Kapitel 38

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"Okay, dann übernimmt Ceil nächste Woche alle Schichten von Grace, wenn ihr schon verplant seid", bestimmte Fabio und ich konnte mein Glück kaum fassen.

Fabio hatte ein kurzes Meeting einberufen, um alle darüber zu informieren, dass Grace gekündigt hatte und ihre Schichten neu verteilt werden mussten. Aber da das Ganze doch relativ spontan war, hatten alle die folgende Woche schon verplant und ich hatte mich freiwillig gemeldet. Die Zeit hatte ich ja, auch wenn es eine relativ harte Woche mit langen Arbeitszeiten werden würde. Aber das Geld konnte ich definitiv gut gebrauchen, also würde ich mich nicht beschweren.

Eine Woche lang doppelte Schichten schieben und das doppelte Gehalt einfahren. Ich wusste schon genau, dass ich mit dem Zusatzverdienst Mama und Papa unter die Arme greifen wollte. Da war mir auch egal, dass sich beide mit Händen und Füßen dagegen sträuben würden.

"Also, alle wieder an die Arbeit!", rief Francesca dann und klatschte in die Hände. Die Stühle schabten über den Boden, als wir uns erhoben.

Francesca, Antonia, Paolo und Lorenzo verließen den Mitarbeiterraum, während Fabio noch einige Unterlagen zusammenräumte.

Heute war der erste Abend, an dem unser Studenten-Special starten würde und ich war nervös.

Wirklich nervös.

"Meinst du, es klappt?", fragte ich Fabio unsicher und riss mich zusammen, um nicht an meinen Nägeln herumzukauen. Eine Zeit lang hatte ich das gemacht und mir nur mit viel Mühe wieder abgewöhnen können. Und zwischendurch, wenn ich sehr unter Strom stand, hatte ich noch immer den Impuls, wieder damit anzufangen.

"Das werden wir später sehen." Fabio lächelte mich zuversichtlich an, aber ich war mir nicht sicher, ob er sich nur vor mir so gab oder ob er tatsächlich so zuversichtlich war. Ich wusste, dass er an dieses Projekt glaubte - sonst hätte er wohl kaum die ganzen Flyer drucken lassen und er wäre auch nicht so euphorisch gewesen.

Aber sicher konnte man sich eben doch nicht sein. Hatten die Flyer genug Wirkung gezeigt? War das Bella Casa bereits bekannt als neuer Studenten-Treff? Würde schon der erste Abend ein Erfolg werden oder müssten wir noch mehr Zeit investieren und mehr Werbung dafür machen? Oder würde die Idee bei den Studenten doch nicht gut ankommen?

"Ceil, ich kann dein Gehirn bis hierher rattern hören", unterbrach Fabio meinen endlosen Gedankenstrudel in die finstersten Tiefen meines Hirns. Er kam einen Schritt auf mich zu, sodass er beide Hände an meine Schultern legen konnte. "Hör auf, dir so viele Sorgen zu machen. Wir haben alles getan, was möglich war und jetzt heißt es einfach abwarten. Vielleicht machst du dir viel zu viele Gedanken."

Mit großen Augen sah ich ihn an und fiel komplett in seine tiefbraunen Augen.

"Wie kannst du nur so gelassen sein, wenn du weißt, dass die Zukunft von deinem Restaurant auf dem Spiel steht?", platzte es da plötzlich aus mir heraus und erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund. Fabio sah mich total überrascht an. Erst einmal sagten wir beide nichts, verdauten nur meinen total unpassenden Ausruf.

"Du... Du weißt davon? Woher...?" Fabio war vollends verwirrt und ich konnte es ihm nicht verübeln. Mir stieg die Röte ins Gesicht und mir wurde so brütend heißt vor lauter Scham, dass ich mir am liebsten hier und jetzt einen ganzen Kübel mit Eiswasser drüber gekippt hätte.

Wieso? Wieso nur brachte ich mich selbst immer wieder in solche Situationen?

"Ceil?", hakte Fabio noch einmal nach, als ich keine Anstalten machte, ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben. Seine Arme hatte er wieder sinken lassen und ich stand nun ohne Halt völlig unbeholfen vor ihm.

Cook, Live, Love - Liebe geht nicht durch den MagenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt