dem Schuss lauschen

1.6K 297 87
                                    

"Nein."

Ivans Fäuste zitternden, aber Tristan feixte nur.

"Hat dir das dein Vogel geflüstert?"

Ivan schob das Kinn leicht vor, aber wandte den Blick nicht ab. Sein Haar war feucht vom Regen.

"Er hatte Recht. Er hatte die ganze Zeit Recht."

Roxanne wollte sich zwischen die beiden stellen, doch Ivan schüttelte den Kopf.
"Ivan, bitte...", ihre Stimme brach und nur der Regen schien ihr Antworten zu wollen.

Wahnsinn.

Ivan ging einen Schritt vor. "Du bist der Einziger von uns, der gebrochen ist. Du, nur du brauchst Hilfe."

Die goldenen Augen blitzten gefährlich auf.

"Und das kommt vom dem, der einem Vögelchen zuhört.", Tristans Mundwinkel zuckten kurz, er wollte sich abwenden, als Roxanne seinen Blick erhaschen konnte.

Er wirkte müde.
Unendlich müde.

Wahnsinn.

Aber Ivan richtete ohne ein weiteres Wort die Waffe auf ihn.

Und Roxanne wusste, dass es zu spät war. Es gab kein zurück mehr.

Das war das Ende.

"Alter, Ivan. Wie...", Gismo kam nicht weiter.

"Ich wusste doch, dass du dem Penner die Waffe abgenommen hast.", Tristan sah Ivan an. "Du verdammter Psycho."

"Leg die Waffe weg, Ivan!", schrie Gismo. Er packte Ivan, doch der Russe schleuderte ihn zu Boden.

"Das ist kein Spaß mehr!", keuchte Gismo. "Hör auf. Bitte."

Die Worte hallten in Roxannes Schädel wieder, aber sie schien sie nicht hören zu können. Wie in Trance musste sie mitansehen, wie Ivan die Waffe lud.

"Der Vogel hatte Recht. Grenzen müssen gesetzt werden."

Das Blut pulsierte dumpf in ihren Adern. Ein Gefühl von Taubheit ergriff sie.

"Ivan... nicht.", flüsterte Gismo. Noch auf dem Boden liegend versuchte er Ivan zu packen.

"Schieß doch."

Die Worte sprach Tristan langsam.

"Du traust dich doch eh nicht."

Und Ivan schoss.

Und plötzlich war Roxannes kaputte Welt gefüllt mit Blut.

Die Hymne der AussteigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt