich jedes Mal überfiel, sobald ich mich in einem Fahrstuhl befand. Strikt versuchte ich mich nicht von der leise summenden Musik beirren zu lassen, den genauso wie der Fahrstuhl an sich, beunruhigte mich die Musik. Erneut schimpfte ich innerlich wieso ich nicht einfach die Treppe benutzt hatte. Doch dazu war es nun auch zu spät, da sich Türen bereits öffneten und ich somit rasch hinaus stürmen konnte.

Meiner Tollpatschigkeit zu verdanken, stolperte ich und verschüttete die Starbucksbecher, die ich zuvor mit Argusaugen beschützt hatte.

Fluchend stand ich nun vor meiner angerichteten Sauerei und kramte hektisch meine Taschentücherpackung aus meiner Handtasche, um wenigsten noch ein bisschen zu retten. Ich kniete mich also hinuter und hob die triftenden Pappbecher auf, wobei ich feststellen musste, dass sich jeder Tropfen auf den schneeweißen Fließboden befand.

Applaus, Zoey, wirklich!

Ärgerlich wischte ich den Kaffee auf, sodass sich die lauwarme Flüssigkeit schnell in die Tücher sog, als eine Krankenschwester zu mir eilte und mir damit half. Ich bedankte mich peinlich berührt und lief dann, ohne Getränke, weiter den sterilen, farblosen Flur der Station entlang, während meine glanzlos braunen Augen über die weißen Zimmertüren huschten, bis ich mein Ziel erreicht hatte.

Sanft klopfte ich an und betrat das Zimmer als ein lautes "Herein!" ertönte. Meine Finger umgriffen die Türklinke, sodass ich sie mit wenig Kraftaufwand öffnen konnte. Meine Füße führten mich in den genauso farblosen Raum, wie der Flur selbst und ich erblickte einen strahlenden Henry, als er mich entdeckte. Während er von seinem Schreibtischstuhl aufstand, lief ich lächelnd auf ihn zu und wurde sogleich in eine feste, dennoch sanfte Umarmung gezogen.

"Hey babe!", flüsterte er in meinen blonden Schopf und löste sich ein wenig von mir, nur um seine Lippen auf meine zu legen. Seufzend erwiderte ich den Kuss und lehnte mich an ihn.

vestiges of the past | on holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt