VENTUNO: BOOKS ARE JUST AN ILLUSION

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Nun war ich nüchtern.

Und Harry stocksauer.

Erst sah er mich nur an, als ob ich den Verstand verloren hätte.
Dann fingen seine grauen Zellen so langsam an zu arbeiten.
Und anschließend glühten seine Augen in einem angsteinflößendem Dunkelgrün, als er realisierte, dass ich mich gerade auf ihn übergeben habe.

Ohje.

"Es-"

"Sag nichts!", Harry Stimme klang gepresst. "Scheiße, sei einfach still und steig in das verdammte Auto ein!"

Doppelt Ohje.

Der Brünette sah an sich selbst herunter und verzog sein hübsches Gesicht zu einer angewiderten Grimasse. Ich wollte ihm helfen und wühlte in meiner Tasche nach Tempos, aber als ich kurz aufsah und seinen wütenden Blick bemerkte, ließ ich es sein, huschte im ihn herum und stieg in sein Auto.

Dreifach Ohje.

Ich beobachtete, wie er sich ebenfalls Richtung Auto bewegte -auf seine Seite und ich beobachtete auch, wie er vor dem Einsteigen sein Shirt über den Kopf zog und es einfach auf dem Straßenboden liegen ließ.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte -im Gegensatz zu meinen weiblichen Hormonen, denn sie aktivierten sich augenblicklich und konnten einfach nicht aufhören, auf seine Brust zu starren. Oder auf seine Bauchmuskeln, die sich deutlich hervorhoben und meine komplette Aufmerksamkeit beanspruchten.

Mittlerweile saß er auf dem Fahrersitz und würdigte mich keines Blickes.

Ich konnte verstehen, dass er sauer war, ich wäre es auch, aber die Tatsache, dass er Oberkörperfrei hier neben mir saß, stimmte mich nicht gerade in Reuestimmung.

"Fährst du öfters so Auto?", meine Augen huschten von seinem Gesicht immer wieder zu seinem Sixpack hinunter und starrten ohne Scham darauf.

"Nein, aber wenn mich Leute ankotzen, habe ich wohl keine scheiß Wahl.", meinte er monoton, startete seinen Wagen und fuhr aus der Parklücke. Er klang wirklich sauer.

"Hör mal, Harry.", ich stockte kurz. "Es tut mir leid, okay? Ich wollte-"

Harry unterbrach mich. "Schon kapiert. Das nächste Mal solltest du vielleicht einfach nicht so scheiße viel trinken oder auf den Boden kotzen, anstatt auf Menschen."

Ich musste lachen, konnte es aber verhindern, indem ich einen kleinen Hustenanfall vortäuschte. Er würde mein Lachen falsch deuten und wahrscheinlich nicht gerade begeistert davon sein.

"Wohin fährst du?", traute ich mich leise zu fragen und beobachtete ihn weiterhin. Der Alkohol stand noch schwer in meinem Blut, aber mittlerweile hatte sich meine Sicht gebessert, ebenso wie meine Gedanken.

"Zu mir."

Ich hob die Brauen. "Warum?"

"Weil ich duschen möchte.", meinte er kurz angebunden.

Ich wusste, dass eine Diskussion nichts bringen würde -Vor allem nicht in Harrys jetzigem Zustand.

Gerade als ich die Uhrzeit von meinem Handy ablesen wollte, musste ich daran denken, dass dieses noch immer unter dem Sitz lag. Also beugte ich mich vor und tastete mit meinen Händen den Boden ab, bis ich gefunden hatte was ich suchte und mein Handy in der Hand hielt.

Ich konnte einen leisen Triumphschrei nicht unterdrücken und wollte gerade mein Handy entsperren, als es sich ausschaltete.

Der Akku war tot.

Ich verdrehte die Augen und sah zu Harry, welcher schweigend das Auto fuhr und in eine weitere Seitenstraße abbog. Ich kannte sie, denn dort befand sich das riesige Hotel, in dem Drew und ich einmal übernachtet hatten, als wir Mum bei der Arbeit besuchten.

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