Teil 11

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Dreh dich nie wieder um

Ein Schauer überfällt mich. Ich erstarre unter seinen Smaragdgrünen Augen, die ich von der Entfernung deutlich erkennen kann. In seinen Augen verbirgt sich etwas Vertrautes, etwas, dass ich bereits kenne und gesehen habe. Ich habe diese Augen schon mal gesehen, aber mir fällt es nur nicht mein woher. Als die Kälte sich langsam verabschiedet hat, die mich befallen hatte, setzte ich einen Fuß vorwärts und komme ihm mit jedem Schritte näher, bis ein Schrei mich zurückschreckt und mich zwingt mich umzudrehen. ,,SUUUUUUNRISEEEEE, WO GEHST DU DEN HIN? DU WURDEST DOCH GARNICHT AUFGERUFEN???! WENN ES DIR ZU KALT IST, HÄTTEST DU MIR ES NUR SAGEN MÜSSEN'' schreit Melisa lauthals und rennt auf mich zu. Als ich nach ihrem Geschrei schnell wieder zu diesem Typen mit der Kapuze blicke ist er verschwunden. Misst. Schon wieder. Ich habe ihn mehrfach gesehen, wie er mich beobachtet hat die letzten Wochen, doch wenn ich kurz nicht hingesehen habe, ist er wie vom Erdboden verschluckt worden, wie jetzt gerade...

Während Melisa versucht mich einzuholen, jogge ich schnell zur der Stelle, wo er gestanden ist. Es liegt ein Stückchen Papier auf dem Boden, auf der Stelle, wo er mich beobachtet hat und als ich es aufhebe, sehe ich, dass auf diesem Papierchen etwas drauf gekritzelt wurde: ,,Wenn du deine Reisetasche, dein Handy, und deine Brieftasche wieder haben möchtest komm zum PARK INN in Heathrow, morgen um Mitternacht. Komm alleine. Ansonsten siehst du deine Wertgegenstände nie wieder.''

Was zum Teufel? Woher weiß diese Person, wo meine Reisetasche ist und  woher hat sie mein Handy und vor allem liegt meine Brieftasche in Österreich und nicht in London? Dieser Zettel ist bestimmt von diesem gruseligen Typen mit der Kapuze. Er will mir etwas antun, wahrscheinlich aus Rache, weil ich in seinem Land lebe. Er ist bestimmt so ein Rassist, der jeden Ausländer tötet, der es wagt sich in seinem Land zu niesten. Wieso sonst würde er wollen, dass ich alleine kommen soll? Was mache ich nur...

Soll ich hingehen und riskieren vielleicht getötet zu werden oder weiterhin Toiletten putzen und mich von Melisa ernähren lassen? Ich habe Wochen nicht mit meiner Familie gesprochen. Ich hatte nicht mal die Gelegenheit ihnen in Facebook zu schreiben oder sonst wo. Sie machen sich alle tierische Sorgen um mich. Ich brauche mein Handy. In meiner Reisetasche sind fast nur Erinnerungsstücke, die ein Mensch nur sammeln könnte. Babyfotos, Schmuck von meiner verstorbenen Mutter, Briefe von über 20 Jahren, und der Ring, den er mir geschenkt hat, als er mir, dass erste Mal Nachhilfe Stunden gab. James Großmutter hatte ihn getragen und vor ihrem Tod ihm geschenkt. Er trug ihn seitdem immer als Halskette, den er hinter seinem Sweatshirt versteckte, damit ihn keiner darauf ansprechen konnte. James liebte seine Großmutter über alles und jedes Mal, wenn wir ein Gespräch hatten, erzählte er mir viel über sie. Sie war eine tapfere Kriegerin. Sie kämpfte mit ihrem Leben für Gleichberechtigung. Sie wehrte sich gegen Trump, einem ehemaligen US- Präsidenten. Sie kämpfte laut James um die Rechte jeder Muslimin. Sie war zwar eine einfache Politikerin aber sie war die einzige der es kümmerte, dass jeder Mensch in Gesundheit und Freude leben konnte. Sie war ein großartiger Mensch. Muslim hin oder her, sie hat mehr für Menschen getan, als diese verdammten Isis- Mitglieder, die es vorgeben zu tun.

Und obwohl ihm dieser Ring so viel bedeutet hatte, schenkte er ihn mir um mir seine Liebe zu beweisen. Ich lehnte so oft ab, wie ein Mensch nur ablehnen könnte, aber er weigerte sich und bestand darauf, dass ich ihn mit meinem Leben beschützen sollte, wie er es immer getan hat. Ich brauche ihn. Er hat mir immer Glück gebracht und seitdem ich ihn am Abend vor meiner Reise abgenommen habe und ihn sicher in meiner Reisetasche gepackt hatte, habe ich nur noch mit dem Unglück zu kämpfen. Eigentlich glaube ich nicht an Glück und Unglück. Aber ich glaube an Schicksale und ich denke es war Schicksal, dass dieser komische Typ, mir diesen Zettel hinterlassen hat. Ich muss mir jetzt ein Herz fassen und morgen mich mit ihm treffen, komme was wolle. Ich brauche diesen Ring und ich werde ihn wieder kriegen.

,, Heeeey...... Ai AI .. pUUUhhhh ...was rennst du einfach weg? Und was starrst du die ganze Zeit an? UUUU ist das ein Liebesbrief?'' Ruckartig steckte ich ihn in meiner Jackentasche und meine es wäre nur ein Kaugummi Papier gewesen. Skeptisch sieht sie mich an und versucht an meinen Gesichtszügen irgendwelche Zweifel zu sehen. Ich bin eigentlich eine gute Lügnerin, aber wenn man mich so ansieht, kann ich nur schwach werden und sie erkennt es sofort. Plötzlich rettet mich mein Aufruf. Enttäuscht deutet sie sie zum Gehen und vergisst die Sache.

Jetzt kann ich mich wieder meinem eigentlichen Problem wittmen

Der Typ mit der Kapuze.

The veiled girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt