Wütend darüber, ihr Geld aus dem Fenster geworfen zu haben, verließen die Zuschauer nach und nach wieder die Arena. Auch der Kämpfer, der ursprünglich den Kampf mit Inai austragen sollte, verschwand von der Bildfläche.
„Na super. Und was machen wir jetzt?", fragte Killua, der langsam auch keine Idee mehr hatte. Gon legte seine Hand nachdenklich ans Kinn und strengte ordentlich seinen Kopf an. Da kam ihm eine Idee.
„Wenn Inai schon in der 160. Etage – beziehungsweise jetzt in der 150. – wird er sicher hier irgendwo ein Zimmer haben. Wir können an der Rezeption nachfragen."
„Aber er könnte auch woanders wohnen", gab Killua zu bedenken, „wir sind ja auch nur hier, weil wir keine andere Bleibe haben." „Stimmt, das habe ich gar nicht bedacht..." Enttäuscht ließ Gon seine Arme hängen und setzte sich auf eine Bank.
„Vergiss diesen Typen einfach wieder. Er war doch ohnehin nicht wirklich etwas Besond-" Doch das wollte Gon überhaupt nicht hören, schon gar nicht von seinem besten und einzigen Freund. Er wusste doch, dass Gon, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, nicht mehr zu bremsen war. Ein einzelner entschlossener Blick von ihm und Killua wusste schon Bescheid: So schnell wollte er nicht aufgeben.
„Das hätte ich mir denken können", stöhnte er, „Stärkungsart eben..."
Einige Stunden später am nächsten Tag gingen die beiden zur Rezeption, da Gon trotzdem noch einmal fragen wollte, ob Inai in diesem Gebäude ein Zimmer besaß.
„Ja", antwortete die freundliche Dame zu seiner Überraschung, „er hat tatsächlich hier ein Zimmer belegt. Es hat die Nummer 366." Die beiden Freunde schauten sich überrascht an. Sie hatten nicht erwartet, dass der Junge hier wirklich sesshaft war.
„Danke für ihre Informationen", bedankte sich Killua höflich und die beiden verschwanden schnell in Richtung der Räume der Kämpfer.
„363, 364, 365... Hier ist es! Nummer 366!" Gon zeigte auf das Nummernschild an der Tür des besagten Raumes und klopfte hoffnungsvoll daran. Die beiden atmeten erleichtert auf, als sie durch ein „Herein" hineingebeten wurden.
„Oh, ihr seid es", bemerkte Inai verwirrt, als die beiden Jungs eintraten. „Ich hatte eigentlich jemand anderen erwartet."
„Wir haben dich gesucht, weil du nicht zum Kampf gestern Abend erschienen bist", erklärte Gon den Grund ihres Daseins.
„Ach, haben sie den Kampf trotzdem stattfinden lassen? Ich dachte eigentlich, ich hätte Bescheid gesagt, dass ich nicht kommen könnte." Inai legte die Hand ans Kinn, als würde er darüber nachdenken. Schließlich wandte er sich wieder der Tätigkeit zu, Klamotten in einen Rucksack zu packen.
„Möchtest du irgendwo hingehen?", fragte Killua, als er bemerkte, dass Inai's Zimmer ungewöhnlich leer aussah.
„Ja, ich fliege nach Yorknew City, um mir dort am 1. September die Auktion anzusehen", antwortete der Junge, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
„Nach Yorknew City?" Killua wurde hellhörig.
„Was für ein Zufall, da wollen mein Freund Killua und ich nämlich auch hin!", erwähnte Gon treuherzig, „Allerdings wollen wir dort nicht die Auktion ansehen, sondern unsere Freunde Kurapica und – au!" Mit schmerverzehrtem Gesicht hielt sich Gon die Stelle, an der Killua ihm gerade einen ordentlichen Schlag verpasst hatte. Dieser hatte nämlich bemerkt, dass Inai's Augen während Gon's Erzählung gefährlich aufgeblitzt hatten, wie ein Tiger, der kurz davor ist seine Beute zu schnappen. Besonders als Gon Kurapica's Namen erwähnt hatte, verzog Inai für einen kurzen Augenblick sein Gesicht, als hätte er irgendeine besondere Erinnerung an ihn. Und für seinen Geschmack war das eindeutig zu verdächtig, weswegen Killua wieder langsam misstrauisch wurde.
„Das ist ja interessant...", bemerkte Inai in einem merkwürdigen Unterton. Für einen kurzen Moment ließ er seinen Blick aus dem Fenster schweifen, seine Augen flitzen hin und her, als würde er nach etwas Ausschau halten, bis er sich wieder freundlich lächelnd den beiden Jungs zu wandte.
„Das freut mich. So werden wir uns vielleicht dort noch einmal begegnen, das wäre doch eine schöne Sache, oder nicht?"
Selbst Gon war jetzt der übertrieben freundliche Ton in seiner Stimme aufgefallen und er fand diese Sache mehr als nur merkwürdig. Er spürte eine seltsame Spannung in der Luft, obwohl er sich nicht wirklich erklären konnte, woher diese kam.
Auch Killua lief ein Schweißtropfen über die Nase. Hier war etwas faul, das bestätigte ihm sein jahrelang auf solche Situationen angewiesener Attentäterinstinkt. Aufmerksam richtete er seinen Blick auf Inai und ließ ihn keine Sekunde lang aus den Augen. Er konnte jede noch so kleinste Bewegung spüren und war bereit, zu kämpfen, falls es wirklich dazu kommen sollte. Doch sein Instinkt irrte sich nur selten.
„Ist etwas?", durchbrach schließlich Inai's Stimme die unangenehme Stille. Die beiden Jungs antworteten nicht. Sie waren viel zu fokussiert, um auch nur einen Laut von sich zu geben. Ohne es zu merken, gingen sie in eine Art Verteidigungsmodus, indem sie unbewusst Zetsu aktivierten.
Inai verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen, er selbst nahm auch wahr, dass die Freunde einen Verdacht hatten.
Bevor Killua und Gon überhaupt reagieren konnten, stand er hinter ihnen, das Tuch wieder über die Hälfte des Gesichts gezogen. Der merkwürdige Kämpfer hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt und flüsterte ihnen leise, aber dennoch verständlich zu:
„Wir sehen uns in Yorknew City."
Kurz darauf war er wie vom Erdboden verschluckt.
Es brauchte einige Sekunden, bis Killua und Gon wieder normal atmen konnten. Diese Situation, die sie gerade durchleben mussten, war alles andere als gwöhnlich gewesen. Gon blickte besorgt zu Killua, dessen Augen sich verfinstert hatten. Mit seinem Ärmel wischte er sich schwer atmend den Schweiß von der Stirn, und versuchte langsam zu Sinnen zu kommen.
Immer noch konnten die Kameraden nicht sagen, was die Situation gerade so bedrohlich gemacht hatte. Ob Inai ein spezielles Nen eingesetzt hatte, was sie so unwohl fühlen ließ? Es lief Gon schon kalt über den Rücken, wenn er auch nur daran zurück dachte.
Eines war beiden klar: Ein gewöhnlicher Kämpfer war Inai nicht.
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Spider - Hunter X Hunter FF
FanfictionIn der Himmelsarena lernen Gon und Killua den fünfzehnjährigen Inai kennen, mit denen die beiden sich anfreunden. Als die beiden die Arena verlassen, um in Yorknew City ihre Freunde Kurapika und Leorio wieder zu sehen, müssen sie sich zu ihrem Bedau...