Wir waren in der Oberstufe, wir hatten die Erlaubnis, immer ganz am Anfang der Mittagspause essen zu gehen. Beth musste wirklich häufig auf die Toilette, wir hatten uns schon alle daran gewöhnt. Deshalb fiel es nicht weiter auf, als sie jetzt auch noch vor dem Essen verschwinden musste.
Anfangs warteten wir auf sie, stellten uns gemeinsam in die Schlange, die sich immer bildete, wenn man zu spät dran war. Aber dann hörten wir irgendwann damit auf. Waren egoistisch, gingen direkt nach Stundenende in die Cafeteria und hielten ihr einen Platz frei, um unser schlechtes Gewissen zu befriedigen. Einen Platz; damit sie sich setzten konnte, wenn wir alle unsere Teller schon beinahe geleert hatten.
Jetzt wünsche ich mir, morgen hätte mir Gift ins Essen gemischt. Wenn ich über der Toilettenschüssel gehangen hätte; wenn ich alles fein säuberlich vor meine Augen gekotzt hätte...
Vielleicht wäre ich dann auf die Idee gekommen, dass ich Beth morgen helfen muss.
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Morgen helfe ich dir, Beth
Short StoryWie meine Freundin an Magersucht erkrankte und ich wegsah, einfach so