Amelia

155 34 6
                                    

Die Sache mit Amelia war die Verrückteste und zugleich Schönste von allen. Wir lernten uns im Internet kennen. Und alles andere ist Geschichte. Sie war einer der Gründe dafür, dass ich mich neu in die Musik, den Tanz und sogar das Schreiben verliebte.

Als ich sie zum ersten Mal sah, konnte ich nichts als süß und hübsch denken. Aber ihr Gesicht konnte ihrer Seele, ihren Gedanken nicht gerecht werden. Sie war so viel mehr als ihre Oberfläche. Sie war mein Gedankenkumpane. Dank ihr veränderte sich so viel in meinem Leben. Ich lernte neue, unglaubliche Menschen kennen, wurde mit alten Freunden zusammengeschweißt.

Sie war so besonders. Voller Leidenschaft. Durchschriebene Nächte, Wachenden.

Obwohl ich sie noch nie berührt hatte. Es gibt zu viele Dinge, die mir zu ihr einfallen, um sie aufzulisten.

Sie schaffte es immer weiter. Sie zog sich hoch, inspirierte und tanzte sich in jedes Herz. Ich war so stolz auf sie. Wir waren so stolz auf sie. Sie sagte immer, wir seien ihre Retter, die Menschen, wegen denen sie durchhielte. Ich glaube, ich habe nie ganz verstanden, was sie meinte. Ich hatte Schnipsel und ich konnte nur das Ursprungsbild vermuten.

Aber dann kam das Kapitel, das alles erklärte. Mobbing.

Ich starrte den Bildschirm an. Und verstand nicht. Wie? Wie? Wie?

Sie war so stark und wunderschön. Aber ihre Freunde, ihre Freunde im 'echten' Leben, das war etwas anderes. Sie liebte sie. Aber nicht so wie uns. Ich hatte oft den Eindruck, dass es mehr ein Dulden, ein Unter-Wert-Verkaufen, Verzweiflung war. Aber sie bemühte sich und dafür bewunderte ich sie.

Alles ging normal weiter. Jeder nahm an, sie sei glücklich. Das war sie. Dank des Tanzes. Es war anders. Aber es war okay, normal, durchschnittlich.

Bis zu jenem Tag, als ihre Freunde Nachrichten vor ihrer Haustür fanden, und sich jeder fragte 'Wieso?'.

RunawaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt