Aidan

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Aidan war eine Galaxie und ich liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt.

Er war sensibel und sarkastisch. Der beste Zuhörer der Welt und manchmal, wenn ich nicht schlafen konnte und ihm schrieb, blieb er die halbe Nacht mit mir auf. Er gab die besten Umarmungen.

Aber sein Humor, das war eine ganz andere Nummer. Lachend sagte er mir, dass er nur sarkastisch sei, wenn er jemanden liebte oder hasste. Und das tat er von ganzem Herzen. Bei ihm gab es keine halben Sachen. Sobald er jemanden als Freund bezeichnete, gab er ihn nicht so schnell wieder auf.

Noten standen bei ihm nie im Mittelpunkt. Seine Priorität lag auf Kunst. Und Freundschaft. Trotzdem sackte er nicht ganz ab. Er hielt sich einfach immer im Hintergrund, im Durchschnitt. Dabei war er alles andere als das, durchschnittlich.

In ihm waren so viele Gefühle aufgestaut, dass es schwer ist, sie in Worte zu fassen. Seine Gedanken, er kämpfte gegen sie, aber zugleich waren sie seine Inspiration.

Er träumte groß. All seine Pläne, Medizin zu studieren und Chirurg zu werden, waren reiner Vorwand. Er war Künstler, durch und durch. Er brauchte Freiheit, Reisen wie die Luft zum Atmen. Manchmal hätte ich Angst, ihn zu verlieren.

Er war Rebell. Gedankenrebell.

Er verliebte sich. In einen Jungen. Er hatte Tränen in den Augen, als er mir erzählte, dass er bi sei. Ich sah all die Angst, den Kampf in seinem gequälten Lächeln. Ich umarmte ihn und er weinte. Ich war die einzige Person, der er es erzählte. Er fürchtete die Reaktionen. Nicht die direkten Beschimpfungen, sondern das Abwenden, die stummen Veränderungen.

Aidan war eine Galaxie. Atemberaubend schön, voller Sterne, Wunder und schwarzer Löcher.

Aber er lächelte immer weiter. Und schuf, erschaffte, kreierte. Niemand dachte sich etwas dabei.

Bis zu jenem Tag, als seine Koffer spurlos verschwanden und sich jeder fragte 'Wieso?'.

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