VIII

82 4 5
                                    

Montag, 30 Januar 2017
Es sind Dinge passiert, von denen ich dachte, sie wären niemals möglich. In der 9. Klasse habe ich mich mit meiner besten Freundin zerstritten - komische Geschichte. Als Alex dann am Samstag Geburtstag hatte, passierte es, dass wir es durch Zufall geklärt haben. Ich dachte, sie würde sich direkt abwenden oder so. Ich kannte ihre Sicht ja nicht. Ihre Reaktion war aber sehr überraschend. Sie redete ganz offen und normal mit mir und erklärte, was passiert ist. Und nun sind wir wieder Freunde. So einfach kann es sein. Alex kam gar nicht darauf klar und auch ich musste mich mehrmals kneifen. Es ist einfach Wahnsinn. Es hat sich in der Zeit zwischen uns nichts verändert. Wir sind immernoch so drauf, als wäre einfach nichts passiert. Das ist irgendwie beängstigend.
Dieser Streit hat mein Leben geprägt und verändert. Nein, nennen wir es lieber "Ereignis". Nach diesem Ereignis war ich richtig am Boden. Angewiesen auf meine anderen Freunde. Ich dachte, ich wäre es nicht mehr wert, Freunde zu haben. Ich habe aber daraus gelernt und das machte mich zu dem Menschen, der ich jetzt bin und das finde ich sehr geil, jetzt bin ich glücklich. Früher dachte ich, Freundschaft wäre selbstverständlich, aber nun bin ich dankbar für jede Person in meinem Leben. Auf einmal wurde alles resettet und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich fühlen soll. Eigentlich bin ich sehr froh und dankbar, aber ich muss mich daran erstmal gewöhnen. Es fühlt sich aber gut an, sich mit ihr an die ganzen schönen Erlebnisse zu erinnern. Ich glaube, es wird ganz super.

Ich wollte immer mal wieder nochmal Fieber haben, damit ich nicht in die Schule muss, aber egal, wie sehr ich brannte, Fieber hatte ich nie. Außer gestern. Da hatte ich 39°C. Und natürlich war es Wochenende! Das ist einfach so ironisch, ich glaube, mein Leben will mich verarschen. Doch beim Fieber blieb es nicht. Es kam noch Schnupfen und Husten des Todes dazu. Heute morgen war mein Fieber nicht mehr ganz so hoch und wenn es nach meinem Vater ginge, hätte ich wahrscheinlich in die Schule gemusst. Zum ersten Mal bin ich froh, meine Mutter zu haben. (Ja, "zum ersten Mal" ist übertrieben) Sie besitzt noch so viele Mutterinstinkte um sich um ihr kleines Baby zu kümmern, wenn es krank ist. Ich fühle mich, als hätte mir jemand auf die Nase gehauen. Naja, bin bis Mittwoch krankgeschrieben.
Was ich aber nicht mehr so nice finde, ist dass unser Französischlehrer, Herr F, unseren Kurs abgeben muss. Er ist so ein ruhiger, lustiger Lehrer. Wir haben zwar nicht viel effektiv gelernt, aber die Stunden waren sehr angenehm. Menschlich ist er total toll. Er ist immer gut drauf, gelassen und versteht schon mal den einen oder anderen Spaß. Und nun sollen wir ihn abgeben wegen einer Referendarin? Es ist traurig. Nicht nur für uns, sondern auch für ihn. Als er uns das sagte, fiel ihm das auch wirklich schwer, weil er uns so mag. Es ist eh selten, dass das Verhältnis von Lehrer und dem Kurs so gut ist. Ich weiß noch, als er zur Klausur ein Plüschhund mitbrachte und sagte, er passt auf uns auf. Die Welt braucht mehr solcher Lehrer. Wir wollten uns dann noch mit einem Frühstück von ihm verabschieden, aber er wurde krank, es wird nachgeholt. Eigentlich gut für mich, denn ich bin auch krank.

Cocos Tagebuch - Ehrliche GedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt