Kapitel 4

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Sie sahen erst erstaunt auf meine Flammen und nickten dann nacheinander. Es war ihnen zwar trotzdem noch nicht ganz geheuer, aber ich sah ihr Vertrauen in ihren Augen. Sie vertrauten darauf, dass ich wusste, was ich tat, obwohl ich wohl genauso wenig Ahnung hatte, wie sie... wenn nicht noch um einiges weniger.

Meine Freunde schienen auf meine Intuition zu vertrauen und ich war mir sicher, dass dies nicht wenig mit meinen außergewöhnlichen Fähigkeiten zu tun hatte. Jetzt lag es an mir, ihnen zu beweisen, dass ich ihr Vertrauen auch wert war. Ich sammelte nochmal meine ganze Konzentration und lief dann mit meinen Freunden in den von meinen Flammen erleuchteten Wald.

„Ich denke, wir müssen hier entlang.“ murmelte Loki nach kurzer Zeit und zeigte in eine Richtung. Da ich selbst keinen besonders guten Orientierungssinn hatte, nickte ich einfach und ging in die mir angezeigte Richtung weiter. Anna und Derek folgten uns mit nachdenklichen Minen. 

Ein eisiges Schweigen lag danach über unserer Gruppe, aber so konnte ich mich wenigstens auf meine Magie konzentrieren. Ich fragte mich, wo genau Loki hin wollte, weil er mich fest auf einen Ort zu zusteuern schien. Ich musterte ihn von der Seite und erkannte, dass seine Mine ziemlich angestrengt wirkte.

„Was ist los?“ wollte ich wissen und berührte Loki leicht an der Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Sei Blick huschte erschrocken zu mir und er schien sich für einen Moment zu verspannen, bevor er wieder ruhiger wurde.

„Es gibt eine Sakur, die mich sucht. Diejenige, die mich auch dazu bringen wollte, meinem Zwilling seine Macht zu stehlen. Jetzt, wo wir nicht mehr hinter dem Schutz der Academy sind, wird sie mich mit ihrer Magie finden können. Ich weiß jedoch nicht, wann es soweit ist.“ erklärte Loki flüsternd und sah sich leicht hektisch um.

Ich runzelte leicht die Stirn. Was sollte das jetzt bitte heißen?! Brachte Loki meine Freunde und mich etwa in Gefahr, weil er im Streit mit einer Sakur lag? Ich hielt an und musterte ihn weiter.

„Was soll das?! Hast du uns etwa als dein Schutzschild mit aus der Academy genommen?!“ fauchte ich fassungslos und konnte mich nicht mehr auf meine Magie konzentrieren, wodurch meine Flammen erloschen.

„Nein! Ich will dich wirklich nur beschützen. Erona wird mich an einem bestimmten Ort nicht aufspüren können und auch sonst niemand wird uns dort finden können. Wir müssen nur schnell genug dort hin, um sicher zu gehen, dass uns niemand folgt. Ich würde dich nie so verraten, Averi.“ erklärte Loki und sah mich etwas bestürzt an.

Er konnte offensichtlich nicht glauben, dass ich ihm zutraute, uns so zu verraten. Seine Augen schienen im kaum vorhandenen Licht des Mondes traurig zu schimmern. Sofort regten sich Schuldgefühle in mir und ich konnte Loki nicht länger ansehen.

„Es tut mir leid. Es ist einfach... Ich habe Angst und kenn mich in... dieser Welt noch nicht aus. Es ist erst so wenig Zeit vergangen, seit... seit dem Unfall meiner Eltern. Ich kenne keinen von euch besonders lange und trotzdem kann ich euch wahrscheinlich mehr trauen, als jeder Person, mit der ich aufgewachsen bin... Ich bin einfach etwas überfordert.“ stammelte ich vor mir hin, während immer mehr Panik in mir aufstieg.

Plötzlich schlang Loki die Arme um mich und zog mich im Mondschein dicht an sich. Seine Wärme spendete mir den Trost, den ich solange vermisst hatte. Trost, den ich brauchte, seit meine Eltern den Unfall hatten. All meine Trauer hatte sich aufgestaut und jetzt floss sie in Form von dicken Kullertränen aus mir heraus und auf Lokis Shirt. Er strich mich beruhigend über den Rücken und küsste sanft meine Stirn.

„Alles wird gut. Wir sind für dich da, wenn du uns brauchst. Wir können zwar deine Eltern nicht zurück bringen oder die Trauer von dir nehmen, aber wir können dir beistehen und helfen, ihren Tod zu rächen.“ murmelte da Ann und umarmte mich jetzt ebenfalls vorsichtig.

Zwischen ihren Haaren spitzte ich zu Derek, der mir aufmunternd zulächelte und eine warme Welle des Trostes zu mir zu schicken schien. Selbst wenn er mich nicht wie Ann und Loki fest im Arm hielt, wusste ich, dass er Ann's Worten zustimmte und mir zur Seite stehen würde.

Nach einiger Zeit beruhigte ich mich und lächelte meine Freunde dankbar an. Sie würden mich unterstützen, egal was geschah und das gab mir alle Kraft, die ich brauchte, um weiter zu gehen. Ich erweckte meine Flammen wieder zum Leben und nach dieser Unterbrechung gingen wir endlich wieder weiter zu Lokis sicherem Unterschlupf.

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