Teil 8 - Das Date

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Aiden stockte hinter mirund ich wusste, dass er gerade an das gleiche dachte wie ich: Ichwürde diese Leiter nicht hochkommen. Nervös lachte er auf undhockte sich neben mich. Beruhigend legte er eine Hand auf meine:"Ja... So viel zu meiner Planung. Ich bin diesen Weg schon tausendeMale durch gegangen und habe diese Leiter total vergessen. Fuck, estut mir so leid."
„Ist kein Problem, wirklich", sagte ich,obwohl meine Augen in Tränen schwammen. Es waren Momente wie diese,die es unerträglich machten im Rollstuhl zu sitzen. Schon wiederverpasste ich etwas. Schon wieder hinderte ich jemandem an etwas.Schon wieder war ich eine Belastung.
„Nein, es tut mir wirklichleid. Ich bin so ein Idiot", sagte er zerknirscht und schaute michan. Ich nickte und versuchte meine Tränen hinter zu schlucken.
„Soll ich dich hochtragen?", fragte Aiden mich nach ein paarMinuten Stille. Mein erster Reflex war es abzulehnen undaugenblicklich den Kopf zu schütteln, doch dann schaute ich mir dieLeiter genauer an. Und schüttelte dann den Kopf:" Nein, die Leiterist viel zu schmal, wie willst du mich außerdem festhalten? Das gehtnicht."
„Ich schaffe das schon, mach dir keine Sorgen. Dumusst das da oben sehen", versuchte er es noch einmal, aber inseiner Stimme klangen Zweifel mit. Ich schüttelte den Kopf:" Estut mir wirklich leid. Aber das wird niemals funktionieren. Undnachher stürzen wir noch beide ab."
Gequält lächelte er:"Dir muss nichts leid tun, Avery. Es ist meine Schuld, es tut mirleid, dass ich dich in eine so blöde Lage gebracht habe."
„Istschon okay", wiederholte ich und schloss für einen Moment dieAugen. Ich bemühte mich wirklich, dass diese Worte nicht nur sogesagt wurden.
„Dann sollten wir wenigstens etwas von demEssen, was ich mitgebracht habe. Komm mir, ich weiß, wo wir jetzthingehen können. Dort ist es auch sehr schön."
Langsam nickteich und ließ es breit willig zu, als er mich wieder aus dem Raumschob. Als sich die Tür hinter uns mit einem lauten Knall schloss,war ich zugleich erleichtert, aber auch so traurig, dass ich amliebsten gleichzeitig gelacht und geweint hätte.
„Es tut mirwirklich leid", sagte Aiden in die Stille hinein. Wir befanden unsschon seit einigen Minuten in den Korridoren und waren wahrscheinlichauf dem Weg zu dem Weg zu dem Raum, den Aiden im Sinn hatte.
„Ichweiß", seufzte ich.
Er blieb stehen und schaute mich an:"Ich hatte einiges geplant für diesen Abend. Wahrscheinlich war ichnicht so gut darauf vorbereitet, wie ich dachte, aber wir werdentrotzdem einen wunderschönen Abend verbringen, okay?"
Mir fielauf, dass er mich nicht anbot, mich nach Hause zu bringen und dasganze abzubrechen, wenn ich wollte und seltsamerweise gefiel es mir.Er wollte diesen Abend mit mir verbringen. Er wollte nicht, dass ichnach Hause fuhr. Deshalb würde ich hier bleiben. Solange er mich dahaben wollte.

„Okay", seufzte ichschließlich und lächelte ihn an. Grinste erleichtert und schob michweiter. Wahrscheinlich verliefen wir uns auf dem Rückweg einigeMale, aber irgendwann kamen wir doch an einem Raum an, der vielleichtnicht unbedingt perfekt für ein Date war, aber trotzdem odervielleicht auch genau deswegen alles besonders werden ließ.
Aidenhatte Recht gehabt, wir hätten mit dem Essen, das er mitgebrachthatte tatsächlich eine ganze Fußballmannschaft ernähren können.Irgendwann fragte ich zwischen einigen bissen:" Wo hast du dasalles her? Du musstest doch arbeiten oder nicht?"
Er zuckte mitverschwörerischem Lächeln die Schultern und sagte mit vollem Mund:"Alles nur eine Sache von Beziehungen. Man kann mit ein bisschen Zeitso einiges erreichen."
Und Geld, dachte ich bei mir und schauteauf die über dem gesamten Tisch verteilten Leckerein. Aiden schienwahrscheinlich mehr Geld im Monat zu verdienen, als ich gedachthatte.
Das wurde trotz der anfänglichen Panne ein unglaublicherAbend. Als ich das erste mal auf die Uhr schaute war es schon weitnach Mitternacht, wir hatten alles was Aiden mitgebracht hatterestlos verputzt und so viel geredet, dass mein Mund staubtrockenwar.
Dennoch wurde ich unruhig, als ich sah, wie spät esgeworden war, ohne, dass ich es gemerkt hatte. Bastienne und dieanderen aus der WG würden sich bestimmt schon sorgen machen,zuminest Lexie und meine Schwester hatten es bemerkt. Außerdembegann meine nächste Arbeitswoche in weniger als fünf Stunden.
„Aiden? Ich glaube, ich muss so langsam mal zurück",unterbrach ich ihn schließlich und grinste verlegen. Während ichdiese Sätze sagte fühlte ich mich wie ein Schulkind, das Angsthatte zu spät nach Hause zu kommen, weil es Konsequenzen von denEltern erwartete. Nun drehte sich Aiden jedoch ebenfalls auf die Uhrund lachte:" Du hast Recht, wir sollten wirklich nach Hause gehen.Sonst kommen die Arbeiter wieder und wir sitzen immer nochhier."
„Was ist das für ein Gebäude?", fragte ich und ließmeinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen, in dem wir unsbefanden. Ich ging davon aus, dass es eine Art Besprechungsraum war.Wir saßen an einem langen Tisch und beide Kopfseiten waren mitbreiten Sesseln versehen, während alle anderen nur normale Stühlehatte. Eine Wand bestand nur aus Glas, was bestimmt eine tolle Sichtüber London ermöglichte, allerdings wahren von außen Jalousinenhervor gehängt und Aiden befürchtete, dass die Alarmanlage losgehenwürde, wenn wir den Schalter drückten, um sie wieder hoch zuziehen.
„Es ist nur ein Bürogebäude, dass ich betreten darf,wann immer ich will", grinste er.
„Was für ein Bürogebäude?Arbeitest du für die Firma, die hier drin ist?", wollte ich weiterwissen und knuffte ihn in den Bauch, als er nur mit den Schulternzuckte. Dann aber antwortete er mir doch: "Es ist eine ziemlicherfolgreiche Argentur. Und jeder der gute Beziehungen hat bekommteintritt zu besonderen Gebäuden. Egal wo du bist."

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