Die Zwerge versuchten noch eine ganze Weile, mehr aus mir herauszubekommen, aber ich hielt meine Klappe. Mehr mussten sie nicht wissen. Nur Gandalf wusste mehr, aber der würde nichts verraten.
Nach Stunden im Regen, beschloss Thorin, dass es nun an der Zeit war Rast einzulegen. Dafür war ich ihm tatsächlich dankbar. Ich war wirklich, bis auf die Knochen durchgefroren. Die Zwerge hatten einen großen Felsvorsprung gefunden, unter dem wir uns jetzt niederließen. Oin und Gloin versuchten ein Feuer in Gang zu bringen, aber mit dem nassen Holz hatten sie kaum Erfolg. Thorin stand daneben und schaute so grimmig drein wie immer. Nach dem ich mir das Trauerspiel eine Weile angeschaut hatte, ging ich zu den Männern rüber um ihnen zu helfen. Ich kniete mich neben das Holz auf die Erde. Dann konzentrierte ich mich darauf, das Feuer in meiner Hand erscheinen zu lassen. Ich hatte das lange nicht mehr gemacht und fühlte mich dementsprechend, ein wenig eingerostet. Nach zwei Versuchen schaffte ich es dann aber doch, das Holz zum Brennen zu bringen. Zufrieden setzte ich mich auf meine Decke und machte es mir ein wenig gemütlich. "Wie hast du das gemacht?" Gloin schaute mich verwundert an. Er schien jedoch auch ein wenig in seinem Stolz gekränkt zu sein. Zwerge waren so schnell beleidigt. "Ich weiß es nicht genau. Ich kann es einfach. Das war schon immer so. " Jetzt guckten sie wirklich skeptisch.
"Können das alle Drachenreiter"
"Nein. 'Drachenreiter sind zwar immun gegenüber dem Feuer, aber das entstehen lassen, kommt von der Seite meiner Mutter. Aber auch unter den Elfen können es nur sehr wenige."
"Und du kannst einfach immer Feuer in deinen Händen erscheinen lassen?"
"So in etwa ja. Und nicht nur an meinen Händen." Ich lächelte Gloin an. Und tatsächlich erwiderte er das Lächeln. Thorins Blick schien jedoch mit jedem meiner Worte grimmiger geworden zu sein.
"Rhaena komm mit!" wies er mich auf einmal an.
"Wie bitte?! Bin ich deine Kammerzofe oder was?!" Jetzt war ich echt sauer. Das in Bilbos Höhle hatte ich ja noch irgendwie verkraften können, aber das hier ging zu weit.
"Komm mit! Jetzt sofort!" Mittlerweile schaute er mich an, als ob er mich am liebsten viergeteilt hätte. Widerwillig stand ich auf und stolzierte mit hoch erhobenem Haupt an ihm vorbei. Ich hörte seine schweren Schritte hinter mir. Mit einem mal hielt er mich jedoch am Arm fest und drückte mich mit dem Rücken gegen einen großen Baum. Seine Augen wirkten nahezu schwarz und er war ganz unverkennbar wütend. Allerdings war ich für meinen Teil, nicht minder wütend.
"Was sollte das!" fragte er mich ungehalten.
"Dasselbe könnte ich dich fragen!" giftete ich zurück. Was fiel ihm denn bitte ein!
"Ich habe nicht einfach Feuer mit meinen Händen erschaffen!"
"Nein, aber du behandelst mich wie eine gemeine Diebin. Nein warte noch schlimmer! Du tust gerade so als wäre ich eine Elbin!"
Er schaute mich an, als hätte ich ihn gerade geohrfeigt, doch im selben Moment in dem die Worte meinen Mund verlassen hatten, verstärkte sich sein Griff um meine Oberarme und er trat noch einen Schritt näher auf mich zu.
"Was ist dein Problem?" knurrte er.
"DU bist mein Problem, Thorin Eichenschild!" fauchte ich zurück.
"Es gab mal Zeiten, in denen hast du das aber ganz anders gesehen!" Bedrohlich funkelte er mich an.
"Ja. Aber wenn du dich erinnerst, warst du es der diese Zeiten beendet hat!"
"Ich hatte meine Gründe dafür!"
"Du hast mich ja noch nicht einmal angehört! Und ich meine nicht nur den Tag an dem es passiert ist. Ich bat dich vor dem hohen Rat auszusagen. Ich weiß das du den Brief gelesen hast! Du bist ein egoistisches, selbstsüchtiges Mannsbild! Keinen Deut besser als jeder andere Mann in Mittelerde!"
Vor Wut hatte ich mittlerweile angefangen zu weinen. Da presste er mich mit seinem Körper fest an den Baum und küsste mich. Nicht zart, so wie man jemanden küsst, den man liebt. Eher verzweifelt und wütend. Mein Verstand wollte sich dagegen wehren, aber mein Körper hatte längst entschlossen sich ihm hinzugeben. Ich schlang meine Beine um seine Hüften und krallte mich in seinen Haaren fest. Und dann erwiderte ich seinen Kuss. Seine Zunge bat um Einlass und ich gewährte ihn ihr nur allzu bereitwillig. zwischen unsere Körper passte kein Blatt mehr und aus meiner Kehle entwich ein leises Stöhnen. Viel zu lange hatte ich, auf das hier verzichten müssen. Seine Hände wanderten an meinen Seiten hoch und runter, mein gesamter Körper kribbelte und bebte unter seinen Berührungen. Seine Hände suchten sich einen Weg unter mein Oberteil . Als er anfing auch auf meinem Hals Küsse zu verteilen, keuchte ich laut auf. Er wusste ganz genau, wo er ansetzen musste um mich um den Verstand zu bringen.
Wir wären wahrscheinlich noch sehr viel weiter gegangen, hätte Kili uns nicht unterbrochen. Der junge Zwerg hatte sich auf die Suche nach seinem Onkel gemacht. Und beinahe hätte er uns auch in dieser, doch recht delikaten Situation gefunden, hätte Thorin mich nicht rechtzeitig losgelassen.
"Ach hier seid ihr! Wir haben uns schon Sorgen gemacht, nachdem wir euch nicht mehr haben schreien hören können." Er grinste uns unschuldig an. Anscheinend hatte er wirklich keine Ahnung, was wir eben getrieben hatten. Oder eher was nicht. Dabei hatte ich das Gefühl, dass man es mir direkt an der Nasenspitze ansehen konnte. Als ich verstohlen meine Hände musterte, schienen sie zu glühen. Aber wahrscheinlich kannte mich der junge Zwerg einfach nicht gut genug. Dwalin und Balin würden es sicher sofort sehen. Die beiden kannten uns einfach zu gut.
"Alles gut. Rhaena und ich mussten nur einige Differenzen klären." Jetzt sah er wieder so unheimlich beherrscht und kühl aus. Es war mir heute, wie damals, ein Rätsel wie er sich so schnell wieder unter Kontrolle hatte. Kili nickte nur und ging dann wieder in Richtung unseres Lagers. Thorin gab mir einen leichten Schubs und ich lief hinter dem jungen Zwerg her.
Kurz bevor wir das Lager erreichten, neigte er sich allerdings noch einmal zu mir runter.
"Ich will dich, Rhaena. Und das lieber gestern als morgen!" flüsterte er mir zu, ehe er an mir vorbeiging und sich zu den anderen ans Lagerfeuer setzte. Seine Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken. Das letzte Mal das er mir diese Worte gesagt hatte, war lange her. Aber auch schon damals, hatte seine Stimme bei dieser Aussage, so einen drohenden Unterton besessen. Und er hatte mich auf diese Weise auch damals rumbekommen. Das wusste dieser elende Schuft auch ganz genau! Es gruselte mich schon fast ein wenig, wieviel Macht er doch über mich hatte.
Endlich war auch ich wieder am Lagerfeuer angekommen und hielt Ausschau nach meinem Platz. Bilbo hatte ihn mir tatsächlich frei gehalten. Gelobt sei dieser Hobbit! Mir stockte jedoch der Atem, als ich sah, wer auf der anderen Seite saß. Das macht der doch mit Absicht! Jetzt neben ihm sitzen zu müssen und so zu tun, als wäre eben nichts geschehen, war Folter. Grausame Folter. Auffordernd klopfte Bilbo auf den freien Platz neben sich, nachdem er mich entdeckt hatte. Auch Dwalin wand sich zu mir um.
"Ihr habt es doch beide unverletzt überlebt! Ich gestehe, ich wollte es ja nicht glauben, so wie ihr euch angekeift habt. Wie zwei alte Waschweiber. Aber als es dann still wurde, da haben wir uns gezwungen gesehen, nach euch zu schauen. Aber wie mir scheint, war das gar nicht nötig!"
Er sah mit einem unfassbar dreckigen Grinsen, zwischen Thorin und mir hin und her. Und auch die anderen, älteren Zwerge, schienen genau zu wissen, was passiert war. Ich ließ mich kommentarlos neben Bilbo nieder und betrachtete heimlich meine Hände. Allerdings deutete nichts mehr auf die Leidenschaft hin, welche eben noch zwischen uns geherrscht hatte. Nichts außer Thorins Blicken in meine Richtung. Konnte dieser Zwerg sich denn mal entscheiden? Erst hasst er mich für etwas, an dem ich kaum Schuld habe und dann ist er auf einmal wieder wie damals? Ewig würde ich das nicht mitmachen. Ich musste also dringend mit ihm reden. Aber nicht heute. Und schon gar nicht hier.
DU LIEST GERADE
Bei Durins Barte
FantasyVor vielen Jahrtausenden verbannt, wird ihre Hilfe jetzt benötigt. Doch spaltet das die Bewohner Mittelerdes. Kann man ihnen wirklich vertrauen? Oder warten sie nur auf ihre Chance sich zu rächen? Werden sie am Ende mehr Tote hinterlassen als Lebend...