Past V

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Langsam trottete ich nach Hause, immernoch mit den Gedanken bei Billie.

Meine Mutter saß auf dem Sofa und rauchte. Das hatte sie sich eigentlich abgewöhnt. Ich hoffte einfach, dass es nur die Trauer war und sie einsehen würde, dass ihr dieses Laster nichts Gutes bringe.
Ich ging zu ihr.
,,Jimmy, wo kommst du denn jetzt her, ich hab mir Sorgen gemacht." Sie sah mir tief in die Augen.
,,Ich war einkaufen." Stolz hielt ich ihr das Toastbrot entgegen.
Sie drückte nur ihre Kippe im Aschenbecher aus und wandte sich dann wieder dem Fernseher zu.
Dies war wohl das erste Zeichen, dass unsere Bindung nie wieder so stark sein würde, wie vor dem Umzug.
,,Weist du, ich habe jemanden kennengelernt, er ist in meinem Alter" sagte ich aufgeregt.
,,Schön für dich" meine Mutter sah mich deinteressiert an.
Etwas gekränkt ging ich in mein Zimmer.
Was sollte ich hier? Ich hasste dieses Haus, diesen Stadtteil und einfach alles.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit mein Zimmer etwas "schöner" zu gestalten. Ich malte ein paar Bilder. Von meinem Vater, meiner Mutter und mir, wir lächelten und waren einfach eine Familie.
Mit den letzten Stücken Klebeband, hängte ich die Kunstwerke über mein Bett.

,,Ich bin dann nochmal weg." meine Mutter kam in mein Zimmer.
,, Wo gehst du hin?" meine Mundwinkel zogen sich nach unten.
,,Das geht dich gar nichts an, Jimmy. Keine Ahnung wann ich wieder da bin." Damit verschwand sie.
Ich war totunglücklich. Tränen füllten meine Augen. Ich erkannte den bis dahin wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht wieder. Anstatt zusammenzuhalten und an einem Strang zu ziehen, strafte mich meine Mutter mit Verachtung.
Ich hab keine Ahnung, wann ich eingeschlafen bin, ich weis nur noch, dass es schon langsam wieder hell wurde und meine Mutter nicht da war.

Die Sonnenstrahlen kitzelten meine Haut und ich musste mehrmals kräftig blinzeln, als ich die Augen aufschlug.
Schon nach kurzer Zeit in diesem Haus, verspürte ich eine Leere und wollte schon gar nicht mehr aufstehen.
Aber mein innerer Frohsinn, den niemand so schnell vertreiben konnte, erweckte in meinem Kopf neue Hoffnung.
Also sprang ich aus dem Bett und zog mich an. Ich sah keine Notwendigkeit, meiner Mutter bescheid zu sagen, dass ich raus ginge, sie würde mir ja eh nicht zuhören.
Ich warf mir eine Handvoll Salzbrezeln in den Mund und verließ das Haus.
Ich hatte keine Ahnung wohin ich gehen sollte, aber Hauptsache weg von dieser Frau.
Ich schlenderte die Straße entlang und sah einen heruntergekommenen Skatepark. Fahren konnte ich zwar so ein Board nicht, aber ich war von den größeren Kindern begeistert, die wie der Wind die Halfpipe heruntersaust kamen.
Ich traute meinen Augen nicht, als ich Billie auf der Rampe sitzen sah, er unterhielt sich mit einem Jungen. Der war bestimmt schon sechzehn. So sah er jedenfalls aus.
Ich winkte Billie und er kam die Pipe runtergerutscht.
,, Hi Jimmy, hast du schonmal so einen coolen Platz gesehen? Ich bin fast immer hier, weil mein Bruder Skateboard fährt. Willst du zu uns kommen?" Billie war ganz aufgeregt.
Ich nickte und lächelte.
Er kletterte die Rampe hinauf wie ein Äffchen. Ich stand nur verdutzt unten und war etwas überfordert.
,,Du musst ganz viel Anlauf nehmen und dich dann einfach mit den Füßen abstützen und oben festhalten"
Mit Billies Anweisung versuchte ich mein Glück. Ich nahm also viel Schwung auf und versuchte gleichzeitig mich mit den Füßen an der glatten Rampe abzudrücken. Dies blieb auch bei dem Versuch, denn als ich absprang, verlor ich das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin.
Billie und sein Bruder lachten. Ich fürchtete schon sie würden ersticken.
Ich richtete mich auf, klopfte mir den Dreck von den Sachen und stimmte dann in ihr Gelächter ein.

2 Years AgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt