Homecoming

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Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in Richtung Süden.
Christian hatte vorgeschlagen, seinen Eltern nun mal einen Besuch abzustatten. Das hatte mich gewundert, denn kurz zuvor wollte er davon nichts wissen.
Mit lauter Musik fahren Christian und ich die Hauptstraße entlang.
,, Bist du sicher, dass du das machen möchtest?" Damit nerve ich ihn schon seitdem wir losgefahren sind.
,,Ja, zum 10. Mal. Wenn sie mich hassen, ist es halt so." Insgeheim frug ich mich, ob er das so ernst meinte.
,, Anderes Thema. Wie sieht's aus, wenn wir kurz in einer Stadt anhalten und Blumen kaufen?"
Ich sehe ihn an und nicke.
Das Navi meint, wir müssten bald in Christians Heimatstadt sein.
Ich bin nervös, freue mich aber gleichzeitig,wie ein Kind im Zoo.
Wie werden sie es aufnehmen? Wird Christian es überhaupt schaffen , ihnen die Wahrheit zu sagen?
Das sehen Sie nächste Woche bei "Christian's Love"... Dieser Gedanke bringt mich zum Lachen und Christian schaut mich verwirrt an.
Wie ein Bekloppter lache ich mich über meine doofen Witze kaputt.
,,Was ist los mit dir?" Nun muss auch Christian lachen.
Mein Bauch schmerzt so sehr, dass ich gar nicht antworten kann.
Nach kurzer Zeit kriege ich mich wieder ein.
,,Worüber musstest du so lachen?" Fragt der Teddyjunge.
,,Ach, nur über einen doofen Gedanken." Wenn ich ihm das erzähle, denkt er noch mehr, dass ich komisch im Kopf bin.
,, Weist du was... Ich glaube, ich will es gar nicht wissen" Zum Glück.
,,Wann sind wir da?" Frage ich wie ein kleines Kind.
,,Bald, ich schätze mal noch 20 Minuten." Christian lächelt mich an.
Also muss ich mich jetzt noch eine halbe Ewigkeit irgendwie beschäftigen. Ich schaue mir dir die Booklets von den CD's an und staune über die wundervolle Gestaltung.
Ich schaue auf die Uhr. Wow, es sind 6 Minuten vergangen. Ich verzweifle innerlich an langer Weile.
In meiner Tasche spüre ich Taschentücher, warum auch immer, fange ich an, Christian mit kleinen Taschentücherfusseln abzuwerfen.
,,Hör auf damit. Ich kann nichts dafür, dass es noch solange dauert." Meint er.
Ich bewerfe ihn trotzdem weiter, obwohl ich weis, dass es ihn aufregt.
,,Jimmy, hör.bitte.auf." Zwischen den Letzten Worten, lässt er eine kurze Pause, um diesen mehr Ausdruck zu verleihen.
Meine neue Beschäftigung ist es auf der Ablage herumzutrommeln. Zusammen mit der Musik.
,,Oh Gott, warum bist du so ein Kind." Faucht Christian mich an.
,,Und warum bist du so ein Stimmungskiller?." Der hatte gesessen. Christian sieht mich mit einem bösen Blick an.
,,Vielleicht, weil ich meinen Eltern gleich erzähle, dass ich schwul bin und sie nie leibliche Enkel erwarten!" Schreit er nun.
Mit verschränkten Armen sitze ich wie ein kleines Kind, eingeschnappt, auf dem Sitz.
,,Jimmy, jetzt komm' mir nicht mit der Tour. Du bist 19 Jahre alt."
Wir sind nun in einer abseitsgelegenen Stadt angekommen.
Auf dem Markt halten wir an und Christian geht ein paar Blumen kaufen. Ich warte im Auto.

Christian Pov

Alles sieht noch genauso aus, wie damals, als ich abgehauen bin.
Ich weis nicht, wie ich es ihnen sagen soll.. Sie werden mich hassen und mich nie wieder sehen wollen.
Aber das würde ihnen wahrscheinlich noch recht sein, ihr Sohn, der eigentlich studieren und das Geschäft übernehmen sollte, hat sie enttäuscht.

Jetzt zickt Jimmy noch rum, perfekter Tag heute.
Vielleicht fahre ich auch einfach noch ein bisschen in der Gegend herum, das würde er mir zwar nie glauben, aber was soll's.
Er ist so ein niedlicher kleiner Mensch, aber auch extrem anstrengend.
Aber deshalb liebe ich ihn.

Wir sind fast da und meine Anspannung wächst. Mein Herz klopft mir bis zum Hals.
Ich kann kaum noch atmen.
Muss mich aber auf die Straße konzentrieren.
Nervös umklammere ich das Lenkrad.
In meinem Kopf kreisen Tausend Gedanken.
Ich bin überfordert. Alles wird schrecklich ausgehen. Ich weis es einfach.
Sie werden mich für immer verbannen.
Ich kann das nicht.
Ich drehe einfach wieder um.
Ich---

,,Christian!" Jimmy's Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
,,Was denn?" Sage ich verwirrt.
,, Es tut mir Leid, wegen vorhin und so. Ich bin viel zu aufgeregt, ich weis nicht..."
,,Alles ist gut. Es tut mir auch Leid. Ich bin ein Idiot gewesen. Ich hab einfach keine Ahnung, wie sie es aufnehmen und ich bin so super angespannt"
,,Das kann ich verstehen, kleiner Teddy." Sagt er und lächelt.
,,Wir sind da, da ist es." Ich zeige mit dem Finger auf ein großes, weißes Haus mit dem blauen Dach.
Jimmy nickt und steigt aus.
Ich bleibe noch kurz sitzen und atme tief ein und aus.

Gemeinsam gehen wir zur Eingangstür. Meine Hand zittert, als ich die Klingel drücke.
Genauso wie ich meine Eltern kenne, dauert es nicht lange und die Tür öffnet sich.

,,Guten Tag, Tobias" Sage ich zu dem Mann mittleren Alters, der schon seit 15 Jahren für meine Eltern arbeitet.
,,Ahh. Guten Tag, Mr. Huston. Schön Sie wieder zu sehen, es ist etwas her...
Wen haben Sie denn da mitgebracht?" Tobias deutet auf Jimmy. Dieser schaut nur verlegen drein.
,, Das ist Jimmy. Er ist mein Freund. Sind meine Eltern da?" Den Teil mit Jimmy habe ich etwas leiser gesprochen, da ich weis, dass Mr. Hanson Hörprobleme hat.
Er lässt uns eintreten und führt uns in den großen Flur.
,,Danke, Tobias, ich kenn' mich hier aus. " Sage ich lachend.
Er nickt nur und geht dann in die Küche.
,,Komm mit, wir gehen hoch in die Wohnung." Ich sehe zu Jimmy, er ist total fasziniert von unserem Haus.
,,Wahnsinn..." Das ist das einzige,was er heraus bekommt.
Ich grinse und küsse ihn sanft auf die Wange.
Jetzt muss ich mich wohl in die Höhle der Löwen begeben.

2 Years AgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt