Kapitel 8

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Die Atmosphäre bei Tisch war sichtlich angespannt. Dean wusste, woran es lag, schon allein, als er sich auf seinem Stuhl niederließ. Der Anblick von Sams geröteter Wange, seinem bedrückten Blick und Marys verärgerter Ausstrahlung sagte alles.
Wütend sah Dean seinen Vater an. Es war nicht das erste Mal, dass er Sam schlug, und auch wenn es bisher immer nur harmlos gewesen war, war das dennoch nicht okay. Es war nicht in dem Bereich, in dem es Sam ernsthaft Schaden zufügen würde aber das hieß lange nicht, dass Mary und Dean es akzeptieren konnten.
Niemand sollte Sam etwas antun und ungestraft davonkommen, und dass sein Vater das konnte, machte Dean unglaublich wütend. Und nicht nur das, er fühlte sich angesichts dessen auch noch unglaublich hilflos, schließlich war es nicht so, als hätte er John irgendetwas zu sagen. Irgendein Recht dazu, ihn zu kritisieren. Schließlich war er sein Vater.

"Also Dean, wie war dein Tag", fragte Mary betont fröhlich, während sie ihnen allen Nudeln auffüllte. Dean nahm seinen Teller entgegen und zuckte die Schultern.
Sein Tag war, gelinde gesagt, scheiße gewesen. Er hatte einen Test verhauen, für den er nicht genug gelernt hatte, da er das seit Castiel da war einfach nicht mehr gewohnt war. Generell war es beschissen, alleine zu sitzen. Nicht, dass er sich mit Castiel unterhalten hatte, aber er hatte sich irgendwie an seine Anwesenheit, sein blödes Ärmelgefummel und Fußwippen, gewöhnt, so lächerlich das auch klingen mochte. Hinzu kam, dass er noch haufenweise Hausaufgaben erledigen musste, die er seit Tagen vor sich hergeschoben hatte, und, was das schlimmste war, Anna seit Tagen nicht erreicht hatte. Er war einfach von der Bildfläche verschwunden, ohne sich irgendwie zu erklären. Nicht, dass er dazu verpflichtet wäre, aber dennoch konnte Dean nicht leugnen, dass er seine Anwesenheit vermisste, die Monsterjagden und entspannten Unterhaltungen.

"Oh ja, Dean, das klingt spannend, wenn du erzählst ist es, als sei man dabei!", rief Sam aus, und der Sarkasmus war nicht zu überhören. Dean warf seinem Bruder einen genervten Blick zu, und wandte sich wieder seiner Mutter zu, die seit geraumer Zeit die Stirn runzelte.
"Es ist nicht wirklich viel passiert", führte er weiter aus, in der Hoffnung, sie zufriedenzustellen, "Hatte Unterricht, habe die Mittagspause mit Jo und Chuck verbracht. Es gab Lasagne."

Mary schien nicht sehr beeindruckt von seiner Erzählung, gab sich damit jedoch zufrieden und wandte sich an Sam. "Und wie war dein Morgen?"

Dean wandte sich seinem Essen zu, während Sam lebhaft davon erzählte, wie sein Schultag verlaufen war und wie er sich am Nachmittag mit Jessica getroffen hatte. Gott, der Junge war in einer Klasse mit haufenweise älterer Mädchen und dennoch verbrachte er seine Zeit mit Jessica, die sogar noch in die siebte Klasse ging, quasi noch ein Kind war. Manchmal verstand Dean seinen Bruder wirklich nicht.

Im Gegensatz zu ihrer aller Hoffnung, wurde die Atmosphäre im Laufe des Essens nicht angenehmer, und Dean schlang seine Portion fast schon hinunter, um möglichst schnell den Tisch verlassen zu können. Kaum war sein Teller leer, murmelte er eine halbherzige Entschuldigung im Sinne von "Ich muss noch haufenweise Zeug für die Schule machen", was sogar der Wahrheit entsprach, und verzog sich nach oben, dicht gefolgt von Sam.
Kaum war dieser in seinem Zimmer verschwunden, folgte Dean ihm.
"Was war los?", fragte er, nachdem er sorgfältig die Tür hinter sich geschlossen hatte, damit seine Eltern sie nicht hören konnten, und lehnte sich an den Kleiderschrank.

Sam wusste was gemeint war und fasste sich instinktiv an die Wange. "Nicht viel eigentlich", er streckt sich auf dem Bett aus und verschränkte betont gemütlich die Arme hinter dem Kopf, "Ich habe behauptet, ich würde lernen, und war stattdessen am Laptop. Als er mich erwischt hat, ist er wütend geworden und ihm ist die Hand ausgerutscht. Kann ja mal passieren. Du musst dir keine Sorgen machen, das macht mir nichts aus."
Dean zuckte zusammen, als er die Worte seines Bruders hörte und konnte nicht anders, als sich von seinem desinteressiertem Gehabe provoziert zu fühlen.
"Hör mal, das ist nicht okay", ereiferte er sich, "Das ist absolut nicht okay. Dad hat kein Recht, dich zu schlagen, schon gar nicht wegen sowas. Du musst dir das nicht gefallen lassen."

All Of You - A Destiel High School Story (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt