Keine Zweifel - keine Bedenken

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Mein Herz wurde schwerer und ein Kloß bildete sich in meinen Hals. Wir durften nicht mehr zusammen sein ... Ich hob meinen Kopf an um ihn anzusehen. Jede einzelne meiner Bewegungen war schwer. Hiccup blickte mich traurig und gekrängt an und wahrscheinlich hatte ich keinen anderen Gesichtsausdruck ... geschockt war ich. Warum kam ich mir so hilflos vor. Ich müsste aufstehen und meinen Vater endlich mal zur Rede stellen, ihn überzeugen, dass das kein vernünftiger Weg war, doch ich schaffte es nicht.

„Wir können nicht mehr zusammen sein?" wiederholte ich mit bebender Stimme und er nickte schwer.

„Allerdings können wir uns noch treffen ... wir dürfen uns halt nicht sehen lassen." Er sah mich an und lächelte kurz aufmunternd, doch dies verblasste sofort. Die Stimmung war bei uns beiden am niedrigsten Punkt angekommen.

„Drei Tage dürfen wir noch zusammen sein ... also ... nur noch heute, morgen ... und übermorgen wird dein Vater schon wieder entlassen, am Abend, zum Snoggletog fest." Sagte er schweren herzen, „aber immerhin können wir ja zu Snoggeltog zusammen Tanzen." Er lächelt mich etwas aufmunternd an, doch ich fand das schrecklich.

„Ich will aber nicht nur einmal im Jahr mit dir Tanzen." Sagte ich traurig.

„Dann werden wir eben öfters Tanzen. Alleine." Jetzt wurde sein Lächeln immer aufmunternder. Seine Hand berührte sanft meine Wange und sein Daumen streichelte diese liebevoll. Dieses Mal konnte ich auch etwas lächeln. Es musste ja nicht für immer sein. Ich würde um Hiccup kämpfen, und wenn es mich meine Würde und meine Ehre kosten würde. Ihn zu verlassen oder gar zu verlieren würde viel schmerzhafter sein.

„Brauchst du noch etwas?" fragte er mich.

„Dich." Sagte ich etwas scherzhaft, aber er verdrehte nur seine Augen, „Okay, dann ein Glas Wasser."

„Gut, ich bin dann gleich wieder da." Er befreite sich aus meinen Armen, richtete sich auf und ging aus seinem Zimmer. Nun hatte ich meinen Blick starr auf die Decke gerichtet und dachte fieberhaft nach einer Lösung nach. Mein Vater konnte mich doch nicht ewig herumkommandieren. Gab es da eine Regelung, wann die Kinder nicht mehr unter der Befehlsgewalt derer Eltern standen? Ich musste Stoik fragen.

Die Tür ging wieder auf und ich sah aus den Gedanken gerissen zu Hiccup, der mit einem Becher Wasser reinkam und die Tür hinter sich schloss. Er reichte mir den Becher und ich nahm ihn dankend an und trank gierig alles aus. Hiccup hatte sich mittlerweile wieder auf seinem Bett gemütlich gemacht und sah mir dabei zu. Ich stellte den Becher weg und kuschelte mich wieder an ihn. Geborgen in seinen Armen lag ich nun dort an ihn angeschmiegt und sah zur Decke hoch.

„Du hast ja keine Ahnung, wie Angst ich um dich hatte ... als du da ... bewusstlos am Boden lagst." Hauchte er leise und fing an meinen Arm sanft zu streicheln.

„Und ich hatte Angst dich zu verlieren, als mein Vater auf dich einschlug." Ich sah zu Hiccup und berührte sanft sein Gesicht, „Das wiederholen wir auf keinen Fall." Er nickte und gab mir einen kurzen Kuss auf meine Lippen. Kurz, aber gefühlvoll und sanft.

„Was glaubst du, wie es deiner Mutter geht?" fragte er und blickte wieder hoch. Ich tat es ihm gleich und dachte darüber nach.

„Ich glaube schon besser. Sie hat zum Glück nicht so viel abbekommen. Es werden halt die einen oder anderen Wunden zu sehen sein, aber das bekommt sie schon hin. Sie hat schließlich schon schlimmeres durchmachen müssen." Sagte ich und dachte an früher, wie ich sie oft nachts weinen hörte, ihre klagen mitbekam und teilweise auch mit ihr fühlte. Sie hatte es nie einfach gehabt, denn einen Mann zu heiraten, der ihr ausgesucht wurde, war nie leicht. Immer wenn mein Vater Hand an sie gelegt hatte, wollte ich mich immer in meinem Zimmer verstecken und nicht hinsehen, doch dies tolerierte er nicht. Er zerrte mich raus und zwang mich mit anzusehen, wie er meine Mutter schlug. Er meinte, das würde mich gefügiger machen, mich stärker werden lassen ... furchtlos und ohne Reue erscheinen lassen ...

„Darf ich fragen, was?" sagte Hiccup zögerlich und brachte mich damit aus meinen Gedanken.

„Sie hat es mir nie wirklich erzählt, aber ich habe immer gemerkt, wie sie nachts weinte oder wie sie meine Fragen über ihre Vergangenheit ausgewichen ist." Erklärte ich ihm traurig.

„Also ... weißt du nicht so genau, weshalb sie weinte?"

„Nein, leider nicht. Ich hatte sie mal deswegen gefragt, doch sie hat mir nicht ehrlich geantwortet."

„Was glaubst du, könnte es gewesen sein?"

„Vielleicht ihre verloren gegangene Freiheit?" vermutete ich, „Du weißt ja, die Tradition der Hoffersons ist immer am Stärksten, Mutigsten und Furchtlosesten zu sein ..." Ich dachte einen Moment darüber nach, denn eigentlich kam mein Vater aus der Familie Hofferson. Doch meine Mutter erwähnte mir gegenüber, dass sie früh als Frau für ihn ausgewählt worden war und man sie deshalb genauso streng erzog, wie meinen Vater.

„Könnte es vielleicht etwas mit deinem Vater zu tun haben?" fragte Hiccup seufzend. Für ihn war das Thema bestimmt auch heikel. Denn er hatte auch mal Familienprobleme, die er bis heute noch nicht so richtig gelöst hatte, die allerdings besser geworden waren.

„Ja, auch das. Sie hat mir mal erzählt, dass sie es sich nicht aussuchen durfte, wen sie liebte oder heiratete. Das haben ihre Eltern für sie beschlossen. Und mein Vater war halt damals das Ideal eines Wikingers gewesen, oder er ist es immer noch ... keine Ahnung, jedenfalls wurde sie ihm versprochen."

„Ist das noch immer so, dass deine Mutter weint?"

„Früher war es schlimm, doch jetzt weint sie kaum noch. Ich glaube, sie hat akzeptiert, wie es ist." Meinte ich etwas nachdenklich.

„Ist auch gut so." er lächelte mich aufmunternd an. Ich konnte nur matt zurücklächeln.

„Meinst du, dieses Verbot ... zwischen uns ... ob das lange andauern wird?" sagte ich zögerlich und wir blickten uns in die Augen.

„Nein, das glaube ich nicht."

„ich auch nicht ... ich will es nicht glauben..."

„Okay, Themawechsel. Das ist mir gerade etwas unangenehm ... wir haben nur noch mit dem Heutigen Tag drei Tage." Seufzte er.

„Ich weiß ..." meinte ich nur und dachte nach. Themawechsel war gut, müsste man nur noch das richtige finden.

„Mein Vater ist gerade gegangen, er meinte, er müsste irgendetwas wegen Snoggletog noch organisieren." Sagte Hiccup so neben bei. Was hieße, wir hätten das Haus diesen Abend nur für uns. Ein grinsen huschte über mein Gesicht. Klar hatte ich so meine Bedenken, doch diese hielten mich nicht auf, bei meinem Liebsten zu sein. Immerhin hatten wir nur noch drei Tage.

„Na wenn das so ist." Meinte ich verführerisch und ich merkte, wie er sich leicht anspannte. Sachte legte ich meine Hand auf sein von mir abgewendetes Gesicht und drehte es vorsichtig, als hätte ich zerbrechliche Tonschale in meinen Händen, zu mir. Wir blickten uns in die Augen und ich konnte das nur nachvollziehen, was er nun für bedenken hatte. Doch ich wollte mein erstes Mal mit ihm haben, und nicht mit jemand anderes. Wer weiß, was mein Vater geplant hatte. Ich lächelte ihn ermutigend an, während ich mit meinem Daumen beruhigend über seine Wange strich.

„Wir bekommen das schon hin. Keine Zweifel. Keine Bedenken – Ich will dich." Die letzten Worte flüsterte ich und nun wurden meine Lippen von seinen verschlossen. Leidenschaftlich küssten wir uns und er zog mich näher an sich heran.


For the Dancing and the DreamingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt