Verbannung. Jeden Tag hallt dieses Wort in meinem Kopf wieder. Ich bin verbannt. Eine Ausgestoßene. Und nicht nur ich, mein ganzes Volk. Aber heute, ist der Tag gekommen, an dem ich wieder einen Fuß auf freien Boden setzen darf. Das erste mal seit über hundert Jahren, setze ich einen Fuß aus dem Königreich Angmar. Natürlich nicht alleine. Niemand der bei Sinnen wäre, würde mich alleine In Mittelerde umherwandern lassen. Sie haben mir einen Istar an die Seite gestellt. Gandalf, der Graue. Früher hatten wir viel miteinander zu tun gehabt. Mithrandír, ich hatte ihn als einen Freund betrachtet . Er hatte sich gemeldet, mich zu begleiten. Oder eher ich ihn. Ich soll den Istar auf einer Reise begleiten. Zugegeben ich bin neugierig. Nach über 100 Jahren, in denen ich nur meinesgleichen und die Kerker Angmars erlebt hatte, ist dies wie eine Befreiung für mich. Obwohl ich alles andere als frei bin. Schon eine Weile ritten wir nebeneinander. Mein Pferd schien nicht im mindestens beeindruckt von dem Wesen, das auf seinem Rücken saß. Das erstaunt mich. Es war nicht normal, das ein Pferd so gelassen blieb. Früher waren alle Pferde durchgegangen, wenn auch nur ein Vertreter meines Volkes in der Nähe war. Der Graue schien zu spüren, worüber ich nachdachte. "Er ist kein normales Pferd. " "Das habe ich mir beinahe gedacht. Kein normales Pferd, würde mich auf seinem Rücken dulden. " Der Istar nickte nur und beließ es dabei. "Mit wem werden wir reisen? Menschen?" Das würde er mir hoffentlich nicht antun. Besser hätte man mich nicht foltern können. Doch der Zauberer schüttelte nur den Kopf. "Zwerge, werden unsere Gefährten sein." Ich verzog keine Miene, aber innerlich bekam ich Angst. Wie würden sie auf mich reagieren? Waren es Zwerge, die ich kannte? "In den hundert Jahren hat sich viel verändert, Faradrím." Ich war überrascht meinen alten Namen zu hören. "Euer Volk ist nicht in Vergesseneit geraten. Die Mütter erzählen ihren Kindern immernoch, ihr kämt sie holen, wenn sie nicht artig sind. Euer Volk ist eine Legende." "Legenden erzählen von den Toten." Unwillkürlich erfüllt mich Wut. Wut auf jene die uns einst verbannten. "Hängt nicht der alten Zeit nach. Ihr seid dabei wieder aufzuerstehen." Ich schnaubte nur. So wohl kaum. Wie zum Beweis hob ich ihm meine gefesselten Handgelenke hoch. "Das, meine Liebe, ist nur zu meinem Schutz." Sofort stellte sich eine Leere in mir vor die Wut. "Und ich kann es euch nicht einmal verübeln, Mithrandír." "Ihr habt Dinge getan, auf die ihr nicht stolz seid, aber ihr habt es getan, als ihr nicht bei klarem Verstand wart. Und ihr habt genauso Dinge getan, auf die ihr stolz sein könnt. " "Tut nicht so als wäre ich nicht das Monster, welches ich zweifelsohne bin!" wurde ich nun laut. "Also ich sehe vor mir eine junge Frau, die nicht so aussieht, als könnte sie irgendwem etwas tun." "Das Bild täuscht und das wisst ihr. Ihr habt mich gesehen. Ihr habt mein wahres Wesen gesehen." "Ich habe euer beider Seiten gesehen. In euch schlummert auch Gutes. Ich sah euch einst mit des Königs Kinder. Ganz besonders mit einem. " "Bevor oder nach dem ich sein gesamtes Volk in den Abgrund stieß?" "Das wart nicht ihr selbst." "Das ist keine Entschuldigung. Er war wegen mir gekommen. Und ich habe es nicht geschafft, sie zu retten." "Ihr bekommt die Chance es wieder gut zu machen und jetzt seid still!"
Erst jetzt warf ich ein Auge auf unsere Umgebung und war erstaunt die ersten Hobbit-Höhlen zu sehen. Und ich hörte Geräusche. Laute Geräusche. Unzweifelhaft Zwerge. Und dann sah ich sie. Ein ganzer Haufen ungehobelter, ungewaschener, stinkender, unhöflicher, grölender Zwerge. Am liebsten hätte ich gleich wieder kehrtgemacht. Aber das ging ja nicht, denn ich war ja gefesselt! Zum Teufel noch eins mit diesen Istari! "Gandalf? Seid ihr es? Wen habt ihr da mitgebracht?" Ich schloss meine Augen und hoffte dies, wär nur ein böser Traum. "Ori, Nori, Dori, Bifur, Bofur, Bombur, Oin und Gloin. Es ist eine Freude euch hier zu sehen. " rief Gandalf aus und half mir von meinem Pferd. Die Zwerge starrten mich an. Da Gandalf mich jedoch verdeckte, konnten sie mich nicht erkennen. "Genug mit der Tuschelei! Ihr werdet früh genug erfahren wer sie ist." Und für einen kurzen Moment war ich ihm dankbar. Als er mich jedoch in Richtung Hobbit-Höhle schob, zusammen mit den Zwergen, war das Gefühl wieder weg. Alle marschierten sie in die Höhle ohne sich vorzustellen. "Gandalf?!" guckte der Besitzer der Höhle ihn vorwurfsvoll an. Der Hobbit tat mir irgendwie leid. Er war wohl zu höflich, die Tür wieder zu schließen, bevor auch nur einer, einen Fuß über die Schwelle setzen konnte. "Bilbo." Gandalf tippte sich an den Hut und folgte den Zwergen. "Rhaena. Freut mich euch kennenzulernen.", besann ich mich auf meine Erziehung. "Ich würde euch ja die Hand reichen, aber ihr seht..." Ich hielt meine Hände hoch und er nickte. "Bilbo. Bilbo Beutlin. Sehr angenehm. Wenigstens eine die etwas von Höflichkeit hält." Ich lächelte dem Hobbit zu und trat dann ein. Er wies mir den Weg zu den anderen. Und kaum das ich den Raum betreten hatte, verstummten alle Gespräche. "Rhaena..." flüsterte ein weißhaariger Zwerg. "Ich dachte du wärst umgekommen?" Bevor ich ihm antworten konnte, mischte sich Gandalf ein. "Sie ist ebenso wenig tot, wie der Rest ihres Volkes. Sie leben nur ein wenig versteckt." Jetzt reicht es aber! "Versteckt!" polterte ich los und funkelte den Zauberer böse an. "Soweit ich mich erinnern kann, saßt auch ihr in dem Rat, der unserer Verbannung beschloss! Auch ihr habt gegen uns gestimmt!" "Beruhigt euch, bevor das hier schneller endet als uns allen lieb ist!" polterte er nun ebenfalls. er hatte anscheinend bemerkt, das ich auf hundertachtzig war. Gerade als ich etwas erwidern wollte, klopfte es an der Tür. "Er ist da." Bilbo flitzte sofort zur Tür, um diese zu öffnen. Ich blieb alleine an dem langen Tisch stehen. Früher wäre ich jetzt sofort geflohen, aber diese Möglichkeit blieb mir zurzeit versagt. Dank diesem Zauberer. Von der Tür erklang eine unsagbar tiefe Stimme. Ich erkannte sie sofort wieder. Ich hätte sie unter tausenden ausmachen können. Auch wenn ich sie seit bald 100 Jahren nicht gehört hatte. Angestrengt versuchte ich zu lauschen. Plötzlich kamen die Zwerge jedoch wieder herein. Und gleich der erste blieb wie angewurzlt stehen und starrte mich an. Oder besser meine Haare.
"Kili! Was stehst du da rum?" hörte ich Gandalf. "Sie... Ihre... also... Ihre Haare!" stammelte er raus. "Ihre Haare?" "Sie?!" Das erste waren eindeutig die Zwerge die weiter hinten standen. Die andere Frage war unzweifelhaft von ihm. "Was ist mit ihren Haaren Junge?" fragte der alte Balin, der mich nicht sehen konnte, da der Junge die Sicht auf mich blockierte. "Sie... sie... brennen?" sagte er und legte seinen Kopf schief. So als ob er seinen Augen nicht traute. Ich fasste mir eine Strähne und begutachtete sie und tatsächlich, das hatte ich gar nicht mitbekommen. Aber ich wusste nur zu gut an wem das lag. Allein durch den Klang seiner Stimme, setzte alles in mir aus. Es war genauso wie damals. Nur das die Situation zwischen uns eine andere war.
DU LIEST GERADE
Bei Durins Barte
FantasyVor vielen Jahrtausenden verbannt, wird ihre Hilfe jetzt benötigt. Doch spaltet das die Bewohner Mittelerdes. Kann man ihnen wirklich vertrauen? Oder warten sie nur auf ihre Chance sich zu rächen? Werden sie am Ende mehr Tote hinterlassen als Lebend...