The veiled girl

Teil 12/2

Manchmal sind die Menschen, die wir am wenigstens beachten, die uns am meisten beachten

Was meint sie damit, sie wartet die ganze Zeit darauf? Ich runzele die Stirn und versuche zu verstehen, was sie damit meint. Sie merkt meine Verwirrung und hebt die gebrochenen Teller Teile vom Boden auf und schmeißt sie dann in den Mülleimer, woraufhin sie sich dann zu mir wendet und Platz nimmt am Esstisch.

,, Setzt dich.'' Ich folge ihren Befehl und setze mich ihr gegenüber um sie genau im Blickfeld zu haben, damit sie nicht in Versuchung kommt mir irgendwelche Lügen aufzutischen.

,, Du warst in der Zeitung vor genau 4 Wochen. ''

Meine Augen weiten sich schlagartig, nachdem sie die Worte ausgespuckt hat. Wie gelähmt schaffe ich es nicht meinen Mund zu bewegen, um sie zu fragen warum, weshalb und wieso.

Sie erkennt anscheinend meine Lähmung, denn sie nickt nur und setzt ihre Erklärung fort.

,,Kannst du dich noch an deinen ersten Tag hier in London erinnern, wo du am Flugbahnhof Vorhof angefangen hast zu schreien und dich Polizisten dann festgenommen haben?

Verständnislos, woher sie das nur weiß, nickte ich nur.

Die Medien berichteten dann über dich, dass eine mögliche Terroristin sich eingenistet hat hier in London. In jeder erhältlichen Zeitung war von dir nur die Rede. Du warst in fast jedem Morgenzeitung zu sehen, bis dann Polizisten den Journalisten gebeten haben, damit aufzuhören, weil es ein Fehlalarm war. ''

Mir fehlt die Sprache und die Wörter um mich jetzt auszudrücken. WIE KÖNNEN MENSCHEN ES WAGEN MICH SO BLOßZUSTELLEN???? Deshalb sahen mich auch die ganzen die Einheimischen so böse an. Deshalb bewarfen mich diese Rotznasen mit Steinen und wahrscheinlich deshalb will auch dieser Typ mit der Kapuze sich mit mir treffen.

,, Aber die Polizisten wussten am Tag meiner Festnahme, dass es sich um ein Fehlalarm handelte. Wieso haben sie die Medien nicht schon früher informiert? Wieso haben sie die ganze Zeit zugelassen, dass man Lügen über mich verbreitet .Das.. Das ist Rufmord...'', sage ich fast den Tränen nahe.

,, Ich weiß es wirklich nicht.. aber wie du dir denken kannst, haben sie nach deiner Entlassung weiter wegen dir ermittelt. Wenn es um so einen Fall geht, können sie es nicht so gelassen sehen und alles vergessen und -...Heey,...Sunrise ... wein doch nicht, ich weiß, dass das jetzt schlimm für dich sein muss aber.''

Ich höre ihr gar nicht mehr zu. Mir war nicht klar, dass ich weine, bevor sie mich aufmerksam darauf gemacht hat. Schnell wische ich mit meinem Ärmel die Tränen weg und sage ihr entschlossen: ,,Das spielt keine Rolle mehr. Es ist bereits geschehen. Es musste wohl so kommen wie es kommen musste. Hätte ich vielleicht vor ein paar Wochen mehr Geld in den Taschen gehabt um mir eine Zeitung zu kaufen, hätte ich mich schon längst beschwert, Melisa. Aber ich hatte es nicht, wie gesagt und daher kann ich mich nicht beschweren, außer es nur zu akzeptieren.''

Sie lächelt mich schwach an und reicht mir eine Serviette um meine verschmierte Augenschminke wegzuwischen. Ich nicke ihr und schicke ihr ein dankbares Lächeln zu. Ich erkenne an ihrem Lächeln, dass sie mich versteht, obwohl sie sicher noch nie in so einer Situation war. Trotzdem darf ich mich nicht beirren lassen. Sie könnte irgend eine sein, die mich später quälen möchte oder sogar töten möchte.. oder ich übertreibe mal wieder. Nichts desto trotz

,,Melisa..''

,,hm..Ja?'', antwortet sie, während sie ein Glas Wasser umfasst und dabei nicht zu mir aufsieht.

,,Wer bist du?''

Lächelnd, nimmt sie die Hände vom Glas ab und sieht mir dann tief in die Augen. Obwohl die Belichtung nicht die beste ist, hier in diesem Raum, erkenne ich ihre wunderschönen Meeres blauen Augen, die eine gewisse Ehrlichkeit ausstrahlen.

,, Melisa. Melisa Garcia. Ich lebe nicht lange hier in England- vielleicht ein Jahr. Ursprünglich komme ich wie du an den Wänden sehen kannst aus Spanien und-''

,,und???''

,,Österreich.''

Total baff starre ich sie an und mein Mund fällt einige Zentimeter hinunter, als sie das Wort Österreich ausgesprochen hat.

,,Du--Du kommst aus Österreich? ''

,,Ja.. wir waren auch auf der selben Schule... Ich wusste, dass du dich nicht an mich erinnerst. Hahah. Nun ja, ich habe mich auch ziemlich verändert. Ich war früher etwas dicker, pflegte mich nie. hatte schlappe langweilige braune Haare und war ziemlich schüchtern. Ich war eine Schulklasse unter dir... Ich habe dich immer so bewundert. Du hast immer Mut bewiesen und obwohl du von einigen Schüler schikaniert wurdest, wegen deinem Kopftuch, hast du nie aufgegeben weiter zu kämpfen. Dir war es egal, was Menschen über dich dachten. Dir war es egal, wie sie über dich redeten. Doch trotzdem setztest du dich immer für jede einzelne Person ein. Kannst du dich noch an deinen Redewettbewerb vor 3 Jahren erinnern, wo du über Gleichberichtigung gesprochen hast? Du hast mich mit jeden deiner Wörter gefesselt. Du warst...Du bist mein Vorbild, Dunya''

Sie.. was... wie.. ich.. Ich bin fassungslos, einfach überwältigt. Ich habe mich so sehr in dieses Mädchen getäuscht. Sie hat mich mit Dunya angesprochen, meinen richtigen Namen, bevor ich ihn vor 2 Jahren ändern musste, wegen der Staatsbürgerschaft. Nicht mal mein Vater nennt mich noch Dunya. Ich-ich weiß nicht was ich sagen soll. Mir bleiben die Wörter in der Kehle stecken. Ich schaffe es nicht meinen Respekt gegenüber ihr und meine Dankbarkeit sie kennen gelernt zu haben, in Worte zu fassen oder annähernd zu beschreiben , daher springe ich vom Sessel und umarme sie weinend. Etwas überrascht nimmt sie mich dann doch auch im Arm.

,, Ai ai... soviel dazu, dass du eine starke Frau bist. Du heulst schon wegen paar Wörtern''

Ich muss wegen ihrer Bemerkung einfach grinsen und lache schließlich lauthals los. Als sich die Umarmung langsam löst und wir Auge um Auge stehen, sage ich ihr dann, wie unendlich froh und Dankbar ich bin sie in London getroffen zu haben.

Es war Schicksal sie getroffen zu haben, da bin ich mir sicher und genau so sicher dass es  es Schicksal ist mich morgen mit diesem Typen zu treffen. In sha Allah wird alles gut laufen...