den Quell spüren

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Heute

Der Stein fühlte sich feucht und rau an, als Ivan über ihn strich. Das Salz hatte sich wie ein silberner Mantel über ihn gelegt. Schön anzusehen, aber Ivan kannte die Wahrheit.
Das Salz zerfraß den Stein. Nicht heute, nicht morgen.

Nein.

Aber das Meer würde sich irgendwann alles zurückholen.

Es war ein kalter Morgen. Der Wind jagte über die See und schrie die Wellen an. Auf den Steinen am Strand  hatte sich Raureif gebildet.

Der Winter war hier.

Nachdem Gismo also alle dazu verleitet hatte, der Freiheit zu folgen, waren sie weit gefahren. Ohne Ziel, aber immer auf der Suche. Bis Ivan schließlich all seinen Mut zusammengenommen und es gesagt hatte.

"Ich will ans Meer."

Oh ja, vielleicht klang es kindisch, aber für Ivan war es alles.
Und nun waren sie hier. Und es war großartig.

Roxanne tänzelte über die Steine am Strand. Ihr rotes Haar bildete den einzigen Kontrast in diesem kalten Winterbild. Der dicke Schal verdeckte fast die Hälfte ihres Gesichtes und dennoch konnte Ivan ihre vor Kälte geröteten Wangen sehen.

Sie war so schön. Selbst in dieser kargen Landschaft.

Das Meer und Roxanne. Das eine hatte er nun, das andere würde er niemals erreichen. Aber das war okay, solange er dieses Bild von ihr immer in seinen Gedanken behalten würde.

Ja, defintiv.

Die Hymne der AussteigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt