Kapitel 3

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Plötzlich, kaum als ich eingeschlafen war, riss jemand meine Kartonschachtel weg.

Ich schlug die Augen schlagartig auf und sah hoch in zwei grüne Augen, die mich verwundert anschauten.

"Lass mich schlafen, du Idiot", murmelte ich verschlafen und riss ihm die Kartonschachtel aus der Hand, sodass sie wieder über mir war.

Ich spürte, wie dieser Idiot abermals meine Kartonschachtel hoch heben wollte, aber ich machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Ich hatte mir schon gedacht, dass er es wieder versuchte würde, weswegen ich sie selber an den Griffen fest hielt.

Als er es dann auf gab und ich dachte er sei endlich weiter gelaufen, lies ich sie los und versuchte weiterzuschlafen. Doch diesmal machte er mir einen Strich durch die Rechnung, denn er war gar nicht weg, er ist einfach da stehen geblieben und hat gewartet, bis ich losliess.

Jetzt nutzte er seine Chance und riss mir diesmal erfolgreich die Kartonschachtel aus meiner Reichweite, sodass sie weit weg von mir auf der Strasse landete.

Ich sah ihn nur sauer und frustriert an.

"Was denkst du dir dabei? Willst du auch, dass jemand kommt und dir einfach dein Haus wegwirft?", schrie ich ihn wütend an. Er zuckte zusammen.

"Was willst du denn von mir? Eine Tracht Prügel?", schrie ich weiter, als er nicht antwortete. Er zuckte nur mit den Schultern. Ich schüttelte nur wütend den Kopf. Ich hatte gerade keine Lust ihn zu verkloppen, also stand ich einfach auf und holte mein "Häuschen" zurück.

Er sah mir ohne ein Wort zu verlieren zu, wie ich hinlief, das Häuschen aufhob, es irgendwie versuchte zu putzen, es aber nach ein paar Sekunden wieder aufgab und mich wieder hinsetzte, diesmal ohne das Häuschen über mir, denn mir war die Lust auf ein Nickerchen verflogen. Während der ganzen Show betrachtete er mich einfach nur aufmerksam.

"Willst du nicht endlich gehen?" Fragte ich jetzt in einem leiseren Ton, aber immer noch mit einem aggressiven Unterton.

"Hast du kein Zuhause?", fragte er plötzlich. Ich setzte mich hin.

"Sieht es denn danach aus?", ziste ich immer noch wütend und sah ihm tief in die Augen.

"Wieso hast du kein Zuhause?", fragte er weiter.

"Einfach so." gab ich ihm mit einem übertriebenen sarkastischen Unterton als Antwort. Er merkte das ich nicht darüber reden wollte und setzte sich neben mich.

"Was machst du im Winter, wenn es kalt ist und schneit? Jetzt hast noch du Glück, es ist Sommer und die Nacht ist nicht so kalt." Er schaute hoch in den Himmel.

"Das, was ich immer mache", entgegnete ich ihm.

"Und was machst du?", stocherte er nach.

"Was interessiert dich das?", fragte ich wieder schnippisch.

"Ich sehe es an deinen Kleidern und deiner Frisur.. Du hast es gut... Ein Dach über dem Kopf, immer warmes Essen, neue Kleider.. Und ich.. Ich habe nichts. Rein gar NICHTS!!" Ich sah ihm in seine grünen, aufmerksamen Augen.

"Also was willst du, der alles hat, von einer wie mir?" Ich kniff die Augen zusammen. Er sagte nichts, sondern schaute nur weiterhin in meine Augen.

"Du interessierst mich einfach", kam seine Antwort dann doch. Ich riss verwirrt die Augen auf.

"Es gibt nichts interessantes an mir.."

"Doch", unterbrach er mich.

"Was denn?" Ich kniff wieder die Augen zusammen. Er schüttelte aber nur den Kopf.

"Ich weiss nicht was, aber du bist interessant." Ich lachte laut los.

"Hast du zu viel getrunken oder sogar gekifft oder wieso bist du so komisch drauf?" Lachte ich.

Jetzt hörte ich aber wieder auf zu Lachen und wurde ernst. "Ein Leben wie meines ist nicht interessant, das schlimmste daran ist, dass man keine Chance hat es zu verändern, was man auch versucht", beendete ich meine Gedanken.

"Dann will ich dir helfen.." Er stand auf.

"Vergiss es, mir kann man nicht helfen." Ich schüttelte den Kopf. Er drehte sich um und schaute zu mir runter.

"Wenn man es nicht versucht, schaft man es auch nicht." Er streckte mir seine Hand entgegen.

"Komm zu mir, wir haben genug Platz im Haus", er lächelte "zuckersüss", würden jetzt diese typischen Tussen erzählen, aber eigentlich war es ein Lachen wie jedes andere auch.

"Wieso sollte ich mit einem mir Fremden mitgehen?" Ich kniff wieder die Augen zusammen. Er sah mich mit grossen Augen an.

"Wieso nicht?"

"Wieso schon?", antwortete ich gleich darauf. Plötzlich fing es an zu regnen.

"Darum", sagte er grinsend und spannte seinen Schirm auf, der mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Natürlich war das Wetter wieder einmal gegen mich.

"Dafür habe ich meine Plastikfolie über der Schachtel." Ich zeigte auf sie. Plötzlich aber donnerte es und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich hasste Donner über alles, weil ich Angst davor habe. Ich zitterte immer noch vor Angst. Der Junge bückte sich zu mir hinunter und umarmte mich.

"Das hat sicher lange keiner mehr mit dir gemacht", flüsterte er.

"Lass mich los!!", schrie ich und drückte ihn unsanft vom mir weg.

"Ich bin doch kein kleines Kind mehr." Doch plötzlich kam noch ein Donner und wieder zuckte ich zusammen. Ich zitterte wieder und wieder bückte er sich zu mir hinunter. Diesmal aber umarmte er mich nicht, sondern hievte mich auf seine Schultern.

The BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt