Dean fühlte sich unwohl als er das Zimmer betrat. Er hatte sich noch nie mit Castiel alleine unterhalten. Oder überhaupt einmal wirklich mit ihm gesprochen. Vielleicht würde er auch wieder nichts sagen, was vielleicht sogar eine Erleichterung wäre. Aber dann hätte er wohl kaum nach ihm gefragt, also musste Dean sich eingestehen, dass diese Möglichkeit nicht sehr Wahrscheinlich war.
Außerdem war er doch in erster Linie hiergeblieben, um zu erfahren, wie es überhaupt zu der Situation im Vorraum der Toilette gekommen war, also wäre es dumm von ihm, jetzt einen Rückzieher zu machen."Hallo, Dean."
Fast schon überrascht, dass Castiel so schnell das Wort ergriffen hatte, schloss Dean die Tür hinter sich.
"Hey."
Er wusste nicht recht, was er sonst sagen sollte, also musterte er Castiel, der in einem Bett mit weißem Laken und Bezug lag, unter einer Decke und mit einem ungemütlich aussehenden Kissen. Er sah nicht gerade gesund aus, hatte dunkle Ringe unter den Augen, mehr als normalerweise ohnehin schon, und ansonsten war er blass. Kein Wunder eigentlich, der Junge war gerade in der Schule umgekippt, dennoch breitete sich ein ungewohntes Gefühl der Sorge in Dean aus. Er zuckte die Schultern und setzte sich auf das zweite Bett im Raum, das etwa einen Meter, vermutlich etwas mehr, von dem entfernt war, in dem Castiel lag."Ich sollte mich bedanken, denke ich", sagte Castiel nach einigen Sekunden des Schweigens und sein Blick verursachte ein warmes Gefühl in Dean. Der Junge schaute so verdammt lieb, dabei hatte er nicht einmal gelächelt. Das war etwas völlig anderes als der kritische Blick, den Castiel in der Schule immer zur Schau trug und Dean konnte nicht anders, als zu grinsen.
"Kein Problem", sagte er etwas unsicher und sah verlegen zur Seite, in Richtung der Tür.
Castiel schien diese Geste misszuverstehen, denn er legte den Kopf schief und zog die Augenbrauen zusammen. "Du musst nicht hierbleiben", er sah Dean durchdringend an, auch wenn er sich dessen gar nicht bewusst schien, "Ich wollte mich nur bedanken, ich zwinge dich nicht, länger hier zu bleiben.""Nein, nein, so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln", Dean lachte nervös und musste zugeben, dass es erzwungen klang. Kein Wunder, das hier war der komische Typ den jeder seltsam fand, weil er über all die Jahre nie etwas gesagt hatte, nicht ein Wort, einmal abgesehen von dem einen Satz Anfang dieses Schuljahres, und nun saßen sie hier, und führten ein Gespräch. Oder zumindest so etwas in der Art.
"Ich meine, du bist auf der Schultoilette umgekippt", fuhr Dean fort, "Und du hast eine Stichwunde am Bauch. Was ist denn da passiert und was hast du überhaupt in der Schule gemacht? Du gehörst ins Krankenhaus."
Wo er ja jetzt zum Glück auch war, wenn auch um einiges zu spät.Castiel zuckte nur die Schultern und wich Deans Blick aus, aber so leicht würde er sich nicht geschlagen geben. Kurz wartete er noch ab, ob nicht doch eine Antwort käme, dann aber stellte er den Rucksack neben sich auf der Matratze ab und lehnte sich vor.
"Hey, ich habe dir geholfen. Meinst du nicht, ich verdiene eine Erklärung?" Es war ein schwacher Versuch, dessen war Dean sich bewusst, mit diesem Argument würde er Castiel sicher nicht dazu zwingen können, etwas zu erzählen, was er partout für sich behalten wollte.
Dennoch schien es etwas bei dem dunkelhaarigen Jungen auszulösen, der sich nun ein wenig im Bett aufrichtete, gerade so weit, dass er einigermaßen gerade in Deans Richtung schauen konnte."Also gut", er zuckte die Schultern und sah überall hin, nur nicht genau zu Dean, "Ich wurde gestern Abend überfallen als ich noch alleine draußen war. Ich war so dumm, zu versuchen, mich zu wehren, da ich dachte, es sei nur ein Bluff und da hat der Kerl ein Messer rausgezogen, zugestochen und mein Geld an sich genommen. Ende der Geschichte."
Dean runzelte die Stirn. Er hätte nicht erwartet, dass Castiel zu den Leuten gehörte, die sich bei einem Überfall wehrten. Der Junge steckte wohl voller Überraschungen. Dennoch klärte diese Antwort nicht all seine Fragen. "Und wie kommt es, dass du in die Schule gegangen bist, und nicht ins Krankenhaus?", sprach er seinen Gedanken aus.
"Stimmt", Castiel nickte, und zögerte kurz, schien sich nicht sicher zu sein, was er sagen sollte. "Das ist...Etwas kompliziert", fuhr er schließlich fort, "In meiner Familie sind wir alle gläubig, aber allen voran mein Vater. Er verlangt, dass ich jeden Abend in die Kirche gehe. Aber gestern Abend konnte er selbst nicht, weil er krank ist, und ich habe die Möglichkeit genutzt, mal einen Abend anders zu verbringen", er lachte trocken, was so untypisch schien, dass sich Deans Augenbrauen unwillkürlich zusammenzogen, "Das werde ich so schnell wohl nicht mehr machen. Aber naja, mein Vater wäre nun mal wütend geworden wenn er gewusst hätte, dass ich nicht in der Kirche war, also habe ich lieber nichts gesagt. Ich hatte nicht erwartet, dass ich tatsächlich umkippe."
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All Of You - A Destiel High School Story (Deutsch)
Teen FictionDean Winchester tritt sein letztes Jahr auf der Highschool an und interessiert sich zum ersten mal seit zwei Jahren wirklich für etwas anderes als sein Auto, One-Night-Stands und seine Pläne, nach Australien zu gehen: Für den seltsamen Jungen der se...