"Ich fühlt mich nicht wohl dabei, dich hier alleine zu lassen, Alice-ya", murmelte Baekhyun und vergrub seine Hand in den Haaren, die ihm vom Kopf abstanden.
Er zog eine Schnute und blickte missmutig zu mir hinunter, während er sich nicht dazu bringen konnte mir den Rücken zuzukehren und zu gehen.
"Sunbae, ich übe noch etwas und gehe dann nach Hause, mach dir keine Sorgen! Und jetzt geh!", sagte ich auffordernd und schüttelte ihn an den Schultern um ihn zu überzeugen.
"Ich kann auch noch bei dir bleiben und dich später nach Hause bringen!", schlug er vor.
"Baekhyun-sshi, ich gehe sowieso nicht auf dem direkten Weg nach Hause! Ich gehe noch einkaufen um mir für heute Abend was zu essen zu kaufen, was ein totaler Umweg für dich wäre. Bitte geh einfach und mach dir keine Sorgen", antwortete ich seufzend, doch der Junge blickte immer noch unglücklich.
Ich streckte die Hände aus und kniff ihm in die Wangen, damit er aufhörte zu schmollen. Ich schaffte es tatsächlich ihn zum Lachen zu bringen und er zog mich in eine Umarmung und drückte mich fest.
"Okay, du kannst jetzt gehen!", murmelte ich in sein T-Shirt und er nickte.
"Schreib mir, wenn du Zuhause angekommen bist, ja?"
Ich nickte und schob ihn heraus, damit ich endlich in Ruhe üben konnte. Wir hatten endlich ein Lied und ich spielte es sehr gerne, auch wenn der Stil etwas ungewohnt war und ich mich an einer Stelle immer wieder verspielte. Das verletzte mein Ego. Das Klavier zu spielen war das einzige, in dem ich gut war. Gut, vielleicht noch die Schule, aber das brachte mir keinen Spaß. Klavier schon, weshalb das Ganze umso frustrierender war.
Ich schloss die Tür hinter dem ältere Schüler, ließ mich wieder auf den Klavierhocker fallen und ließ die Finger über die Tasten huschen.
Es dauerte keine zwanzig Minuten, als die Tür hinter mir aufging, doch ich drehte mich nicht zu ihm um. Wieso war er wieder gekommen? War er so dickköpfig? Ich spielte weiter, konzentrierte mich und verspielte mich wieder.
"Kann ich dir helfen?"
Ich zuckte zusammen bei seiner Stimme, denn es war nicht Baekhyuns. Ich fuhr herum und sah Chanyeol schmunzelnd im Türrahmen stehen. Er trug einen langen dunklen Pullover, die Cappi auf seinen wuscheligen dunklen Haaren und den Mundschutz unter das Kinn geschoben. Er sah aus wie immer, doch es ließ trotzdem mein Herz schneller schlagen. Ich hatte nicht gewusst, dass er auch hier war.
"Du siehst schon wieder aus wie Bambi!", verkündete er lachend, wahrscheinlich Siel ich die Augen weit aufgerissen hatte, und trat in den Raum. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken."
"Schon gut, Sunbae...", murmelte ich und wandte mich schnell dem Klavier zu um den Blickkontakt zu brechen.
Ich hörte Schritte hinter mir und ich biss mir nervös auf die Unterlippe, als er plötzlich Anstalten machte, sich zu mir zu setzen. Schnell rückte ich zur Seite und er ließ sich neben mir nieder, belächelte unseren Größenunterschied, der selbst im Sitzen klar zu sehen war.
"Hast du Probleme an der Stelle? Ich glaube du musst das Tempo hier etwas abändern", murmelte er und spielte die Stelle, verspielte sich aber ebenfalls.
"Du kannst es auch nicht besser!", meckerte ich und schlug ihm gegen den Arm.
"Doch, doch! Ich muss das nur nochmal durchgehen! Kannst du das Original mal vorspielen?", murmelte er und lachte nervös auf.
Ich tippte auf die Notenblätter vor seiner Nase.
"Du kannst auch die benutzen."
Sein Lächeln würde noch nervöser und er kratzte sich unsicher am Kopf.
"Nein, die benutze ich nicht... ich... Ich spiele nicht nach Noten. Ich kann sie lesen und hab grob einen Plan wo welche Note auf dem Klavier ist, aber nach Gehör funktioniert das besser."
Überrascht blinzelte ich ihn an. Er spielte nicht nach Noten? Dann schlummerte sogar noch mehr Talent in ihm als erwartet. Natürlich.
"Das ist cool...", flüsterte ich immer noch überrascht.
"Hältst du mich jetzt für einen Loser, der nicht mit Noten umgehen kann?"
"Nein! Das meinte ich nicht!", sagte ich schnell und drückte den Rücken durch. "Ich finde das beeindruckend."
Er richtete den Blick betreten auf das Klavier, während ich den Moment nutzte um ihn verliebt anzustarren. Es tat so gut neben ihm zu sitzen. Und ihn hemmungslos anzustarren. Gut vielleicht auch nicht hemmungslos.
Er schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht.
"Lass uns spielen, Alice-ya", sagte er mit einem Lächeln, das seine Zähne zeigte.
Ich nickte schnell, rüttelte mich in die Gegenwart zurück und legte die Finger aufs Klavier.
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I just call you Alice [Park Chanyeol]
Fanfiction~"Verrätst du mir jetzt deinen Namen?", fragte er. "Nein. Du kannst gehen." "Ich glaube, ich nenne dich Alice", murmelte er plötzlich und zeigte auf das Buch, das ich noch immer mit mir herum trug. "Sie ist schließlich auch gefallen, als ihr Abenteu...