Bonuskapitel

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Kurze Info :) Das Bonuskapitel ist mal etwas anders, aber mir war diese Situation sehr wichtig und ich hoffe euch gefällt es. Es wird übrigens kein weiteres Bonuskapitel geben! :)

Bonuskapitel (Nate)

Die Wolken zeichneten ein stürmisches Grau und es war, als würde das Wetter meine Stimmung widerspiegeln. Die kleine Menschenschar die sich vor dem Grab eingefunden hatte, redete nicht. Die ganze Situation kam mir noch immer surreal vor, so ... unecht. Das konnte einfach nicht sein. Gestern hatte ich erfahren, dass sie die Nacht nicht überstanden hatte. Und plötzlich ... war sie nicht mehr da.

Sie war im Schlaf gestorben und .... einfach nicht wieder aufgewacht. Sie war friedlich gestorben. Zumindest hoffte ich das. Sie hatte den Kampf lange gekämpft, so lange. Die Ärzte hatten ihr wenig Zeit zugeschrieben, aber sie hatte noch lange durchgehalten. Weil sie eine Kämpferin ist ... war.

Leichter Nieselregen regnete auf mich herab und ich zog die schwarze Kapuze über meinen leicht feuchten Haare.

Das schmerzhafte Gefühl in meiner Brust wurde größer als mein Blick auf den schwarzen Sarg fiel. Nein ... sie konnte einfach nicht tot sein.
Ich musste mich immer damit abfinden, dass sie bald sterben würde. Ich wusste das, schon lange. Trotzdem tat es so verdammt weh.

Ich vergrub meine Hände tiefer in der Jackentasche. Wieso? Wieso nur ...

„Wir sind heute hier zusammengekommen ...", die Worte des Pastors blendete ich aus. Was wusste der schon? Gar nichts, verdammt nochmal. Für ihn waren das doch immer die selben Worte, die er runterleiherte und mehr nicht.

Ich blickte hoch in den Himmel. Da oben ist sie jetzt. Irgendwo da oben. Und guckt runter auf mich. Lächelt. Hat keine Schmerzen. Ist frei. Ich blinzelte stark, ich will nicht hier anfangen zu weinen.

„Nate?" Ich blickte neben mich und blicke die einzige Person an, die mir in dieser Situation helfen kann. Sydney.

„Willst du ein paar Worte sagen?", fragt sie mich zärtlich und schenkt mir ein beruhigendes Lächeln.

Ich nickte und blickte dem Pastor entgegen. „Skylar Sohn, Nathaniel, wird nun ein paar Worte sagen." Mit wackligen Schritten laufe ich nach vorne und drehe mich um. Mein Blick gleitet sofort zu Sydney, die mich ermunternd anlächelte. Ich weiß gar nicht, wie ich den Tag durchgestanden hätte, wenn Sydney nicht da gewesen wäre.

Ich hatte mir vorher eigentlich eine Rede vorbereitet, aber sobald ich hier stehe, sind die Worte in meinem Kopf wie weggefegt.

Ich räusperte mich und bereute es, mir nichts aufgeschrieben zu haben. Die Stille war fast schon erdrückend, aber mein Kopf war wie leer gefegt. Ich öffnete meinen Mund, aber keine Worte verließen meinen Mund. Ich konnte einfach nicht darüber reden – wie kann ich auch nur annähernd den Schmerz zusammenfassen, dass ich meine Mutter verloren habe?

„Skylar Black war eine tolle Frau", etwas überrascht blickte ich auf, als Sydney sich neben mich stellte, ihren Arm um meinen legte und zu sprechen begann, „Ich habe sie nicht besonders lange gekannt, nur einige Monate. Leider. Aber in diesen wenigen Monaten, habe ich eine bemerkenswerte Frau kennengelernt. Skylar hat mich mit offenen Armen empfangen, hat mich fast schon wie ihre eigene Tochter behandelt. Ich hoffe, wo auch immer sie jetzt ist, geht es ihr gut.

Ich bin froh, dass ich die Ehre hatte, einen so tollen Menschen kennenlernen zu dürfen, die ihren Sohn über alles geliebt hat und nie aufgehört hat zu kämpfen." Sydneys Stimme hört sich leicht kratzig an und ich sehe, wie sie mit den Tränen zu kämpfen hat. Sofort lege ich meinen Arm um sie.

Ihre kurze Ansprache hatte ich nicht erwartet – ganz im Gegenteil. Aber sie war genau das, was ich gebraucht habe.

Sydney drehte sich in meine Richtungen, ihre Haare sind nass und zerzaust und sie blickte mir direkt in die Augen. „Willst du etwas sagen? Es ist okay, wenn du es nicht willst", sagte sie und in ihrem Blick sehe ich so viel Verständnis, dass ich sie am Liebsten so fest an mich drücken würde, dass ich meine ganzen Probleme vergesse. Langsam schüttelte ich den Kopf. Ich kann das einfach nicht.

Ohne ein Wort zu sagen, ging Sydney ein paar Schritte zurück zu den Leuten und zog mich sanft mit sich. Der Pastor nahm wieder unseren Platz ein und ich lehnte mich an Sydney.
„Es ist okay", flüsterte Sydney mir zu, gab mir einen leichten Kuss und strich einige Tränen wortlos von meinen Wangen.

Die nächsten Minuten verstrichen unwirklich vor meinen Augen, der Sarg wurde in die Erde gelassen und ... und ich weinte. Sydney stand schweigend neben mir und strich mir beruhigend über den Rücken.
Der Gedanke, dass meine Mutter weg ist – für immer – tat weh. Sie war meine Familie, ich hatte sie zum Rede, sie hat auf mich aufgepasst, ich habe mich mit ihr gestritten ... sie hat immer zu mir gehalten, egal was ich für Mist gebaut habe. Sie hat mich nie verurteilt.

Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und mein ganzer Körper bebte vom Schluchzen und ich ließ meine Gefühle einfach freien Lauf.

Als ich nach weiteren Minuten des Schweigen aufblickte, merkte ich, dass Sydney und ich alleine sind. Die anderen Gäste waren bereits gegangen und nur der Grabwärter war noch da und dabei, die Erde auf dem Grab mit einer Schaufel glatt zu streichen. Er warf mir ein kurzes mitleidiges Lächeln zu und verschwindet.

Den Grabstein hatte ich noch gar nicht betrachtet. Neben ihren Geburts- und Todesdaten, standen da noch einige Worte.

Liebende Mutter, ewige Kämpferin

Möge sie in Frieden ruhen

Ich las mir die Worte erneut durch. Und nocheinmal.

„Ich dachte, die Grabaufschrift würde dir gefallen", hörte ich Sydneys Stimme. Etwas ungläubig drehte ich mich zu ihr. Sie hatte das in Auftrag gegeben? Eigentlich hatte Sydney eh alles organisiert, ich war viel zu sehr ... in meiner Trauer versunken.

Ich zog sie fest an mich und schloss meine Augen. „Es ist perfekt. Du bist perfekt. Danke. Vielen Dank."

„Ich habe noch etwas für dich, deine Mutter wollte, dass ich es dir gebe", flüsterte Sydney und strich mir zärtlich eine dunkle Strähne aus meinem Gesicht.

Sie kramte in ihrer Tasche und gab mir einen weißen Briefumschlag.

Der Brief fühlte sich schwer in meinen Händen an und ich merkte erst jetzt, wie sehr meine Hände zitterten. Durch meinen verschleierten Blick las ich die Worte, die auf den Umschlag in der unverkennbaren Handschrift meiner Mutter geschrieben waren.

Für meinen Sohn Nate.

Ich blickte mit Tränen in den Augen auf und blickte zu Sydney. Bevor ich den Brief öffnete, zog ich sie ein letztes Mal an mich und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren. Und flüsterte ihr die Worte zu, die mir heute - gerade - erst richtig bewusst wurden. Weil Sydney so für mich da ist, wie es sonst keiner ist.

"Ich liebe dich, Sydney. Und obwohl ich heute ein Teil meiner Familie verloren habe, habe ich dich. Du bist meine Familie."

Remember me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt