Teil 5 - Gute und Schlechte Tage

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Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Ich hatte kaum geschlafen und wenn ich endlich mal eingeschlafen war, hatten mich seltsame Träume keine Erholung finden lassen. Beim Frühstück starrte mich Lexie die ganze Zeit an, während ich in einer Tour durch gähnte:" Ist alles okay bei dir?"

Ich schaute sie aus verschlafenen Augen an:" Ja, wieso?"

„Du siehst echt scheiße aus. Hast du schlecht geschlafen?", erwiderte sie und streckt ihre Hand aus, um meine Stirn zu fühlen.

Ich wehrte ihre Hand ab und protestierte: „Es geht mir gut, Lexie. Ich bin nur ein bisschen müde. Hör auf mich wie ein Kind zu behandeln."

In dem Moment kam Bastienne in die Küche und schaute uns beiden befremdet an:" Was ist denn hier los?"

„Du auch!", rief ich aus „Hört alle beide auf mich wie ein Kind zu behandeln. Es geht mir gut verstanden?"

Damit verschwand ich aus der Küche und stieß auf dem Flur mit Nathan zusammen. Natürlich, das hatte mir auch gerade noch gefehlt. Genau wie Lexie gerade schaute er mich besorgt an und fragte: „Alles okay bei dir?"

Wütend zischte ich ihn an:" Nein und weißt du was? Das liegt nur an dir und deinen bescheuerten Gefühlen! Kannst du vielleicht irgendwann mal etwas alleine in deinem Leben regeln?"

Nathan schnappte scharf nach Luft und beugte sich zu mir runter:" Ich habe dir gefragt, ob du mir helfen kannst und es dir nicht aufgezwungen! Du hast gesagt, dass du mir hilfst!"

„Ja und jetzt habe ich es mir anders überlegt. Such dir ne neue Kupplerin, ich steige aus", fuhr ich ihn an. Er richtete sich wieder auf und ging mit hoch erhobenem Haupt zurück in sein Zimmer. Ich schaute ihm wütend hinter her.

Ich fuhr mit dem Taxi ins Schwimmbad. Eigentlich war es ungewöhnlich, dass ich am Mittwoch ins Schwimmbad fuhr, aber ich musste mich irgendwie ablenken und vielleicht auch ein wenig abregen.

Kaum kam ich ins Schwimmbad und atmete den Chlor Geruch des Wassers ein, fingen meine Arme an zu kribbeln und sehnten sich danach, durch das Wasser zu pflügen. Nur zwei andere Schwimmer waren zu sehen und ich freute mich schon darauf, in Ruhe meine Bahnen schwimmen zu können, als einer der Schwimmer am Ende der Bahn ankam und statt wie üblich nur zu drehen und weiter zu machen, schwang er sich aus dem Becken und setzte die Brille ab.

Es war Aiden. Natürlich, mein Tag war auch so schon nicht schlimm genug gewesen. Doch sein Tattoo würde ich unter tausenden erkennen.

Gerade suchte ich nach einer Versteck-Möglichkeit, da drehte er sich zu mir um und seine Augen weiteten sich:„Avery?"

Damit hatte sich auch unsere unbeschwerte, kurze Schwimmbad Beziehung erledigt. Ich wusste was jetzt kam.

Deswegen nickte ich nur knapp und legte mein Handtuch auf eine Bank, bevor ich näher an das Becken heran fuhr, um mich ins Wasser gleiten zu lassen. Doch da hatte ich meine Rechnung ohne Aiden gemacht. Er hielt einen Griff am Rollstuhl fest und fragte besorgt:„Hattest du einen Unfall?"

„Was?", fragte ich verwirrt und drehte mich zu ihm um.

Aiden schaute auf meinen Rollstuhl und sagte:„Was ist passiert? Gehts die gut?"

Es dauerte eine Weile, bis ich verstand was er meinte.

„Ich hatte keinen Unfall, mir geht es gut", sagte ich deswegen so ruhig und mit so viel Nachdruck wie ich konnte. Ich hoffte, dass er es verstand, denn anders konnte ich es ihm nicht erklären.

Als er verstand schnappte er nach Lust und schaute mich groß an: „Nein. Du willst mir doch nicht sagen, was ich gerade denken, oder?"

„Ich denke schon", sagte ich, ein wenig verwirrt von seiner chaotischen Denkweise.

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