Zwölf

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In diesem Moment,

wenn dein Herz fast verbrennt.

Wenn es dich auf falsche Wege weist,

dein Leben in kleine Stücke reißt.

Wenn du auf dem Boden liegst,

Gefühle dir verbieten aufzustehen,

der Schmerz qualvoll an die Oberfläche dringt,

und du zerstört den dunklen Mächten nachgeben musst.

Suche nach dem Licht,

doch in schwarzen Tagen existiert die Hoffnung nicht.

Kämpfe und Falle.

In das Loch, dem du entsprungen bist,

in den Schacht der endlosen Nacht.

Gehe gemeinsam mit dem Bösen unter.

Ich befand mich auf einer Wiese. Bunte Blätter spielten im kühlen Wind und bildeten kleine Strudel auf dem Boden. Die Bäume um mich herum standen fast kahl am Rand der Lichtung und versuchten verzweifelt, die letzten Sonnenstrahlen in sich aufzunehmen.

Alles war friedlich, bis mir eine zierliche Gestalt auffiel. Sie war an die Rinde einer hohen Esche gelehnt und atmete schwer. Sie schien gehetzt, ihre blonden Haare waren durch das herbstliche Wetter zerzaust und verknotet und ich erkannte einige Blätter und Zweige, die sich in ihnen verheddert hatten.

Das Mädchen war kaum älter als 15 und hatte mich offenbar noch nicht bemerkt. Sie spähte unruhig über ihre Schulter, nur um ihren kleinen Kopf danach wieder in den Schatten des alten Baumes zu verstecken.

Erschrocken fiel ihr geschockter Blick auf mich und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, als sie anfing, unmissverständliche Handbewegungen zu machen. Ich sollte verschwinden.

Doch plötzlich war ich wie festgewachsen, meine Füße klebten an den spärlichen gelbgrünen Grashalmen der Wiese und mein Körper genemigte mir nicht mal, mir ebenfalls irgendwo ein Versteck zu suchen.

Auf einmal traf mich eine heiße Welle der Gefühle, ich konnte sie mir in meinem Innern genau vorstellen.

Farben vermischten sich zu undefinierbaren Mustern und ich gab ein Keuchen von mir, als sie über mir zusammen brachen.

Schmerz, Verzweiflung, Hass, Angst.. und vor allem: unerwiederte Liebe.

Meine Brust zog sich unnormal zusammen, als ein solches Ausmaß an negativen Sachen meinen gesamten Körper zu erobern versuchte. Tränen bildeten sich in meinen Augen, die mit jedem Moment dunkler wurden und ich biss mir verzweifelt auf die Unterlippe, um nicht wütend loszuschreien.

Der Hass kontrollierte zur Zeit meine Sinne, und als die Angst einsetzte, konnte ich es nicht länger verhindern. Ich schrie mir meine Schmerzen von der Seele, als ob ich mein Leben damit retten müsste, und klammerte mich in einer leisen Hoffnung an die übrig gebliebene Liebe.

Mit einem mal sank ich erschöpft auf die Knie, meine Nerven waren am Ende und die Verzweiflung setzte ein.

Sie verschleierte meine Augen und schwarze Nebelschwaden schlichen sich auf die Lichtung. Ich verzog überfordert mein Gesicht, so viel Leid, so viel Schmerz hatte ich noch nie auf einmal gefühlt.

Es war so, als würde ich tatsächlich daran zerbrechen. Mein Herz zog sich einen Riss zu und heiße Tränen liefen nun ungehindert meine kalte Haut hinab. Sie rollten mein Kinn entlang, meinen Hals, und tropften schließlich mit einem viel zu lautem und scheußlich herzzerreißendem Geräusch auf dem Boden. Sie versiegten langsam im Gras, während meine Augen sich weiter verdunkelten und ich nicht merkte, wie sich die schwarzen Schemen um meine Hände sammelten.

FatalityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt