I find my paradise when you look me in the eyes

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Niall ist bewusst, was er tut, als er nach dem Unterricht direkt die Jungentoilette ansteuert. Er versucht das Aufeinandertreffen mit Harry hinaus zu zögern, sogar mit vollem Erfolg. Es ist nicht so, dass er ihn nicht sehen möchte, aber er ist nervös, so nervös. Was ist, wenn er etwas falsch macht, oder wenn er Harry unsympathisch ist oder er ihn sogar hässlich findet. Solche Vermutungen spuken ihm heute schon seit dem Morgen in seinem Kopf herum.

Seufzend starrt Niall in den zerkrazten Spiegel, welcher sich an der Wand befindet, streicht sich einmal durch seine Haare, versucht sie ein wenig zu richten. Er hat schon vor einiger Zeit überlegt einen Friseur aufzusuchen, sich die Haare etwas schneiden zu lassen und sie vielleicht sogar auch blond färben zu lassen. Aber über solche Dinge kann er sich gerade nicht wirklich den Kopf drüber zerreißen, denn das eigentliche worüber er sich Sorgen macht ist, dass Harry wahrscheinlich schon gute zehn Minuten draußen auf ihn wartet und sich bei dieser kälte wahrscheinlich den Arsch abfriert.

Noch einmal betrachtet sich der Blauäugige kiritisch im Spiegel, sieht seine Augenringe und die traurig ausschauenden Augen, ist alles andere als begeistert von seinem Erscheinungsbild, aber man kann ebend nicht alles haben. Wenigstens hat er eine warme Jacke und einen weichen Schal, um sich vor der Kälte zu schützen. Noch ein letztes mal atmet er tief durch, verlässt dann die Toilette und schländert nervös den Gang entlang, bis hin zum Ausgang.

Als er nach draußen tritt weht ihm unmittelbar die kalte Luft ins Gesicht und lässt ihn kurz erzittern. Langsam geht er das Grundstück der Schule entlang, stampft durch den Schnee und hält dabei seine Augen offen, um nach Harry zu suchen. Nach einigen Sekunden geht er etwas näher auf den Ausgang zu, an welchem ein Tor zu sehen ist, aber nicht nur dies ist zu sehen, sondern auch eine Gestalt. Niall weiß sofort, dass es sich um Harry handelt, denn sonst ist der Hof komplett leer und niemand würde sich jetzt noch hier herum treiben.

Feste beißt sich Niall auf die Unterlippe, geht auf Harry zu, welcher ihn noch nicht gesehen hat, da er verträumt in die andere Richtung schaut, seine Hände tief in die Taschen seines schwarzen Mantel vergraben. Von weitem sieht er gut aus, soweit Niall es beurteilen kann.

Immernoch mit ziemlichen Herzrasen legt Niall einen Gang zu, läuft auf den Größeren zu und in diesem Moment ist er so dankbar dafür, dass Harry hergekommen ist und, dass er selbst seinen Hintern aus diesem Schulgebäude bekommen hat. Noch ein Schritt legt er hinter sich, zieht Harrys Aufmerksamkeit aufgrund des knirschenden Schnees auf sich.

Als Harry zu ihm blickt, seine stechend grünen Augen den kleineren mustern, muss dieser schwer schlucken, befeuchet seine trockenen Lippen mit seiner Zunge und mustert Harry genauso wie er es bei ihm tut. Sofort fällt es Niall auf, seine Augenringe, die spröden Lippen und die blasse Haut, eine rote Nase noch dazu. Seine Haare sind zu einem unordentlichen Dutt zusammen gebunden und unter seinem schwarzen Mantel ist ein weißer Pullover zu sehen.

Völlig sprachlos mustern sich die beiden, können die Augen garnicht mehr von dem jeweils anderen nehmen. Feste presst Niall seine Lippen zusammen, sieht Harry in seine Augen und ohne, dass einer der beiden etwas sagen musst fallen sie sich in die Arme. Nialls Gesicht feste an die Brust des Älteren gedrückt und Harrys Nase in das Haar des Braunhaarigen vergraben.

"Du bist da.", murmelt Niall, krallte seine Finger fester in den Mantel Harrys, schließt seine Augen und inalliert seinen Duft. Ebend so feste drückt Harry den Jungen in seinen Armen fester an sich, streicht seinen Rücken mit seiner große Hand entlang. 

"Ja, ich bin da.", nuschelt Harry in Nialls Haare, welcher die Augen noch immer geschlossen hat und dieses Gefühl genießt, dieses Gefühl etwas zu haben, an dem er sich festhalten kann, jemanden zu haben, der ihn hält. Gott, wie sehr er dieses Gefühl vermisst hat, zu wissen, dass jemand da ist, jemand der ihn einfach nur hält und für ihn da ist.

Midnight Calls [Narry Storan]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt