Chapter 5

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Das rasseln meines Weckers weckte mich unsanft. Mittlerweile war ein Monat vergangen und ich stellte mir immer noch den Wecker als würde ich Ajana zum Kindergarten bringen müssen. Ihren 5. Geburtstag hatte ich an ihrem Grab verbracht. Müde fuhr ich mir durchs Haar und richtete mich auf. Nein. Ich konnte nicht wirklich sagen, dass es mir besser ging. Ich war der King. Der King of Vegas, aber seit..seit dem das alles passiert war lag ich nur zuhause rum und tat nichts. Ich ließ niemanden an mich ran. Hatte die Rollos runter gemacht und saß im dunkeln. Mein Magen knurrte und ich entschloss mich wieder es zu ignorieren. Seit Tagen trank ich nur Wasser und aß nichts. Mein Körper gab mir oft zu spüren, dass mein Verhalten falsch war aber das interessierte mich nicht. Sollte der Hunger mir noch 100 mal mein Bewusstsein nehmen. Ich stand auf, schlüpfte in meine Pantoffeln und schlurfte aus dem Zimmer. An Ajanas Zimmer vorbei. Bisher hatte ich es nicht gewagt es zu betreten. Zu viel Angst hatte ich vor meiner eigenen Reaktion. In letzter Zeit hatte ich immer wieder meinen Revolver in der Hand und hielt ihn mir an den Kopf. Spielte mit dem Gedanken mir einfach den Kopf weg zu blasen. Um bei ihr sein zu können. Um sie wieder in die Arme schließen zu können.

Ein Geräusch zog mich aus meinen aufsteigenden Depressionen und ich merkte das ich in der Küche angekommen war. Wieder dieses Kratzen. Oder war es ein klopfen? Ich war mir nicht sicher und vorsichtig ging ich zum Fenster und zog das Rollo ein Stück weit hoch um raus sehen zu können. Die grelle Morgensonne nahm mir kurz die Sicht ehe ich unschwer erkennen konnte wie jemand ein Schild in den Rasen vor meinem Haus klopfte. "Was zur Hölle.." Ich schnappte mir meine Haustürschlüssel, warf mir einen Morgenmantel um und rannte raus. Es war ziemlich warm. Wie fast immer in Vegas.

"Können sie mir mal verraten was das hier werden soll?" keifte ich den Typen an, der unbeirrt weiter das Schild mit der Aufschrift 'Sale' in den Boden rammte. "Ich mache nur meinen Job" erwiderte er lässig und setzte zum letzten Schlag an. "Das Haus steht zum Verkauf, da der Besitzer nicht auf etliche Schreiben reagiert hat." Ich presste die Lippen fest zusammen und sah zu meinem überfüllten Briefkasten. Wie gesagt. Ich hatte mein Leben schweifen lassen. Den letzten Monat hatte ich größtenteils im Bett oder auf der Couch verbracht. Der Typ packte seine Sachen und verschwand. Eilig ging ich zu den Schild und riss es wutentbrannt aus der Erde auf die Straße. "N Scheiß wird mein Haus verkauft!" Genervt öffnete ich den Briefkasten und nahm alles heraus was sich darin befand und ging damit ins Haus. Die Tür knallte heftig hinter mir zu und ehe ich mich auf die Couch fallen ließ legte ich den Berg an Post auf dem Tisch ab. Sigh. Wo sollte ich da nur anfangen? Nachdem ich einen Schluck aus meinem Wasserglas vom Vortag Trank, nahm ich den ersten Brief und öffnete ihn. Mahnung. Ich nahm einen weiteren. Noch eine Mahnung. Dritten. Wieder eine Mahnung. Ich bekam das kotzen und hatte schon jetzt keine Lust mehr weiter zu machen. Angewidert kippt ich mir den Rest Wasser runter und machte weiter. Werbung. Werbung. Mahnung. Ein Brief meiner Grandma. Ich legte ihn zur Seite. Zum öffnen hatte ich keine Lust, aber ich wollte ihn ach nicht weg schmeißen. Ein gelber Brief viel mir auf und ich öffnete ihn vorsichtig. Es war der Brief in dem Stand für wie viel Kohle ich mein Haus frei kaufen konnte. Erleichtert atmetete ich tief ein und aus. Geld spielte keine Rolle mehr. Ich war der King und selbst wenn ich persönlich nichts Tat wurde meint Konto in der Schweiz immer voller. Längst wäre ich dazu in der Lage gewesen mir ein Haus zu kaufen was sicher was, aber wozu? Ich hatte niemanden mehr den ich beschützen konnte...musste..und mein eigenes Leben war mir egal.

Ich stand auf und suchte nach meinem Handy. Ich hatte es seit mehreren Wochen aus um nicht gestört zu werden, aber aus irgendeinem Grund wollte ich es jetzt haben.

Als ich es nach ner gefühlten Ewigkeit endlich weit oben auf dem Wohnzimmerschrank fand, ja ich war nicht gerade der größte aber wen interessierte das schon, schaltete ich es ein und sah irgendwie gespannt darauf als würde ich etwas bestimmtes erwarten. Mehrere Anrufe in Abwesenheit und etliche sms'n stellte ich verwundert fest und begann sie durch zu gehen. Die meisten waren von Jessica und Chris. Jessica die bei mir den Spitznamen Jes trug war eine meiner...naja man konnte es vielleicht Freundinnen nennen. Ich hatte nie schnell Freundschaften geschlossen. Dafür war ich zu misstrauisch, aber Jessica war eine derjenigen die es geschafft hatte mein Vertrauen zu bekommen.

Sie machte sich Sorgen um mich. Cute.

Bei einer sms blieb ich augenblicklich hängen. Sie kam von Hunter. >Wenn du willst kann ich für dich den Mörder deiner Tochter ausmachen< laß ich sie laut und wusste nicht was ich davon halten sollte. Wie kam dieser Bastard dazu mich auf meine Tochter anzuschreiben?

Das Misstrauen ihm gegenüber machte sich wieder in mir breit und wieder hatte ich das Gefühl das er irgendwas im Schilde führte. Ich wusste nur noch nicht was. Nach kurzem überlegen tippte ich meine Antwort. >Wag es ja nicht mich zu enttäuschen kapiert, Hunter?<

Keine 5 Minuten später vibrierte mein Handy auch schon und kündigte seine Antwort an. >Ich werd dich nicht enttäuschen.< Wieder stieg das Misstrauen in mir hoch. Er benutze niemals 'Boss' mir gegenüber. Ich würde an der Sache dran bleiben.

Fürs erste legte ich das Handy auf den Tisch und suchte die ganzen nutzlosen Briefe zusammen und warf sie weg.

In der Küche viel mein Blick auf die verlassene Packung Reis die noch in meinem Schrank stand und mein Magen machte sich wieder bemerkbar. Kurz entschlossen kramte ich einen Topf raus, stellte den Herd an und füllte den Topf mit der angegeben Menge Wasser ehe ich zwei Beutel Reis rein legte um sie aufkochen zu lassen.

Aus dem Wohnzimmer ertönte mein Handy und die Stimme von Justin drang herüber und beruhigte mich etwas. Ließ mich Hunter und den Stress mit dem Haus vergessen und mich in eine bessere Welt abtauchen. Ich sah kurz auf den Herd wo das Wasser langsam warm wurde und ging dann Justin's Stimme nach ins Wohnzimmer. Ruhig aber genervt nahm ich ab. "Parker?!" sprach ich ruhig und sofort drang mir eine helle, vor Aufregung stammelnde Mädchenstimme entgegen. "Jes. Beruhig dich mal. Was willst du?" Ich leckte mir über die Lippen um meine spröden Lippen anzufeuchten. "Wie Solls mir schon gehen?" antwortete ich ihr schnell aber verständlich. "Ich bin grad am kochen also.." Sie unterbrach mich. Ich hasste es, wenn man mich unterbrach. "Verdammt Jes. Ja ich esse was und jetzt halt deine verdammte Fresse!" Ich legte auf ohne darauf zu warten, dass sie etwas antwortete und ich wunderte mich selbst über meinem rauen Ton ihr gegenüber. Ich würde mich dafür entschuldigen. Später. Wenn ich Lust hatte. Das Zischen des Wassers brachte mich dazu schnell zurück in die Küche zu rennen wo ich sofort den Topf vom Herd nahm wobei ich mich an dem überlaufenden Wasser an den Fingern verbrannte. "SHIT MAN!" Ich schmiss den Topf wie von Sinnen quer durch die Küche, wobei sich das restliche Wasser überall verteilte und die Reisbeutel aufplatzen und meinen Boden bedeckten. Verzweifelt vergrub ich das Gesicht in den Händen und machte mich daran alles aufzuwischen. "So ein scheiß.." murmelte ich vor mich dahin. Wie konnte ich nur so tief sinken? Wieder machte sich mein Magen bemerkbar und so langsam wurde es schmerzhaft. Nachdem ich jetzt mein letztes essen auf dem Fußboden verteilt hatte musste ich wohl oder übel raus gehen um was zu essen.

Nach 10 Minuten sah man von meinen misslungenen Koch Versuch nichts mehr also machte ich mich auf den Weg in mein Schlafzimmer um mir etwas anzuziehen. Ich kramte aus dem Schrank mein schwarz weißes Amerika Shirt und meine blau Weiße Marc Jacobs Hose raus, zog dazu weiße Kniestrümpfe an und schlüpfte in meine Sneakers. Irgendwas fehlte...

Mein Blick viel auf meinen schwarzen Hut und schon lag er auf meinem Kopf. Jetzt noch die Sonnenbrille und fertig. Ich musste zugeben nicht viele teilten meinen Kleidungsstil, denn er war meisten sehr...speziell. Aber ich wollte nie so sein wie andere. Ich war ich und ich fühlte mich wohl so.

Fertig gestylt ging ich runter, suchte kurz nach meinen Schlüsseln und verließ das Haus. Bevor ich in meinen Wagen stieg, schloss ich die Tür mehrmals ab.

Gewohnheit.

Ich tastet kurz nach meinem Portmonai, das sich hinten in meiner Hosentasche befand und fuhr dann los. Endlich wieder was essen.

...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt