7. Kapitel

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Sydney

Nathaniel Simmons. Der Typ ist mir nicht geheuer. Die zwei Gespräche die ich bis jetzt mit ihm hatte waren nicht besonders prickelnd. Und ich habe gelogen, klar kenn ich Nate. Wer an unserer Schule kennt ihn nicht?

Allein sein Auftreten. Er zieht innerhalb von Sekunden alle Blicke auf sich. Seine dunklen Locken fallen in sein Gesicht und werden größtenteils von einem grauen Basecap verdeckt. Seine Augen sind stählern blau.

Als er in der Mittagspause auf mich zu kommt, gucke ich ihm gespannt entgegen. Was will so ein Typ mit ihr zu tun haben? 

Sein Gang ist selbstbewusst, er weiß mit Sicherheit, dass alle ihn anschmachten. Und das nervt mich. Zuerst bin ich mir nicht sicher, ob er zu mir will, aber alle Zweifel sind weg, als er sich auf den Platz mir gegenüber setzt.

„Wenn du jetzt fragen willst, wieso ich so schnell esse, antworte ich gleich. Ich habe Hunger", murmle ich und lächle kurz und beziehe mich damit aus unser voriges Gespräch. Er lacht laut und ein paar Schüler gucken uns neugierig an. Muss das sein?

„Damit hast du tatsächlich meine eine Frage schon beantwortet. Aber ich habe noch eine zweite. Würdest du vielleicht am Samstag mit mir zu einer Party gehen?", fragte er und blickte mich an. Okay, dass soll ein schlechter Scherz sein. Typen wie Nate meinen es doch nicht ernst mit Mädchen wie mir. Er ist heiß, beliebt und jedes weibliche Wesen liegt ihm zu Füßen. Und er fragt mich, ob ich ihn auf eine Party begleite.

„Wieso?", frage ich misstrauisch. Ich glaube nicht, dass er mich plötzlich, nachdem wir schon seit 2 Jahren auf die selbe Schule gehen, bemerkt und mich sofort auf eine Party einlädt. Da stimmt was nicht.

„Ähm ...", sagt er und verstärkte meinen Verdacht.

„Nein", antworte ich deswegen sofort.

„Und wieso?", fragt Nate jetzt. Das ich das erklären muss.

„Erstens, weiß ich nicht einmal wie du heißt und zweitens kennen wir uns doch gar nicht. Du könntest ein Arschloch sein, dass mich nur rumkriegen will oder sonst was und darauf habe ich gerade keine Lust. Also ... tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin nicht interessiert", erwiderte ich und will verschwinden. Das bringt doch eh nichts.

„Ich bin Nate", sagt er und für einen Moment verliere ich mich in seinem wundervollen Aussehen.

„Dann noch ein schönes Leben Nate, aber ich muss zu meinem Unterricht", sage ich und verschwinde.

Auf den Fluren ist fast nichts los. Mein Handy piept. Eine Nachricht von Paris.

Hast du gerade mit Nate geredet?

Ich verdrehe die Augen. Schnell packe ich mein Handy wieder weg. Als die Schule vorbei ist, fährt Paris mich nicht nach Hause, ich habe einen Arzttermin.

Die Tabletten, die mir mein Arzt gegeben hat, sind ziemlich stark. Ich hasse das. Seufzend stecke ich sie in eine kleine Tasche und beschließe, mich etwas zu bewegen. Nach einem kleinen Hustanfall mache ich mich fertig. Jetzt kann ich die normale Sydney sein und nicht die Außenseiter Sydney, die ich in der Schule bin. Das weiße Sommerkleid ist etwas kurz, aber das ist mir in diesem Moment egal. Weil ich gerade Lust habe, schminke ich mich. Mit meinen Inliner und meinen geliebten Kopfhörer in der Hand gehe ich in die Küche. Ich nehme eine Wasserflasche, hole die Tabletten und schlucke eine runter.

Die Bewegung macht meinen Kopf frei. Ich fahre und fahre und denke, dass der Tag doch noch gut enden kann. Aber zu früh gefreut.

„Hey Sydney", ruft Nate. Als ich ihn erblicke, spiele ich kurz mit dem Gedanken, einfach weiterzufahren, aber Nate würde mir wahrscheinlich folgen.

„Hallo", sage ich deshalb und kann nicht verhindern, dass ich sauer werde. Ist es zu viel verlangt einfach alleine sein zu wollen?

„Na, was machst du?", fragt Nate und blickt mich lächelnd an. Moment, ich habe ja das Sommerkleid an. Ich werde leicht rot. Das ist nicht das Ich, dass Nate kennenlernen soll.

„Elefanten jagen", sage ich sarkastisch und er lacht. So witzig war das auch nicht ...

„Klingt ja spannend. Soll ich dich nach Hause fahren? Es wird schon dunkel", schlägt Nate mit einem charmanten Lächeln vor und deutet auf den Himmel.

Ich will ja sagen, als mir einfällt, dass er ja gar nicht weiß, wer ich bin. Mist. Also muss ich wohl oder übel absagen.

„Und bevor du absagst, es sieht so aus, als würde es gleich anfangen zu regnen", sagt er schnell, bevor ich Nein sagen kann. Und tatsächlich, der Himmel hat sich nicht nur wegen dem Sonnenuntergang verdunkelt, nein, dunkle Regenwolken ziehen auf. Von der warmen Sonne ist nichts mehr zu spüren und in meinem Sommerkleid beginne ich langsam zu frösteln. Wieso habe ich nicht darauf geachtet?

Als ein kalter Luftstoß mich erfasst, zittere ich leicht. Und eine Erkältung darf ich mit meinem gesundheitlichen Zustand nicht kriegen, dass könnte gefährlich werden. Panisch blicke ich um mich. Ich muss schnell nach Hause.

Nate steigt aus seinem Wagen aus und zieht seinen Pullover aus. Für einen kurzen Augenblick, denke ich darüber nach, ihn nicht anzunehmen, aber mir ist kalt. Ich ziehe ihn dankend über und kuschel mich in den weiten Pullover.

„Danke", murmle ich leise und lächle ihn an.

„Und könnte ich dich jetzt nach Hause fahren?", fragt er und lächelt mich süß an.

„Nein, ich ... tut mir Leid", sage ich, drehe mich um und verschwinde schnell. Er darf nicht wissen, was hinter meiner Fassade steckt. Er darf nicht herausfinden, dass ich nicht Sydney Bloom bin. Er darf nicht herausfinden, dass ich eine ziemlich geringe Lebenschance habe ...

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