Kapitel 6

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Brrr!
Brrr!
Brrr!

Machte es. Ich schreckte aus meinem nächtlichen Traum auf und griff auf den Nachttisch. Der Wecker war es nicht. Der würde laut irgendeine Musik abspielen.

Es war Nia der mich anrief. Etwas verwirrt hob ich ab und führte mein Handy zum Ohr.

V: "Hm?"

N: "Schon wach?"

V: "Was ist?"

N: "Toni und ich kommen heute nicht"

V: "Was verleiht mir die Ehre?"

N: "Geheim. Wir kommen heute           einfach nicht"

V: "Gut bis morgen, Tschau"

Ich konnte noch den Wiederspruch von Nia hören, doch ich legte trotzdem einfach auf. Ich wusste, dass es nicht gerade höflich war, doch ich hatte keine Lust mit Nia weiter zu reden.

Ich warf einen Blick auf die Uhrzeit: 11:18 Uhr. Hatte ich etwa vergessen mir einen Wecker zu stellen?

Ich schob meine Gedanken schnell beiseite, stand auf und machte mir Frühstück.

Ich biss gerade in mein Brot hinein und schaute mir ein paar Bilder auf Insta an, als es klingelte.

Ich seufzte und stand auf. Wenn Nia und Toni schon nicht da waren, warum konnte man mich dann nicht gleich ganz in Ruhe lassen?

Immernoch mit dem Brot in der Hand öffnete ich die Tür. Julien stand davor. Also hatte Toni ihm von Luna erzählt.

"Was willst du?" Fragte ich schlecht gelaunt und biss wieder von meinem Frühstück ab.

"Mit dir reden." "Musst du nicht an irgendeinem Video arbeiten?" Jus Blick betrachtete mich besorgt. "Pass auf! Genau desswegen habe ich dir nichts von Luna erzählt! Lass mich doch einfach in Ruhe!", rief ich genervt und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

"Vik, bitte!" Ju klopfte an die Tür. Ich ignorierte ihn und ging ins Wohnzimmer zurück.

"Erzähl mir etwas über sie." Ich seufzte. Er würde warscheinlich die nächste halbe Stunde nicht in seine Wohnung gehen, also drehte ich mich um und ging wieder zur Tür zurück.

Mit einem drohenden Blick machte ich sie auf. Julien fuhr sich gerade, wie gefühlt die Hälfte des Tages, durch seine hellgrauen Haare.

"Komm rein.", murmelte ich missmutig und trat einen Schritt zurück. "Danke." Ju klopfte mir kurz auf die Schulter und betrat meine Wohnung. Wir setzten uns auf die Couch und sagten erst einmal eine Weile nichts.

"Willst du mir jetzt von ihr erzählen oder nicht?", fragte Julien schließlich. "Habe ich eine Wahl?" "Die hast du immer." Ich seufzte mal wieder und sah Ju in seine braunen Augen. "Nun gut. Sie hat braunes langes Haar und..." "Du klingst ja nicht wirklich begeistert. Ich dachte du magst sie?" "Der einzige Grund warum ich so rede bist du!", fauchte ich wütend.

Natürlich war er das nicht. Er war einer meiner besten Freunde. Ich verstand ja, dass er mir helfen wollte, doch das einzige was mir noch helfen konnte, war die Zeit. Ich brauchte Zeit. Viel Zeit. Zum Nachdenken.

"Vielleicht ist es besser wenn du gehst.", flüsterte ich. Julien sah mich nicht sonderlich überrascht an. "Du brauchst doch jemanden." "Nein! Ist das so schwer zu verstehen? Das einzige was ich brauche ist Zeit!" "Und wenn du Luna hast?" Ich schaute ihn grimmig an. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Nein! Ich würde jetzt nicht vor meinem Besten Freund los heulen!

"Du hattest ein Jahr Zeit. Glaubst du nicht, dass du langsam richtige Hilfe brauchst?" Ich schwieg. Natürlich wusste ich das er recht hatte, doch wenn ich mir richtige Hilfe nahm, dann vergaß ich sie vielleicht?

Tief in mir drinnen, wollte ich sie ja vergessen, doch mein Kopf sagte mir, dass ich sie nicht vergessen durfte. Mein Kopf gewann meistens den inneren Streit. So auch in diesem Fall.

Ich schaute Ju in seine braunen Augen. Sie funkelten besorgt. Mir schoss ein Gedanke durch den Kopf: dachte er etwa ich würde mich selbst umbringen wollen? Ja, vielleicht würde ich das sogar?
Ich schob den Gedanken schnell beiseite.

"Ja, vielleicht brauche ich Hilfe? Aber nicht von dir!" Sagte ich entschlossen, stand auf und verließ die Wohnung. Den etwas verwirrt aussehenden Julien ließ ich zurück.

Wie ihr warscheinlich schon vermutet habt, ging ich zur Brücke. Auch wenn es dort nicht sonderlich ruhig war, konnte ich dort am besten nachdenken.

Ich stützte meine Ellbögen auf das Geländer und schaute, wie immer, runter ins Wasser. Die nicht sonderlich großen Wellen schwappten ans Ufer. Lag Luna auch irgendwo an einem Ufer? Nur viel weiter weg. Ich würde gerne an ihrem Grab stehen. Natürlich gab es ein Grab von ihr, doch da war kein Sarg und keine Luna drinnen.

Ich atmete einmal tief ein und aus und fuhr mir durch meine braunen Haare. Ja ich würde springen, aber noch nicht heute. Dazu war ich noch nicht bereit. Ju würde denken, dass es seine Schuld war. Doch es war nicht seine Schuld. Genauer gesagt war es Lunas Schuld. Sie hatte sich schließlich umgebracht und mir dadurch den größten Schmerz meines Lebens zugefügt.

Wie viel der Tod zerstören kann (Vik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt