Wenn das Ende neue Türen öffnet...

16 2 0
                                    

Als er seine Augen öffnete, lag er immer noch auf dem kalten Steinboden vor seiner Haustür. Alles tat ihm weh, doch nichts schmerzte ihm so sehr wie sein kleines Herz, was zerstörter denje zu sein schien. Alles drehte sich und so im liegen fühlte sich die ganze Welt so groß an. Zu groß für einen so kleinen Mann wie ihn und so als hätte er es nicht schon immer gewusst, bemerkt er mal wieder, dass er für diese Welt einfach nicht geschaffen worden war. Mit aller Kraft versucht er sich aufzurappeln. Nur wieder in seine Wohnung zu gelangen und dort seinen einst typischen traurigen Alltag nachzugehen. Ohne diese Frau, die ihn hatte ändern wollen, ohne diese Ärzte, die ihn hatten ändern wollen und vor allem ohne diese Person in seinem Kopf, die ebenfalls versucht hatte ihn zu ändern. Er wollte einfach nur noch alleine sein, doch kurz bevor seine Augen sich wieder schlossen, wusste er, er möchte alleine sein, aber nur wenn sie bei ihm ist. Dann wurde wieder alles schwarz...

Gleich nachdem sie sich fertig gemacht hatte, zog sie ihre Schuhe an. Nicht länger hätte sie das Treffen mit ihm verschieben wollen. Sie war gespannt, ihn wieder zu sehen und so schnappte sie ihre Autoschlüssel und stieg in ihr Auto. Als sie nach gefühlter Ewigkeit endlich in seine Straße einbog, blitzten vor ihren Augen die Bilder auf, in dem er hilflos auf dem Boden lag. Sie wusste noch genau, wie geschockt sie war und wie ihr Herz einen kleinen Aussetzer gemacht hatte. Dann fuhr sie jedoch immer näher an sein Haus und sie wusste nicht, wie erleichtert sie war, als auf der Straße keine Menschen waren. Alles war leer. Keine Menschenmengen, kein Tumult, kein verletzter Mann auf dem Boden. Alles musste gut sein, dachte sie. Wenn sie doch nur wüsste...


Als sie jedoch vor seiner Haustür stand und nach dem gefühlt hundertsten Klingeln immer noch niemand öffnete, begann sie die Panik wieder zu packen. Natürlich könnte er auch einfach nicht Zuhause sein und ein paar Einkäufe erledigen, dies jedoch bezweifelte sie stark und so begann sie andere Maßnahmen zu ergreifen. Mit einer unüberlegten Bewegung, drückte sie auf die Klingel, einer Familie namens Obers, wobei auch sofort das laute knacken der Tür ertönte und diese leicht aufsprang. Mit schnellen Schritten stapfte sie die erste Etage hoch, wo sie bereits von einer jungen Frau im Bademantel erwartet wurde. Ihr Blick fixierte sich sofort auf die kahle Holztür gegenüber, vor der einzig und allein ein kleiner Porzellan Frosch stand, welcher ein Willkommen'-Schild bei sich trug. „Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein, junge Dame?", empfing sie die Frau, welche ihren Blick wohl nicht bemerkt zu haben schien und lächelnd auf eine Antwort wartete. ,, Tut mir leid, ich war nur zufällig hier und hatte mich daran erinnert, das hier mal eine Freundin von mir gewohnt hatte. Sie kennen zufällig keine Rene Holler?", ging sie mit einem freundlichen Lächeln auf ihre Frage ein, welche sie wie erwartet verneinte. Schnell bedankte sie sich bei ihr und verabschiedete sich, bevor sich die Tür wieder schloss und das ganze Treppenhaus in einziger Stille lag. Flink lief sie zurück zu ihrem waren Ziel und klopfte an die Tür, doch noch immer öffnete ihr niemand. Verzweifelt rutschte sie langsam die Tür hinunter und fluchte leise, doch dann viel ihr wieder der Frosch ins Auge und leicht betend hob sie diesen hoch, wodurch sofort ein kleiner silberner Schlüssel aufglitzerte, den sie voller Freude küsste. Schon das schlimmste erwartend trat sie in die Wohnung ein. Sämtlich Vorhänge waren zugeschlossen und leise schloss sie die Tür hinter sich. Sie war lange nicht mehr in der Wohnung gewesen, doch sie hatte sich seit ihrem letzten Besuch kaum geändert. Vorsichtig öffnete sie die Tür zum Schlafzimmer, nachdem sie in der Küche und im Badezimmer niemand fand. Langsam kamen ihr bereits die Tränen, doch dann sah sie ihn still schlafend im Bett liegen. Er atmete entspannt ein und aus und kuschelte sich an seine Decke. Vorsichtig zog sie ihre Schuhe aus und schmiegte sich an ihn. „Alles ist gut", flüsterte sie noch, während sie lächelnd die Arme um ihn schlug und dann auch ihre Augen schloss.

OCEAN EYES //KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt